Just gonna stand there and watch me burn.
"Ich kann das erklären." Nervös weicht Joshua meinem Blick aus und macht diese Unwissenheit, die nur mir zugeschrieben zu sein scheint, unerträglich. Plötzlich sehne ich mich wieder nach meinem Bett samt kiloweise Eis und verfluche alles und jeden um mich herum. Warum trifft mich jeder Blitz, der auf die Erde hinab fällt und Unheil herbeiruft? Müde von dem ständigen Drama stehe ich da und warte darauf, dass Joshua mir erzählt, wer diese Shannon ist. Ob sie weiß, was Zachary für ein Kerl ist? Dass er sich danach zu sehnen scheint seine Liebsten zu verletzen und jede freie Minute ausnutzt um diesen krankhaften Wunsch zu erfüllen? Ich seufze. Es spielt keine Rolle, ob sie es weiß. Wenn sie nur annähernd so naiv ist wie ich, wird sie ihn auch trotz dieses Wissens in ihr Herz lassen. Nein, ich bin nicht wütend auf sie. Erstens weiß sie vermutlich nicht einmal, dass es mich gibt und zweitens ist Zachary derjenige, der sich bewusst für eine andere Frau entschieden hat ohne sich vorher mit Anstand und Respekt von mir zu trennen. Oder hat er Schluss gemacht und ich habe es bloß nicht sehen wollen? Mir diesen Verlust nicht eingestanden und ihn verdrängt? Nein. Waren wir überhaupt zusammen? Okay, wir haben uns geküsst und miteinander geschlafen, aber ist das ein direktes Indiz? Wir wohnten zusammen. Andererseits kann er es sicherlich auch so auslegen, dass wir nie über unseren Beziehungsstand gesprochen haben und er sich demnach nichts vorzuwerfen hat. Eine Moralpredigt könnte ich ihm nicht halten. Er kennt keine Moral. Demnach verliere ich, wie man es auch dreht. Schon wieder. Ich schüttle den Kopf um diese Gedanken zu verbannen. Ich denke schon wieder viel zu weit. Geht es doch schon lange nicht mehr um diese verkorkste Beziehung, sondern um die Tatsache, dass wieder jeder um mich herum Informationen hat, die mir bis eben fern geblieben sind. Selbst Jess scheint von dieser Shannon gewusst zu haben. Wie kommt meine Cousine an solche Informationen? Habe ich mich so sehr vor dem Offensichtlichen versteckt? Wundern würde es mich nicht.
"Ich wollte es dir erzählen, aber.." Ich hebe die Hand, um ihn zu unterbrechen. "Aber du wolltest mich nicht verletzen? Das Typische. Also, wer ist sie und woher kennst du sie?" Wieder weicht er mir aus, versucht alles daran zu setzen mich nicht anzusehen und kratzt sich nervös am Nacken, ehe er der unausweichlichen Situation endlich ins Auge blickt. "Sie ist Mitte 20 und arbeitet im Hotel. Jess kennt sie vermutlich über Umwege durch die zahlreichen Partys in ihrem luxuriösen Haus. Ihr Vater schämt sich für sie, weshalb er ihr die Miete für das Haus zukommen lässt, damit sie nicht in seiner Nähe ist und seinem Image schadet." Da haben wir das zu tragende Päckchen dieser jungen Frau, die geradewegs in die Fänge des Teufels geraten ist. Armes Mädchen. "Ich habe sie vor drei Jahren notdürftig kennengelernt, als Zachary sie auf meiner nächtlichen Waldrunde flachgelegt hat. Seitdem ist er immer mal wieder mit ihr zu sehen gewesen. Keine Ahnung, wie er es mit ihr aushält. Sie ist wirklich nicht klüger als ein Stein und ist unheimlich anhänglich." Es sticht in meiner Brust, als er erwähnt, wie nah Zack ihr zu stehen scheint. Ich habe zwar damit gerechnet, dass sie mehr ist als eine Bekannte, aber es zu hören tut deshalb nicht weniger weh. "Und warum ist dir dann alles aus dem Gesicht gefallen, als du die Nachricht gelesen hast? Ich meine, was Zachary früher getan hat geht mich nichts an." Da Joshua wieder eine halbe Ewigkeit braucht, bis er zu Worten findet beschäftige ich mich derweil damit das Chaos in seinem Zimmer zu beseitigen und sammle die zahlreichen Zettel auf. Er hätte wenigstens noch aufräumen können, bevor er vorübergehend zu mir in die Stadt zieht. "Weil ich es dir hätte erzählen müssen." Ich öffne den Mund, um ihm zuvor zu kommen und klarzustellen, dass er nichts falsch gemacht hat und ich nicht wütend bin, da schüttelt er den Kopf und spricht mit brüchiger Stimme weiter. "Er ist ständig zu ihr abgehauen, obwohl du bereits hier gewohnt und er sich Hals über Kopf in dich verliebt hat. Ich habe es gesehen, all die Nächte und mich nicht selten mit ihm deswegen angelegt. Ich weiß nicht, was er mit ihr getan hat, aber.." Scheppernd fallen die Ordner zu Boden, die ich zuvor aufgesammelt habe und spiegeln ungefähr das wider, was meinem Herz in diesem Augenblick widerfährt. Nur, dass mein Herz noch die Schlucht hinab fällt, die sich in meinem Innern befindet und sich auf den schmerzhaften Aufschlag auf den Boden vorbereitet. Er hat mich betrogen? All die Monate und ich habe nichts gemerkt? Keine Alarmzeichen erkannt? "Heath, ich wollte es dir erzählen! Wirklich! Ich habe so oft vor deinem Zimmer gestanden und wollte es dir beichten, aber Zachary hätte mich aufgespießt." Verachtend schaue ich ihn an, lecke mir frustriert über die Lippen und versuche die Tränen zurückzuhalten. Das hat er nicht getan. Nein, nicht Joshua. Nicht er. "Ich wollte nicht.." Knurrend hebe ich den Zeigefinger und er unterbricht seinen Satz. "Was wolltest du nicht? Dass ich die Wahrheit erfahre und dir für deinen Mut danke? Oder wolltest du bloß dich selbst retten, während ich an der Unwissenheit zugrunde gehe? Wer wusste noch von ihr? Wer hat mich noch betrogen und belogen?" Eine Träne rinnt über meine Wange, doch ich beachte sie nicht weiter. Er soll sie ruhig sehen und merken, was er mit dieser Lüge angerichtet hat. "Niemand. Nur ich habe von ihr gewusst und ich wollte mich nicht retten. Ich habe ihm doch auch sonst immer die Stirn geboten, oder?" Wieder knurre ich auf, verspüre den Drang ihm eine Ohrfeige zu verpassen, doch entscheide mich dagegen. "Eben." Ich schluchze. "Du hast dich auch sonst nie für seine idiotischen Regeln und Verbote interessiert. Warum also bei ihr?" Er öffnet den Mund, doch ich schüttle bloß den Kopf. Es ist egal, was er nun sagen würde. Ich will es nicht hören. Kein Satz dieser Welt könnte das wieder gut machen, was er mir so eben gebeichtet hat. Erholsames Wochenende? Fehlanzeige. "Ich habe dir wirklich vertraut." Schluchzend verlasse ich das Zimmer und laufe nach unten. Ich darf nicht weinen, nicht schon wieder. Wenigstens dieses Wochenende sollen mir all die negativen Gedanken und Gefühle fern bleiben. Ein einziges Wochenende. Danach kann ich mich wieder wochenlang im Bett verkriechen und die Welt hassen. Weder die Welpen, noch Cody und Ethan können etwas für diese Geheimnisse und haben es nicht verdient, ebenfalls darunter zu leiden. Also wische ich mir die Tränen aus dem Gesicht, atme tief ein und setze ein freundliches Lächeln auf, mit dem ich vorschlage zum Strand zu gehen und den beginnenden Sonnuntergang zu beobachten. Dieses Mal hat Zachary keine Macht über mich. Dieses Mal nicht. Dieses Mal lebe ich weiter. Das tut er doch auch, oder nicht? Er hat mich vergessen und so werde ich es auch tun. Ihn vergessen.
"Sie sind so glücklich hier." Schwärme ich und setze mich neben Ethan in den warmen Sand. Ausgelassen toben Bayan und Cash durchs Wasser und zeigen keinen Funken von Aggression, wie sie es sonst nach kurzer Zeit tun. "Schade, dass du es nicht auch bist." Besorgt mustert Ethan mich und ich ärgere mich, ihm gegenüber trotz großer Bemühungen nichts verbergen zu können. "Das war ich, bis Joshua mich davon in Kenntnis gesetzt hat, dass ich monatelang belogen wurde." Ethan nickt, erwidert jedoch nichts weiter. Dennoch gibt er mir mal wieder das Gefühl, bei ihm sicher zu sein, ihm vertrauen zu können. Vielleicht ist das der Grund, weshalb ich mich doch dazu entschließe mein Schweigen zu brechen und ihm von Shannon und Zacharys Seitensprüngen zu erzählen. Die notdürftig getackerten Wunden reißen wieder auf und schmerzen mehr, als zuvor. Wann kapiere ich endlich, dass Zachary es nicht wert ist?
"Weißt du, manche Menschen haben einen unaufhörlichen Drang ihr eigenes Glück zu manipulieren. Sie denken, dass sie es nicht verdient haben glücklich zu sein. Vielleicht versucht Zack deshalb vor dir davonzulaufen." Ich zucke mit den Schultern. Daran glauben, dass dieser Mann solch tief greifenden Gefühle besitzt tue ich längst nicht mehr und so ist diese Theorie ebenso hinfällig wie diese Beziehung. "Ist dir an Joshua denn garnichts aufgefallen?" Irritiert ziehe ich eine Augenbraue hoch und schaue Ethan an. Aufgefallen? Dass er mich belügt? Nein. Mein naives Ich hat sich mal wieder vollkommen in einem Menschen gettäuscht. "Dass er ein Heuchler ist? Nein, leider nicht." Antworte ich knurrend und vergrabe mein Gesicht hinter meinen Händen. "Ich meinte eigentlich die Art, wie er dich ansieht." Entsetzt starre ich den Schwarzhaarigen an, der direkt zu lachen beginnt und sich herzlich an meiner Grimasse zu amüsieren scheint. "Du bist wirklich naiver, als ich dich eingeschätzt hätte. Ich meine, warum sollte er sein Leben so sehr für jemanden auf den Kopf stellen? Aus Höflichkeit? Wäre es nach ihm gegangen, würde er sicherlich allein mit dir in der Stadt wohnen. Jayden hat er doch nur gezwungen mitzukommen um auszuschließen, dass jemand Verdacht schöpft." Energisch schüttle ich den Kopf, woraufhin Ethan euphorisch zu nicken beginnt. "Dann sind selbst die Kleinen, dir einen Schritt voraus." Er zieht eine Grimasse, bevor er die Steinsammlung von Cash begutachtet, welcher mit Bayan plötzlich neben uns steht. "Wo sind wir einen Schritt voraus?" Fragt Bayan neugierig und hält seinen Stoffhund zum ersten Mal seit dem Vorfall mit Zachary nicht im Arm. "Mommy glaubt mir nicht, dass Joshua sie ganz doll lieb hat." Weiht Ethan die Beiden zu meiner Überraschung ein und fängt sich einen finsteren Blick von mir ein. Die Jungs schauen sich irritiert an, bevor sie wieder zu Ethan sehen und breit grinsen. "Das sieht doch ein Blinder mit Krückstock." Erklären beide im Chor mit einer Selbstverständnis, die mich hochrot anlaufen lässt. Zu allem Überfluss nutzen sie auch noch eine Redewendung, die Joshua ihnen noch in dieser Woche beigebracht hat. Ich muss dringend nachhause und mich unter meiner Bettdecke verstecken, darüber nachdenken und Ethan für diese Fantasie erwürgen.
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The Alpha And Me -Love The Way You Lie-
WerwolfStark und furchtlos im Sturm. Der Retter in der Flut. Ein Held. Doch die Rolle des Helden ist viel mehr als das Retten von den vermeidlich Schwachen. Was, wenn die Starken einen Helden benötigen? Nach Wochen im Koma hat sich im Rudel viel getan und...