Kapitel 48

3.1K 168 2
                                    

Nachdem wir zusammen gegessen hatten, redeten wir noch eine Weile.
Wir redeten über Gott und die Welt.
Über vergangene Zeit.

Kurz vor Mitternacht legten wir uns schlafen.
Ich spürte wie er einen Arm um mich legte, mich näher zu sich zog.
Stirn an Stirn gelegt lagen wir nun da, in meinem Bett, und niemand von uns machte auch nur den Anschein danach es ändern zu wollen.

"Danke.", flüsterte ich, während ich schon leicht wegdämmerte.

"Wofür?", hörte ich Felix' Stimme.

"Dafür, dass du hier bist.", sagte ich noch leise, bevor ich einschlief.

»Ich rannte. Rannte endlose Gassen entlang, verfolgt von ihm. Von Steve. Von einem Kerl, den ich hasste, vor dem ich Angst hatte, dem ich nie wieder begegnen wollte. Es schien mir, als käme ich nicht voran. Als würde ich auf einer Stelle laufen, und die Gasse vor mir sich immer weiter in die Länge ziehen.
Er packte mich, warf mich zu Boden auf den eiskalten Asphalt. Mein Kopf prallte auf das harte Stein. Eine warme Flüssigkeit lief meinen Hinterkopf hinab, als ich versuchte mich aufzusetzen.

"Schluss mit weglaufen.", sagte er und die beiden anderen Männer vom Handel traten hinter seinem Rücken hervor.

Ich hörte ein schrilles Geräusch, sah wie Steve ein Messer aus seiner Hosentasche zog. Ein Klappmesser. Die Klinge glänzte im restlichen Licht der gerade untergehenden Sonne. Er schritt langsam auf mich zu. Als er vor mir angekommen war, griff er nach meinem Arm und zog mich nach oben. Mein Atem ging schnell, viel zu schnell. Ich hatte solche Angst. Er setzte das Messer an meiner Kehle an und zog es ohne auch nur ein einziges Mal zu zögern durch.«

Schweißgebadet schreckte ich auf.
Ein Albtraum.
Ein Albtraum.
Bloß ein Albtraum.

Mein Herz pochte wie verrückt, einatmen, ausatmen.
Das Licht, welches von den Straßenlaternen im düsteren Köln, durch die Rolladen schien, erhellte mein Zimmer ein wenig.
Ich zuckte zusammen, als ich eine Hand auf meinem Rücken vernahm. Felix' Hand.
Er setzte sich zu mir auf und sah mich besorgt an.

"Hey...beruhig dich...", flüsterte er in mein Ohr und küsste meine Schläfe.

Meine Haut kribbelte, als seine Lippen sie berührten.

Mit einer Hand wischte er mir eine Träne von meiner Wange, die ich nicht einmal selbst bemerkt hatte.

"Ich hab dich geweckt, tut mir leid.", entschuldigte ich mich bei ihm und stützte meinen Kopf in meine Hände.
"Ich hab von Steve geträumt, er hat mich umgebracht, er...Felix es hat sich so real angefühlt...so echt...", redete ich in meine Handflächen.

"Ich lasse nicht noch mal zu, dass dir jemand weh tut, verstanden? Nun bin ich da...und wenn du erst mal bei mir wohnst sind auch die anderen für dich da...dauerhaft.", er versuchte mich zu beruhigen.

Ich richtete meinen Kopf wieder auf und lächelte ihn schwach an.
Laut atmete ich aus.

"Ich bin da...", wiederholte er sich und küsste meine Schläfe erneut.

Wieder kribbelte alles. Ein schönes kribbeln.

"Du solltest versuchen weiter zu schlafen, sonst bist du später nicht fit.", sprach er mir zu.

Ich legte meinen Körper zurück nach hinten auf die Matratze. Felix tat es mir gleich.
Unsere Köpfe senkten sich in das fluffige Kissen. Ich schloss meine Augen, lauschte dem vorbei rauschenden Autos von draußen.
Ich merkte wie Felix einen Arm um mich legte. Mich in Sicherheit wog.
Noch eine Weile hörte ich das Rauschen der Autos, welches vorbei zogen, bis ich letztendlich wieder einnickte.

Am Morgen wurde ich durch Luft wach, die mir ins Gesicht gepustet wurde.
Als ich meine Augen öffnete, erkannte ich, dass Felix Kopf direkt an meinem lag. Unsere Nasenspitzen berührten sich beinahe, sein gleichmäßiger und warmer Atem prallte auf meine Haut. Seinen Arm merkte ich noch immer um meine Hüfte.
Ein Gefühl von Geborgenheit stieg in mir auf.
Ich fühlte mich ebenso sicher.
So sicher, wie ich mich lang nicht mehr gefühlt hatte.

Felix schlief noch tief und fest. Seine Augenlider zuckten hin und wieder, während er träumte.
Ja, ich hatte ihn beobachtet, und das eine gute lange Zeit.
Er sah niedlich aus, wenn er schlief.
Er sah niedlich aus, wie er so vor sich hin träumte und seine Lippen hin und wieder leicht zuckten, gleich seinen Augenlidern.

Es klopfte leise an der Tür, sie wurde von meiner Mutter geöffnet.
Sie spähte ins Zimmer.

"Wenn ihr frühstücken wollt, unten steht alles bereit. Der Tisch ist gedeckt.", sagte sie und wurde zum Ende hin leiser, als sie bemerkte dass er noch schlief.
"Ich bin dann mal arbeiten, hab einen neuen Job, Kanzlei...", flüsterte sie und zwinkerte mir zu. Mit einem Lächeln auf ihren Lippen verschwand sie dann wieder.

Dass ich nicht in die Uni musste war für mich klar, nach all dem passierten Kram. Meine Mutter hatte mich für den restlichen Monat krank schreiben lassen.
Bei Felix jedoch wusste ich nicht, ob er sie überhaupt noch besuchte. Immerhin hatte er genauso wenig Lust auf Uni gehabt wie ich, und da ich weg war...
Ich hatte wirklich keinen blassen Schimmer ob er noch hin ging, doch das sollte mich nicht weiter beschäftigen.

Mit müden Augen sah ich zurück zu ihm rüber, wie er dort lag, so seelenruhig und schlummernd.

________________________

Guten Morgen liebe Joonges!🌸
Neues Kapitel, yes!✌️
Wie immer heißt es, Ideen und Vorschläge in die Kommentare!💪☀️

xoxo

HopeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt