Kapitel 22

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-Donnerstag-
Die Videodays würden morgen beginnen und jetzt drehte sich mein Magen erstrecht um. Es war eine Mischung aus Angst und Vorfreude dort viele Menschen zu treffen, unter anderem ja auch eine Menge von Felix' Freunden.

Am Nachmittag klingelte mein Handy.
'Felix' wurde angezeigt.
Lächeln hob ich ab.
"Hey", begrüßte ich ihn.

Ein freudiges "Hey" kam von ihm.
"Ich wollt dir bloß ein paar Infos durchgeben. Aber als aller erstes ist es wichtig, dass du noch vor heute Abend deinen Koffer gepackt hast. Ich hab ein Hotelzimmer gemietet, Doppelbett, schöne Aussicht auf die Lanxess Arena, damit wir die ganzen Fans beobachten können, die sich schon Morgens um 6 in die Schlange stellen.
Als nächstes, ich hol' dich heut Abend um Punkt 18 Uhr ab, also sei fertig wenn ich da bin, sonst macht deine Mutter aus mir wieder gelöcherten Käse. Dann musst du ihr noch berichten was ich mit dir vor habe, sonst köpft Sie uns erstrecht. Und falls du das alles überlebst, wovon ich mal stark ausgehe denn sonst müsste ich das Doppelbett alleine in Beschlag nehmen, verbringen wir die nächsten Nächte im Hotelzimmer damit wir auch schneller und eher an der Lanxess Arena sind, und auch schneller und eher nach dem ganzen Auflauf wieder zurück kommen ohne dass Zuschauer direkt wissen wo unsere Häuser platziert sind.", er ratterte alles so schnell runter, dass ich kaum mitkam, aber doch alles verstand.

Ich nickte bloß, bis ich bemerkte dass er dies ja nichtmal sehen konnte.
"Ähm, ja okay. Bis heute Abend.", stammelte ich und legte auf.

Und als man schon vom Teufel sprach, parkte soeben das Auto meiner Mutter in der Garage. Diese hatte wieder ihren bezaubernden Steve im Schlepptau. Bezaubernd hieß dann auch wohl eher nervig und abstoßend.
Das mit der Ohrfeige hatte ich ihr übrigens weder verziehen, noch hatte ich drüber hinweg gesehen.
Und damit ich mich nicht direkt ihrem Zorn auslieferte, entschloss ich mich vorerst dazu meinen Koffer zu packen. Dann hätte sich das schon mal erledigt.

Ich warf alles hinein wovon ich dachte, dass ich es gebrauchen könnte.
Dazu noch ein paar Anziehsachen, Unterwäsche und einen schwarzen, oben abgerundeten Hut, den ich am morgigen Tag tragen wollte.
Als nächstes kümmerte ich mich darum, was ich alles an Accessoires, Schminke und sonstigen Krempel mitnehmen sollte. Mein Ladekabel durfte auf keinen Fall fehlen.
Ich kramte suchend nach weiteren nötigen Dingen durch meine Schrankschubladen in meinem Zimmer, die sich an bzw. In meinem schminktisch befanden.
Mein Blick blieb an einer Packung Kondome kleben.
Ich streckte meine Hand nach ihr aus, doch bevor ich sie berührte zuckten meine Finger zurück und meine Hand formte sich zu einer Faust.
Ich war mir unsicher ob ich sie mit einpacken sollte.
Ich wollte nicht mit Felix schlafen, doch irgendwie wollte ich es schon. Ich war zwischen zwei Stühlen gefangen. Der eine nannte sich Freundschaft, der andere Beziehung, oder in meinem Fall der "one-night-stand-oder-doch-beziehungs"-Stuhl.
Im Endeffekt ließ ich die Packung doch zur Sicherheit mit in meinen Koffer wandern. Ob ich sie jedoch gebrauchen würde, ließ ich mal offen stehen.

-17:50h-
Ich sprintete die Treppe so weit wie möglich ohne zu fallen runter. Mein Koffer erschwerte mir den Gang.
Unten traf ich noch mal auf meine Mum und ihren Freund.
Beide saßen auf den Küchenstühlen und unterhielten sich über Steuern und Finanzen oder so etwas ähnliches.

"Wohin des Weges?", meine Mutter schien äußerst interessiert über mein Gepäck. Sie starrte zu mir hinüber als würde ich aussehen wie eine Vogelscheuche.

"Videoday, Felix, Wochenende, ich fahr gleich weg.", stotterte ich vor mich her und griff eine meiner Jacken von der Gaderobe. "Wir sind am Sonntag wieder zurück."
Sie nickte bloß stumm und ein raues Lächeln überkam meine Lippen als es hinter mir an der Tür klingelte.
Mit einem Ruck öffnete ich sie, ein großgewachsener Körper stand vor mir.
"Guten Abend, Herr von der Laden.", lachte ich zu ihm hinauf.
"Guten Abend, Frau Winter.", erwiderte er mir in einem edlen Ton.
Ich verabschiedete mich noch von meiner Mutter, schnappte nach den Koffern und lief mit Felix zu dem Taxi, mit dem er gekommen war.

"Wow...das Zimmer ist wunderschön.", verblüfft schweiften meine Blicke durch die Räume des Hotelzimmers. Das Doppelbett lud quasi zum darin schlafen ein, es machte einen flauschigen und warmen Eindruck. Der Ausblick auf die Lanxess Arena war super und das Bad war vor Eleganz kaum zu retten. Einen wahrer Traum.
"Dir gefällts also?", hörte ich seine warme Stimme direkt hinter meinem Körper.
"Gefallen? Ich liebe es!", voller Glück strahlte ich zu ihm hoch.

Unsere zweite gemeinsame Nacht in einem Bett. Die Nacht zog durch Köln und die Dunkelheit durch unser Zimmer. Er schlief tief und fest, ich hingegen dachte nach über die kommenden Tage. Innerlich freute ich mich jedoch schon die ganzen Fans oder Besucher von unserem Zimmer aus sehen zu können.
Meine Gedanken wendeten sich von dem Videoday ab zu der Sache zwischen Felix und mir.
Ich wusste immer noch nicht weiter.
Ich wusste nicht was ich tun sollte.
Seine Worte hallten mir durch den Kopf.
»Doch um die Liebe kommst du auch nicht drum herum, sie trifft dich wie ein Blitz.«
Wie recht er doch hatte. Meine ganzen anti-komplexe gegenüber Trennung, Schmerz, dem alleine sein gingen mir schon selber auf den Keks.
»Du stehst dir selber im Weg, niemand anders!«, waren seine Worte.
Vielleicht war dies der Grund wieso ich Angst davor hatte Felix zu gestehen dass ich das selbe empfand wie er?
»Deine Ängste können doch nicht über dich bestimmen, Hope.«, waren seine Worte.
Er hatte mit Abstand viel zu oft recht.

Am Morgen sah ich ungeduldig wie ich war in meinem Schlafpolunder aus dem Fenster. Die Frühaufsteher unter den Fans sammelten sich in Reihen an den Eingängen der Lanxess Arena.
Und da Felix in der Frühe noch schlief, besorgte ich uns unten am Buffet direkt Frühstück, nachdem ich mich umgezogen hatte.

Mit einem Tablett beladen mit Brötchen, 2 Gläsern Orangensaft und ein wenig Aufschnitt, balancierte ich durch das Hotelzimmer. Ich lud unser Frühstück auf meinem Nachtschränkchen ab.
"Guten Morgen, Felix.", versuchte ich ihn zu wecken. Er knurrte nur ein "ich will nicht aufstehen" vor sich hin und muckte sich kein Stück.
"Felix, es ist 9, wenn du gleich nicht aufstehst und frühstückst schaffen wir es nicht mehr pünktlich zur Arena.", trällerte ich gut gelaunt weiter und verschwand mit meinem Schminkkram im Bad.

Als ich dann unser "Schlafzimmer" betrat, saß der Morgenmuffel bloß auf unserem Bett und aß genüsslich seinen Teil des Frühstücks.
Immer noch fand ich es komisch das Bett als "unseres" zu bezeichnen.

Ich platzierte meinen Körper mit einem fetten Grinsen neben seinem und aß hungrig mit.

"Wie läuft die ganze Sache jetzt gleich ab?", fragte ich mit vollem Mund und sah in seine Augen. Sie strahlen so blau wie das Meer.

"Ich bestell gleich ein Taxi, wir fahren an den Fans vorbei in die Tiefgarage, dort werden wir wahrscheinlich schon von meinen Freunden erwartet und dann kann der ganze Spaß beginnen.", erklärte er schmatzend und trank später einen Schluck Saft nach.

HopeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt