Kapitel 46

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Ich löste mich von ihr, wischte ihr ihre letzten Tränen aus den Augenwinkeln.

"Hope, es tut mir alles so leid, so verdammt leid, ich liebe dich mein Kind...was für eine Rabenmutter musste ich gewesen sein dich geschlagen zu haben? Oh mein Kind...", sagte sie und hielt sich ihren Kopf.

"Mum...du konntest ja auch im Grunde nicht viel für deine Ausraster, Steve hat dir ja Dro-"

"Bitte, sprech dieses Wort nicht aus.", sie fing wieder an zu schluchzen.
"Es ist nun vorbei, du bist hier, ich nüchtern und alles wird wieder gut...", fuhr sie fort und schloss mich erneut in ihre Arme.

[...]

Meine Mutter tippte auf dem Haustelefon herum.

"Es wird Zeit Felix anzurufen. Ich glaube nämlich die Polizei hat dies vergessen.", sprach sie und legte sich das Telefon an ihr Ohr.

"Felix, Hope ist zurück.", ihre Zimme wurde ungewohnt zittrig, als sie diese Worte aussprach.
"Willst du...?", setzte sie gerade an doch schaute dann verdattert auf das Display des Telefons.
"Er hat einfach aufgelegt.", ihre Augenbrauen zog sie entsetzt nach oben.

Ich gab daraufhin bloß ein leises "Mhm" von mir, doch innerlich fragte ich mich, wieso er dies tat.

Für mich hieß es nun: viel essen, gesünder aussehen und warten. Warten darauf, dass sich alles wieder einspielte, so wie es mal war. Warten darauf, dass Steve und die beiden anderen Dreckskerle in den Knast wandern auf ewig.

Das laute Schellen unserer Türklingel riss mich aus meinen Gedanken. Mein Kopf schnellte auf und meine Augen wanderten zur Tür. Ich erkannte eine große Gestalt hinter dem verzerrten Milchglas.
Meine Mutter rauschte an mir vorbei und drückte die Klinke der Tür hinunter.
Neugierig stand ich von meinem Sitzplatz, auf den ich mich wieder gesetzt hatte nachdem meine Mutter und ich uns so zu sagen "versöhnt" hatten, auf und tapste in den Flur, von wo ich diese Person, die nun keuchend vor der Tür stand, genau erkennen konnte.

Felix.

Er hatte also aufgelegt um so schnell wie er konnte hier her zu fahren.
Doch sein Haus war doch nicht weit von hier entfernt, wieso war er dann so erschöpft?

Als er mich bemerkte, durchbohrten seine blauen Augen mein Ich.
Ich, wie ich so da stand, knochendürr, noch immer in irgendwelchen Lumpen und einer Hose, von der ich mir wünschte, sie wäre mir zu klein.
Ich, wie ich so da stand, mit den Zeichnungen von Steve an meinem Körper, mit meiner viel zu blassen Haut.
Ich, wie ich so da stand, und meine kurzen Haare mir zerzaust ins Gesicht fielen.
Ich, wie ich mich einfach nicht mehr wie ich selber fühlte, aber doch irgendwo ich selber war.

Er musterte mich ausgiebig, bis er wirklich realisieren konnte, dass ich es war.

Ich, die über ein ganzes Jahr verschwunden war. Die die Hölle durchgemacht hatte. Die aber nun zurück war, zurück und dabei alles zu verarbeiten und wieder neu aufzublühen.

"Hope...", krächzte Felix leise. Meine Mutter, die vor ihm stand, ging einen Schritt bei Seite, um ihn ins Haus zu lassen.

Mit langsamen Schritten näherte er sich mir, seine Blicke bohrten weiterhin.

Ich rührte mich nicht, ich musste vorerst realisieren, dass es wirklich Felix war, der nun vor mir stand und auf mich hinab sah.

Felix, mit seinen blauen Augen die einem Ozean gleichten.
Felix, mit seinem spitzbübischen Lächeln, welches ihm immer bis über beide Ohren reichte.
Felix, wie er so da stand, und seine Augen mich groß ansahen und sich mit Tränen füllten.

Ich lächelte ihn an, wie lange hatte ich nicht mehr gelächelt. Ehrlich gelächelt.
Dieses Lächeln von mir war es, dem gleich welches ich auch meiner Mutter schenkte, als ich sie wieder sah.
Auch meine Augen füllten sich mit Tränen, eben wie seine.
Er beugte sich zu mir hinunter um mich zu umarmen, dies jedoch langsam und vorsichtig, dabei musste er keine Angst haben mich zu zerbrechen.
Ich zerbrach nicht mehr, ich baute mein Gerüst wieder auf.

Bevor seine Hände auch nur meinen Körper erreichen konnten, zog ich ihn in eine Umarmung. Ich umklammerte mit meinen Armen seinen großen und schlaksigen Körper.
Ich sog seinen Duft ein, er roch so gut wie jedes Mal, wenn ich ihn traf.
Ich fühlte eine heiße Träne, welche auf meine Haut platschte.
Er schluchzte, ebenso wie ich anfing zu schluchzen.

"Wie lange hab ich mir gewünscht dich wieder zu sehen.", hauchte er gegen meine Haut.
"Und nun...", sprach er noch und drückte mich fester an sich.
Nachdem er dies tat, gab er mir noch einen langen Kuss auf meinen Scheitel, und legte seinen Kopf wieder auf meine Schulter.

Nach einer Ewigkeit die wir so verharrten, lösten wir uns von einander.
Ich sah zu ihm auf, er zu mir hinunter.
Seine Hand legte er auf meine Wange und fuhr mit seinem Daumen über sie. Er sah mich einfach nur an, und ich sah ihn einfach nur an.
Wohlige Gefühle machten sich in mir breit, ich genoss seine Berührungen, weshalb ich meine Wange in seine Handfläche drückte und meine Augen für einen kurzen Augenblick schloss.

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Guten Morgen meine lieben Joonges!☀️
Dieser Teil ist so episch, hach...
Das Wiedersehen🙊💙

Werde heute Abend eventuell noch einen Teil schreiben, den ich dann, wenn es gut klappt, heute noch zu lesen bekommen werdet.

Und yes, ich verabschiede mich dann mal wieder.😄

Tschüüüüüüüüß🙌

HopeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt