Kapitel 35

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Hope's Sicht:
Zwei ganze Wochen und drei Tage verharrte ich nun in dieser Bruchbude.
Eine ganze Woche ohne Felix, ohne richtiges Tageslicht, in der Dunkelheit.
Eine ganze Woche ohne Kontakt zur Zivilisation.
Eine ganze Woche in der ich unter Schmerzen litt. Schmerzen, die er mir zufügte, da ich nicht gehorchte, nicht gehorchen wollte.
Das Endergebnis des Weigerns, ein Körper mit blutergüssen, blauen Flecken überhäuft. Doch was er an dem heutigen Tage tat, das würde ich im Leben nicht vergessen.

Der Tag fing normal an, so wie die sonstigen auch. Er kam mittags in die Wohnung.
Durch das verschwinden meines Zeitgefühles musste ich den Mittag selber ausmachen. Ich orientierte mich an der Sonne am Himmel, die gegen Mittag am kräftigsten schien und am höchsten Punkt stand. Oder ich orientierte mich an der Helligkeit der Lichtstrahlen die durch die heruntergefahrenen Rollladen schienen.

Wenn man lange Zeit weg vom Fenster ist, weg von der Außenwelt, dann wird man irre, erfindet Tricks, grübelt Ideen aus.

Jeden Mittag schloss er um die selbe Zeit die Tür auf. Er kam keine Minute zu spät, zumindest glaubte ich dies.
Er knallte seine Arbeitstasche jedes Mal auf die Sitzbank des Esstisches, danach schloss er mit einem Schlüssel die Tür zu dem Raum auf, indem ich mich aufhielt.

An Timing mangelte es ihm nicht.

"Wie lange willst du mich hier noch verkommen lassen? Hast du dir auch nur mal überlegt langsam mal meine Mutter anzurufen?", sagte ich voller Gelassenheit.
Die Fesselnummer hob er auf, als Gegensatz hatte er dieses verdammte Schloss an der Tür angebracht.

"Die Bullen sind fast rund um die Uhr in euerm Haus, deine Mutter wohnt momentan in einem Hotel. Die beschatten die Telefone, deins, das deiner Mutter und das Haustelefon. Das wäre zu riskant.", seine tiefe Stimme wurde unheimlicher denn je.

"Woher weißt du diesen ganzen Mist?", ich.

"Hab da meine Leute."
"Was soll ich nur mit dir anstellen? Du kostest mich Zeit und Geld. Das Lösegeld kann ich von deiner Mutter nicht anfordern...", er fing an zu grübeln.
"Laufen lassen kann ich dich auch nicht...du würdest dein großes Maul nicht halten können."

"Dann bring mich halt um?", fragte ich voller Sarkasmus.

"Das würde mir bloß noch mehr Ärger bringen, zumal ich dann keinen Spaß mehr mit dir haben könnte.", er.

Mit großen Augen sah ich zu ihm rüber. Geschockt und verwirrt von dem was er gesagt hatte.
"Keinen Spaß mehr"
Was zum...

"Warte hier.",er.

"Als hätte ich eine Wahl.", rief ich ihm hinterher und sah zu wie er das Zimmer verließ. Die Haustür war mit einem Brett abgeriegelt, zudem hing noch ein dickes Schloss daran. Er musste wohl echt Angst gehabt haben, ich würde ihm entkommen.
Ich hörte ein Tütchen rascheln, darauf wie er eine Nummer wählte.

"Ja, ich bräuchte dringend die Nummer von Felix von der Laden.", ein Lachen entfuhr seinen Hals.

Er wollte Felix anrufen.
Er wollte ihn erpressen.
Dies waren meine Gedanken.

Er drückte den "Auflege-Knopf", kramte in der Küche herum und lief dann zurück zu mir ins Zimmer. In einer Hand das Telefon, in der anderen diese hautzerstörerischen Drahtseile, ein scharfes, großes Küchenmesser und ein Tütchen mit Tabletten als Inhalt. Die Fesselnummer kam zurück.

Ich stellte mich auf meine Beine, wollte vor ihm abhauen, auch wenn ich wusste, es würde nichts bringen.
Schon bevor ich die Tür erreicht hatte, schlangen sich seine Arme um meinen Bauch und er trug mich zurück ans Ende des Zimmers um mich dort zu fesseln.

"Damit du nicht auf dumme Gedanken kommst, während ich dich etwas quälen muss.", lachte er dreckig und schnürte die Seile um meine Handgelenke, band sie aneinander. Das selbe tat er mit meinen Beinen. Es schmerzte unendlich, der harte Draht bohrte sich in meinen Körper.

"Du bist ein mieser, hinterhältiger, versiffter-", er öffnete die Tüte und drückte mir 3 der Tabletten in den Mund. Seine Hände würgten meinen Hals, als er bemerkte dass ich sie nicht von allein schluckte. Er würgte immer weiter, bis ich es nicht mehr aushielt und die Drogen in meinen Körper rutschen ließ.
"Mistkerl..", beendete ich meinen Satz, atmete tief ein und aus, machte für ein paar Sekunden meine Augen zu, und öffnete sie dann wieder.
Mein langes Haar klemmte zwischen der Wand und meinem Körper.
Einzelne Tränen liefen mir über meine Wangen.

"Jetzt wollen wir deinen Freund mal zum kochen bringen.", wieder lachte er dreckig und ekelhaft. Ich hätte ihm am liebsten ein weiteres Mal in seine Visage gespuckt.

Er tippte Felix' Nummer ein, drückte auf den grünen Knopf. Es tutete, und wenn er seine Nummer nicht auf 'Unbekannt' gestellt hatte, wäre dies ein Punkt für mich gewesen, gefunden zu werden. Doch leider war dem nicht so.
Als ich Felix' Stimme am anderen Ende der Leitung hörte, stauten sich weitere Tränen in meinem Augenwinkel. Seine vertraute, liebevolle Stimme, die ich so sehr liebte. Ich erstummte, beobachtete die Bewegungen meines Entführers. Er kniete immer noch vor mir, sah mich an während er Felix antwortete.

"Ich habe hier vielleicht etwas, was dir lieb und teuer ist.", sagte er.

"Wie meinen Sie das?", sagte Felix.

Ich spürte wie die Drogen meinen Körper übernahmen. Sie setzten sich in meinen Kreislauf. Mir wurde schwummerig, übel, um mich drehte sich alles.
Steve hielt mir den Hörer hin, wollte dass ich mit Felix sprach.

"Felix...", sagte ich mit schwacher, piepsiger Stimme.

"Hope geht's dir gut?!", er klang wütend, besorgt, voller Trauer, voller Erleichterung.

"Mir...", ich holte tief Luft um meinen Satz zu beenden. Es fiel mir immer schwerer zu reden.
"Mir...mir geht's...gut."

Er riss den Hörer wieder von mir weg.

"Wehe Sie fassen Hope an.", drohte Felix, doch Steve war dies egal.

"Du zahlst Lösegeld. 500.000€, bis in 3 Tagen auf meinem Konto. Die Bankdaten diktiere ich dir jetzt, schreib mit Bürschchen, sonst sind Drogen nicht das einzige was dein Mädchen hier verabreicht bekommt. Glaub mir, ihren Körper erkennst du schon nicht wieder. Musst wohl mit Knochen spielen, wenn du sie überhaupt zurückbekommen wirst, nachdem ich das Geld habe, mal ganz abgesehen von den schönen Farbflecken. Was eine schöne Malerei es doch am Ende ist, wenn man seine Kraft einsetzt.", er lachte, zählte seine Kontonummer auf.
Ich bestand bloß noch aus Haut und knochen, er gab mir nichts zuessen, und wenn er es tat, dann wenig.

Ich lauschte Felix unregelmäßigen Atemzug am Telefon.

"Und um dir zu zeigen, wie ernst das ganze hier ist...", er legte das Küchenmesser in seine Hand, der aktivierte Lautsprecher kam ihm zu Gunsten. Er packte das Telefon neben sich, legte es auf dem Fliesenboden ab.

"Felix ich...", stammelte ich vor mich hin. Meine Sicht verwischte immer weiter.

"RÜHREN SIE SIE NICHT AN! HOPE!", schrie Felix, Steve dachte garnicht daran dies nicht zu tun.

Er setzte das Messer an meine Halsbeuge. Ich spürte die Schärfe des Messers.
Wieder machte ich meine Augen zu, hoffte es würde so nicht so viel schmerzen.

"HOPE!", schrie Felix noch mal.

Es erklingte das schneiden des Messers.
Meine Haut brannte, mein Körper zog sich zusammen. Das frische Blut lief mein Dekolleté hinab. Ein lauter Schrei entfuhr mich. Einer nach dem anderen, es schmerzte so sehr.
Er setzte das Messer ein weiteres Mal an. Als wollte er einen Schatz kreuzigen.
Quer durch die andere Linie schnitt er meine Haut auf.

"Bitte, hör auf!", winselte ich um Gnade und schrie mir weiter meine Seele aus dem Leibe. Ich wollte in diesem Moment sterben. Ich hatte es mir gewünscht. Ich hätte keine Schmerzen mehr gehabt, ich hätte Felix nicht leiden hören müssen. Ich hätte mich Steve nicht mehr unterwerfen müssen.

Mitten in meinem Schrei legte Steve auf, ließ Felix völlig fertig am anderen Ende des Hörers zurück. Das Blut lief immer weiter und weiter.

HopeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt