Kapitel 21

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Als ich die Schranktür aufschloss und mein Zimmer betrat, stand Felix, nur mit einem Handtuch um seiner Hüfte, entgeistert in meinem Zimmer.
Dazu kam noch, dass ich meinen Blick kaum von seinem Oberkörper abwenden konnte. Er hatte zwar kein Sixpack, doch das stellte ich auch überhaupt nicht in Frage, damit ein Oberkörper gut aussehen konnte.

"Hast du vielleicht ein paar frische Sachen für mich?", versuchte er meinen Blick abzuwenden.

"Ja, Moment, deine Sachen von dem Tag als wir die Blumen eingegraben haben müssten noch hier sein.", stotterte ich vor mir hin und verschwand wieder im Ankleidezimmer. Dort kramte ich meine Schubladen durch. In eine der letzten übrigen, fand ich schließlich seine Sachen.

Mit einem kurzen Lächeln drückte ich sie ihm in die Hand, worauf er zurück ins Bad lief um sich umzuziehen.
Und auch, wenn ich nicht wusste was da zwischen uns war, war mir wohlig zumute.

Es waren bloß noch wenige Tage bis zu den Videodays übrig. Um genau zu sein, es waren nur noch 2. Mittwoch, also heute, und Donnerstag.

Felix' besuchte mich beinahe tagtäglich. Ich war glücklich drüber, denn seine Anwesenheit wirkte beruhigend auf mich. Bei jedem Mal fühlte ich mich sicher.

"Bist du schon aufgeregt?", fragte er mich neugierig. Seine Blicke musternden mich, wie ich auf der anderen Seite meines Bettes saß und die Kommentare unter seinem ersten Vlog laß.

"Schon irgendwie...ich war noch nie auf so einem Event.", antwortete ich konzentriert.

"Wie Felix immer den Namen von Hope in's Deutsche übersetzt und sie damit ärgert.", las ich vor und musste lachen. Ihm entkam ebenfalls ein Lachen. Ich spürte wie seine Blicke wieder auf mir lagen.

Ich las weitere Kommentare vor.

"Ich wette die sind zusammen."

"Ich kann sie nicht leiden."

"Das Mädel ist komisch."

Immer wieder las ich diese Sätze. In der Hinsicht auf der Beziehung von Felix und mir, es war immernoch nicht mehr als Freundschaft. Es passierte auch nichts großartiges.
In der Hinsicht auf dem Rest, naja, da enthielt ich mich mit meinen Gedanken.

Ein Kommentar jedoch, ließ meine Glückseligkeit noch ein Stückchen wachsen.
Es lautete:
"Ich freue mich so sehnlichst darauf euch auf den Videodays zu sehen."
Dieses 'euch' in diesem Satz, ließ mich wieder nachdenklich werden.

"Hey, hier freut sich jemand 'uns' auf den Videodays zu sehen.", ich lugte zu ihm rüber. Unsere Blicke trafen sich, woraufhin wir beide anfingen zu lächeln.

"Siehst du, ich bin nicht dein einziger Fan.", protzte er vor sich hin.

"Du bist also mein Fan, ja?", hinterfragte ich.

"Wenn ich nicht auch ein kleiner Fan von dir wäre, hätte ich dich sonst geküsst?", gab er mir als Antwort.
Ich schwieg und sah weiterhin zu ihm rüber. Ich presste meine Lippen zu einem schmalen Strich zusammen und wandte meinen Blick knapp wieder ab.

"Wenn das so ist, bin ich ja auch ein Fan von dir. Schließlich warst du an der Sache ja nicht allein beteiligt.", kam von mir zurück. Ich hörte wie er lächelte.
Und so war das Thema auch schon durch. Wir waren die Art von Menschen, die miteinander über die verschiedensten Themen reden konnten, und das von eine Sekunde auf die nächste. Genauso gut waren wir darin, Themen einfach abblitzen zu lassen nachdem wir ein paar Sätze drüber gewechselt hatten. So wie nun gerade.

Am frühen Abend fuhr Felix etwas eher nach Hause, er meinte seine Eltern schoben schon Stress auf Grund seines versäumten Abendessens mit der Familie, wenn er bis spät am Abend noch bei mir war.
Durch das Küchenfenster sah ich ihn noch mit seinem Board nach Hause rauschen. Und selbst wenn ihm der Wind seine Frisur zerstörte, sah er noch gut aus.

Oben angekommen legte ich mich direkt in's Bett, las noch ein paar offene Nachrichten, bis ich dann mit meinem Handy in der Hand wegdemmerte.

Mein Traum war schrecklich.
Ich träumte, dass Felix verschwand. Einfach so, ohne etwas zu sagen. Ohne mir auch nur eine Nachricht zu hinterlassen, ein Hinweis mit dem ich etwas anzufangen wüsste. Nichts.
Er ging nicht an sein Handy, noch kam irgendwas von ihm auf seinen ganzen Social-Network-Accounts. Es war so, als wäre er tot, vom Erdboden verschluckt, entführt worden. Sein Haus, indem er mit seiner Familie wohnte wurde urplötzlich abgerissen in ganzen Stücken. Alle Möbel wurden verschrottet und ich sah in dem ganzen Schutt und Asche bloß noch seine Zimmertür,mit der Großschrift "Felix", liegen.

Ein fürchterlicher Traum, in dem ich weinte ohne Ende. Nicht nur weil ich mir Sorgen um meinen besten Freund machte, sondern auch weil ich den Jungen verloren hatte in den ich unsterblich verliebt war.

HopeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt