Chapter 78

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"Ich denke nicht.." Beginnt Zack, als ich die Treppenstufen hinauf eile und vor meinen Tränen davonlaufe. "Du denkst doch auch sonst nicht nach, also wozu jetzt damit anfangen?" Gifte ich ihn über die Schulter hinweg an und werfe die Tür ins Schloss. Das Blut in meinen Adern fühlt sich an wie Feuer, während es durch meinen Körper fließt und mein Gemüt nur noch mehr zum Kochen bringt. "Du hast doch immer gesagt, dass ich mir meine Fehler eingestehen und darüber sprechen soll. Also was ist dein Problem?" Brüllt er nun und legt seine sanfte Art so schnell ab, wie sie gekommen ist. Knurrend reißt er die Schlafzimmertür auf und steht mit geballten Fäusten im Türrahmen, während ich mir die Tränen aus dem Gesicht wischen und mich zwinge, ihn nicht anzusehen und doch noch zu Ohrfeigen. Kochend vor Wut, beginne ich meine Sachen in den Rucksack zu stopfen. Ich muss hier weg. Mich hält nichts mehr an diesem Ort. Dieser bezaubernden Hülle, unter der sich die brodelnde Lava tarnt und seine Opfer nach und nach verschluckt. Schluchzend ziehe ich den Reißverschluss mit einem dunklen Knurren auf den Lippen zu und breche mein eigenes Versprechen, Zachary nicht mehr in die Augen zu sehen.
"Was mein Problem ist? Du bist mein Problem! Du und deine besserwisserische Art! Du und deine Wutanfälle! Du und.. einfach alles an dir kotzt mich an!" Mein Atem geht stoßweise, als ich ihn fixiere und meinen Rucksack im selben Moment schultere. Sein Anblick bringt die Einzelteile der Mauer zum Einstürzen. Noch immer verlangt mein Herz nach seinem und mein Körper sehnt sich nach seinen zärtlichen Berührungen, die von jetzt auf gleich in wilde, unberechenbare Gesten umschlagen und mich überwältigen. Ich kann ihm nicht länger in die Augen sehen und mir vorstellen, dass wir noch vor wenigen Wochen nicht ohne einander leben konnten. Wie oft habe ich ihn angesehen und mir eine Zukunft mit ihm ausgemalt? Meine persönlichen Wünsche für meine Zukunft in seine Hände gelegt und sie auf ihn projiziert? Ich habe sie auf ein gemeinsames Leben abgestimmt. Mir mit diesem Mann Kinder gewünscht. Auch wenn ich genau wusste, dass er keine Kinder haben möchte. Die Hoffnung, dass sich seine Meinung ändert oder ich eines Tages mit dem Gedanken leben kann, keine Familie zu gründen, blieb bis vor wenigen Stunden bestehen. Wie oft habe ich in seine funkelnden Augen geschaut und gebetet, dass er seine Meinung ändert? Und wie oft hat er mich im selben Moment angesehen und sich gewünscht, mir etwas anzutun?

„Ich habe dir nie etwas getan oder irre ich mich?" Sein Brüllen ist sicherlich kilometerweit zu hören und das, obwohl er nur wenige Meter von mir entfernt steht. Tränen flammen in seinen Augen auf und lassen nur die Angst erahnen, die sich in ihm breit macht. Angst davor, mich zu verlieren. Angst davor, die Beherrschung doch noch zu verlieren. „Deine ständigen Psychospielchen zählen scheinbar nicht?" Ich lecke mir demonstrativ über die Zähne und sehe dabei vermutlich aus, wie eine Irre. Doch es ist mir egal. Um genau zu sein ist mir sogar alles was mit diesem Mann zu tun hat, so ziemlich egal. Seine Bemühungen, mich von sich zu überzeugen. Seine Versuche, die Welpen gescheit zu erziehen. Seine inneren Kämpfe, die er ohne mich vielleicht nicht ansatzweise hätte bewältigen können. Seine Gefühle und Emotionen, die ihm nicht selten das Herz aus der Brust rissen und ihn in die Knie zwangen. Ich spüre sie nicht mehr. Diese Achterbahn der Gefühle, die mich täglich begleitet und nicht selten in den Wahnsinn getrieben hat. Kein Wille, ihm zu vergeben. Kein Interesse, mein Leben mit ihm zu führen. Einfach nichts. Nichts als den Hass, der aus niederschmetternder Enttäuschung resultiert und mich in seinen Fängen hält. „Ich habe dir jederzeit die Möglichkeit gegeben, dich mir anzuvertrauen. Du hast es nicht getan und damit unsere Zukunft besiegelt." Ich drehe mich um und prüfe noch einmal das Zimmer um sicherzugehen, dass ich nichts vergessen habe. „Du nimmst fremde Welpen auf, dessen einzige Bestimmung es ist, alles um sich herum zu töten und kehrst stattdessen mir den Rücken zu?!" Ich seufze. Ist mir diese äußerst gewagte Entscheidung mit Cash und Bayan doch bereits tausende Male unter die Nase gerieben und verurteilt worden. „Sie können nichts für ihre Genetik. Im Gegensatz zu dir werden sie lernen, wie man mit ihnen umgeht und dass man seine Mate nicht belügt und betrügt!" Er tritt vor und greift meine Handgelenke noch bevor ich reagieren kann. Knurrend gebe ich mein Unwohlsein über diese Nähe zu ihm, zu verstehen und ahne bereits, dass er sich von dem unberechenbaren Raubtier führen lässt, statt von seinem menschlichen Verstand. Meine Handgelenke laufen blau an und obwohl er die Blutergüsse dabei beobachtet, wie sie sich ihren Weg an seinem festen Griff entlang bahnen, lässt er nicht von mir ab. „Ich habe nur getan was nötig war, um dich zu beschützen." Flüstert er, als wolle er seine eigenen Worte nicht hören. Mit finsterer Miene blickt er mich an, doch das Adrenalin in meinem Körper lässt mich nicht auf den Boden der Tatsachen zurückkehren. Ich spüre nicht den Schmerz, den sein Griff verursacht. Ich verspüre keine Angst vor dem, was mir blühen könnte, wenn ich mich ihm widersetze. Er könnte es tun. Gleich hier und jetzt. Liebe hin oder her. Mate hin oder her. All das scheint für ihn sowieso nicht von Bedeutung zu sein. Ich versuche in seinen Augen zu ergründen, was er mit seinem mächtigen Auftreten zu bezwecken versucht, doch kann nichts in ihnen erkennen. „Mich hätte ganz allein die Wahrheit beschützt." Ich versuche mich aus seinem Griff zu befreien, doch vergebens. Die körperliche Unterlegenheit meinerseits stellt mal wieder ein undurchdringliches Hindernis dar und so verharre ich in meiner Position und versuche, mich auf meinen Instinkt zu berufen. „Was hast du jetzt vor? Zu Joshua laufen und mit ihm die Boten des Teufels zähmen um sie wie ganz normale Kinder zu behandeln?" Ich antworte ihm nicht. Sind ihm meine Worte doch längst bekannt und schüren in ihm bereits Tonnen von Hass und Verachtung gepaart mit dem Schmerz des Verlustes. „Du wirst keinen Meter ohne mich gehen, das schwöre ich dir." Haucht er mir ins Ohr und jagt mir einen Schauer über den Rücken. „Wir gehen gemeinsam zurück und machen uns ein Bild über die Umstände. Du verbringst keine Minute allein mit ihm, ansonsten hänge ich ihn vor den Augen aller auf und lasse ihn elendig ausbluten." Sein Griff löst sich von meinen Handgelenken, welche zu pulsieren beginnen und großflächige blaue Flecken aufweisen, die schon jetzt grünlich schimmern. Stattdessen legt er seine Hand nun um meinen Hals und drückt mir die Luft ab, während er mich schief grinsend dabei beobachtet, wie ich versuche seinen Griff zu lösen. „Kein Wort zu dieser Auseinandersetzung oder ich gebe dir eine Kostprobe von dem, wie ein Hybrid zahlreichen Knochen eines Welpen mit Leichtigkeit bricht. Achtung, letzte Regel: kein einziges Wörtchen zu dieser Auseinandersetzung oder ich.." Er bricht ab, legt seinen Finger auf meine Wange und streicht sanft eine Strähne hinter mein Ohr, ehe er mir einen Kuss auf die Lippen haucht und seinen Satz mit einem boshaften Knurren in der Stimme, beendet. „Oder ich töte dich."



The Alpha And Me -Love The Way You Lie-Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt