Kapitel 43

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Ein ganzes Jahr und 3 Monate.
Ein ganzes verdammtes Jahr.
So eine lange Zeit.
Ich wurde noch mutiger, ich versuchte bei jedem mal auf mich aufmerksam zu machen.
Ich versuchte mich ihm zu widersetzen.
Dies führte zu mehr Kontrolle, verriegelte Fenster, kaum Tageslicht und Fesseln.
Diese verfluchten Fesseln.
Ich hasste sie so sehr.

Das Schloss an meiner Tür knackte, die Tür wurde geöffnet.
Er stand mit seiner vollkommenen Gestalt vor mir, ich saß am Boden, meine Hände zusammengeknotet, meine Füße ebenfalls.
Abwertend sah ich zu ihm hinauf.

In den letzten Monaten ließ er seine Finger nicht von mir.
In den letzten Monaten erlitt ich Schmerz, mehr als je zuvor.
Seit meinem Hilfeschrei, veränderte sich alles noch mal grundlegend.
Er wurde vorsichtiger, in seiner Handlung härter und gnadenloser.
Meine Haare kürzte er jeden 2. Monat.
Jede Woche musste ich mich dem Drogenkonsum unterziehen, mich ihm unterwerfen.
Ein Fehltritt bedeutete einen Schlag, eine Verletzung, eine Narbe, eines von diesen Möglichkeiten.
Mein Körper erschien mir nicht mehr wie mein Körper.
Mein Gesicht nicht mehr wie mein Gesicht und mein Geist vergewaltigt von dem ganzen Schaden.
Ich fühlte mich wie Mittel zum Zweck.
Ich war seine Hausfrau die er als Objekt zum Spaß haben ansah.

"Wieso hast du mich damals nicht einfach umgebracht? Du hättest mir viel erspart.", laut atmete ich aus.

"Ich wollte dich nicht umbringen.", lachte er gehässig.

"Wieso hast du, um mich zu quälen, niemanden aus meiner Familie umgebracht?", schnaubte ich.
"Immerhin hast du das damals angedroht."

"Ich hatte dich hier, bei mir. Kann mit dir machen was ich will. Hier findet mich niemand und hier findet dich niemand. Und geschreie bringt dir nichts, da die Nachbarn schon lange fort sind.", sprach er.
"Du bist mein, und so lange du mir nicht gehorchst, wirst du dieses Seil um deine Gelenke tragen.", er beugte sich zu mir runter, nahm mein Kinn in seine Hand und quetschte es zusammen.
"Du bist mein.", betonte er erneut. Sein Atem stank nach Rauch und Alkohol.

Ich zog meinen Kopf zurück, sodass mein Kinn aus seiner Hand flutschte. Er richtete sich erneut auf und verließ den Raum.
Das knacken des Schlosses ertönte und das knallen der Haustür. Dann war es ruhig.

[...]

1 Jahr und 6 Monate.
Viel zu lange.

Mein Magen knurrte, schon seit gefühlten Tagen knurrte er. Mit meinen Ohren hörte ich, wie die Haustür aufging und auch das Schloss zu meinem Zimmer knackte wieder.

Steve stand mit 2 anderen Männern in der Tür. Beide hatten dunkles Haar, einen 3 Tage Bart und waren kräftig gebaut. Ihre Muskeln könnte man durch ihr viel zu änges Shirt erkennen.

"Willst du mich hier verhungern lassen?", meckerte ich ihn an.
6 Augen lagen auf mir und meinem Körper.

"Das ist sie also.", sagte der rechte und kam parallel mit seinem "Zwilling" auf mich zu gelaufen.

"Hübsches Ding, etwas mager, aber dennoch hübsch.", sprach der andere.

"Wir nehmen sie.", sagten nun beide und beugten sich zu mir hinunter, um mich an meinen Armen nach oben zu ziehen. Meine Hände auf meinem Rücken gefesselt, gehorchen legte ich ab, gehorchen sah ich nicht mehr ein. Sollte ich doch verkommen, aufgegeben hatte ich mich schon längst.

Der, von den beiden, der Links von mir stand, zückte mehrere 500€ Scheine aus seiner Hosentasche und drückte sie Steve in die Hand.

"Hier, 5000.", fügte er hinzu und zog mich mit zur Haustür. Die Fußfessel besaß ich seit 2 Wochen nicht mehr, ich stand kaum auf.

"Ich hatte meinen Spaß mit ihr, lange genug. Hab nun andere Pläne, die ist nur noch 'ne Last.", sagte Steve stolz und klopfte dem rechten auf die Schulter.

Der linke hielt mir den Mund zu, während er mich in einen schwarzen Van zerrte und auf den Rücksitz setzte. Die Scheiben waren abgedunkelt, sodass man mich von außen nicht sehen konnte.
Er stieg mit dem Rechen in den vorderen Teil des Vans, sie winkten Steve noch kurz zu und drückten dann auf's Gaspedal.

Meine zerrissenen Sachen hingen an mir runter. Die Kinderhosen deprimierten mich und die dünne meine Arme und meines Bauches ließ mir schlecht werden. Die Fahrt schien unendlich zu dauern.
Steve hatte mich verkauft.
Er hatte mich einfach so verkauft.
Menschenhandel.
Noch einen Grund mehr ihn zu hassen.

An einem abgelegenen Rastplatz hielten wir an. Die beiden Kerle mussten sich entleeren und ich blieb still schweigend auf dem Rücksitz sitzen.

Wir fuhren weiter, zentraler in Köln hinein.
Ich wusste nicht was sie vorhatten.

HopeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt