Kapitel 55

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Ich schlenderte durch Felix' Wohnung, begutachtetete die vielen Bilder in seinem Flur. Jedes Bild zeigte einen besonderen Moment. Auf manchen war er mit zu sehen, auf manchen bloß die Natur oder seine Freunde und Familie. Ich spähte im Vorbeigehen an den verschiedenen Räumen, deren Türen offen standen, in diese hinein.
An Felix' Aufnahmezimmer blieb ich stehen. Sein Schreibtisch war zugestellt mit Müll, schmutzigem Geschirr und Unterlagen. Ein Seufzer entfuhr meinen Lippen. Und um ihm etwas Gutes zu tun, begann ich in diesem Zimmer aufzuräumen. Ich begann das Geschirr in die Küche zu räumen und abzuwaschen. Danach stellte ich dies in die Küchenschränke. Ich begab mich zurück in sein Aufnahmezimmer und legte die Unterlagen auf einen Stapel um sie dann sorgfältig in eine Schublade seines Schreibtisches zu legen. Ich öffnete die Schublade, wollte soeben die vielen Papiere in diese legen, als mir ein kleines Buch auffiel, welches mutterseelenallein dort drinnen lag.
Es weckte mein Interesse, ich legte die Papiere zurück auf den Tisch, und nahm das kleine Buch aus der Schublade in meine Hände. Ich war eigentlich nicht die Art von Mensch, welche in Bücher und privatem Eigentum anderer schnüffelt, doch dieses kleine Büchlein ließ meine Aufmerksamkeit nicht los. Sanft strich ich über den Mantel des Buches, er war etwas verstaubt. Ich öffnete es, mir kam direkt eine beschriebene Seite entgegen.

»Liebes...ach vergiss es, so will ich gar nicht erst anfangen. Ich komme auch direkt zu dem, was ich hier festhalten will.
Hope ist weg, sie ist einfach weg. An dem Tag ihres Verschwindens bin ich zu ihr gefahren, zu ihrem Haus, in der Hoffnung sie seie daheim...«, es war Felix' erster Eintrag.

Die Einträge von denen Felix mir erzählt hatte. Das waren sie. Die Gedanken die er aufschrieb während ich weg war.
Ich hätte nicht weiterlesen sollen, doch ich tat es einfach, obwohl mir so schien, als würde ich Felix in irgendeiner Weise hintergehen.

»Ich fand niemanden vor, außer ihrer Mutter, welche genauso aufgewühlt war, wie ich es war. Doch auch sie wusste nicht wo Hope abblieb. Am Abend rief ich bei ihr an, sie ging nicht an ihr Handy. In der vergangenen Zeit kein Lebenszeichen von ihr. Ihre Mutter alarmierte die Polizei, denn wie von Hope, war auch von dem Freund ihrer Mum keine Spur...«

Eine Träne fand ihren Weg zu meinem Kinn, eine nach der anderen.

»Ich bekam noch mit wie die Polizei mit ihr über Steve redete, bevor ich dann zurück nach Hause fuhr.
Nun ist schon eine ganze Woche rum, niemand hat etwas gesehen, niemand weiß etwas. Ich fühle mich einsam, einsam ohne sie. Sie fehlt überall. Ich vermisse ihre liebliche Stimme, wie sie meinen Namen sagte, wie sie redete, wie sie so vollkommen sie war...«

Ein schluchzen meinerseits erfüllte den sonst so stillen Raum. Dies hatte er tatsächlich geschrieben. Es war seine Handschrift, seine Gedanken, seine Gefühle.
Ein Moment der Stille trat ein, als ich mein Schluchzen stoppte. Ich fuhr mit meinen Fingern die Schriftzüge nach.

Ein Knacken ließ mich erschrecken. Ein Knacken, welches von der Haustür kam. Kein Schlüsselknacken wenn sich das Haustürschloss öffnete, nein. Ein Knacken welches sich anhörte als ob jemand das Schloss aufbrechen wollen würde.

"Oh Hope, nun bist du ganz allein...", hörte ich eine vertraute Stimme vor der Haustür sagen. Eine mir zu vertraute Stimme.

Steve. Er war es. Ganz sicher.

Mein Herz raste, mein Atem ging schneller, meine Gedanken wurden wirrer.
Was sollte ich tun?
Ich war allein.
Allein.
Wie richtig er lag.

Ich hastete mit dem Buch die Treppe zu Felix' Wohnzimmer hinauf, so lange mir noch Zeit blieb mich irgendwo zu verstecken, und Steve noch nicht in der Wohnung angelangt war.
Die Chance, dass mir noch etwas Zeit erspart bliebe, bis er mich fand, war für mich damals logischer, wenn ich mich oben verstecken würde.

HopeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt