Zachary POV:Teilnahmslos blicke ich auf das Wasser hinab, welches meine Hände umspült und das daran haftende Blut beseitigt. Im Normalfall sollte mich ein stechender Schmerz aus der Trance reißen, doch dieser bleibt aus. Stattdessen starre ich weiter das Wasser an, als habe ich es noch nie aus einem Wasserhahn sprudeln sehen. Langsam drehe ich meine Hände hin und her um sie von allen Seiten gleichermaßen dem Wasser auszusetzen und schaue dabei in den Spiegel. Ich sehe aus wie ein verwahrloster Straßenköter. Meine Augenringe sprechen Bände der vergangenen Nacht und sind dermaßen Blut unterlaufen, das man meinen könnte ich hätte Stunde um Stunde damit verbracht zu heulen. Der Gedanke amüsiert mich und ich ziehe eine Grimasse, die einem Lächeln nur mit größter Fantasie ähnelt. Heulen ist etwas für Schwächlinge. Ich habe besseres zu tun als die Nächte mit so etwas zu verbringen. Der Cut an meiner Augenbraue ist tief, hat allerdings schon seit einigen Stunden aufgehört zu bluten. Ich wasche mir die Überreste der letzten Nacht aus dem Gesicht und starre gleich darauf wieder auf den Wasserhahn. Eigentlich müsste das Wasser eiskalt sein. Ich drehe den Hahn auf die maximale Stufe und halte meine Hand unter den Strahl. Das Gesicht vor Schmerz verziehen wäre nun angebracht, doch ich schaue nur unbeeindruckt dem Wasser dabei zu, wie es heraus sprudelt und im Abfluss verschwindet. Wieder verziehe ich das Gesicht, versuche aufzulachen und mich über meine kaltblütige Art zu amüsieren. Dieser Zustand ist für einen einfachen Menschen nur mittels Drogen zu erreichen. Ich schüttle den Kopf. Neidisch würden sie sein, wenn sie mich so sehen würden. Betrinken sich mit literweise Alkohol oder spritzen sich todbringende Mixturen um diese Gleichgültigkeit zu erlangen und ich? Ich werde damit gesegnet ohne eigenes zutun.
Ich drehe das Wasser ab, greife nach einem Handtuch und trockne mich ab. Mein Blick fällt wieder in den Spiegel und ich begutachte mein Shirt. Es ist tiefschwarz und dennoch sind die Flecken eindeutig zu erkennen. Das bekomme ich nie wieder rausgewaschen. Ich ziehe es mir also über den Kopf und werfe es in den Müll. Heath würde empört darüber sein, dass ich mein T-Shirt einfach so wegwerfe. Sie hätte es mindestens zwei Mal gewaschen, bevor sie es aufgegeben und es ebenfalls weggeworfen hätte. Bescheuert. Aber Frauen sind nun einmal so. Überfürsorglich und kompliziert.
Ich drücke die Türklinke hinunter und trete auf den Flur hinaus, wo ich mit einer Blondine zusammenstoße, die wie in einem schlechten Hollywoodfilm ihre gesamten Utensilien fallen lässt. Ginge es nach solch einem Film würde ich ihr nun helfen ihre tausend Tonnen an Schminkutensilien und Klamotten aufzuheben, doch ich entscheide mich lieber dafür mich auf ihren Klamottenhaufen zu stellen und sie mit einem drohenden Blick zu fixieren. „Wow.. Ähm ich meine, tut mir leid. Ich wollte nicht, also ich.." Stottert sie und schaut zu mir auf, als habe sie noch nie einen Mann gesehen. „Was hast du hier zu suchen?" Knurre ich ihr entgegen und erwarte eine Antwort, die mich nicht zufriedenstellt. Um ehrlich zu sein wüsste ich auch nicht, was für eine Antwort sie mir entgegen bringen müsste damit ich sie verschone. Dementsprechend aussichtslos ist ihre Situation, doch dieses verschüchterte Mädchen weiß nichts von ihrem Pech. Eilig stopft sie die kleine Tasche mit ihrem Make up bis zum Rand voll und steht auf, bevor sie mich ein weiteres Mal mit ihrem ängstlichen Gestotter nervt. „Ich bin Jessie und.." Ich verdrehe die Augen. „Danach habe ich nicht gefragt." Sie öffnet erschrocken den Mund, schließt ihn gleich darauf aber wieder. Kein Wunder, vermutlich hat sie die eigentliche Frage längst aus ihrem Erbsenhirn geschmissen und versucht nun nicht noch dümmer dazustehen, als sie es eh schon tut. „Du, hier?" Fragt Cody, der im nächsten Augenblick auf der Bildfläche auftaucht und sich von mir einen vernichtenden Blick einfängt. Wut steigt in mir empor. Erst macht er meinem Mädchen monatelang schöne Augen und sobald sie fort gezogen ist sucht er sich eine Neue? Das sieht ihm nicht einmal ähnlich, was mich nur noch wütender macht. Verdammt, es sollte mir egal sein mit wem oder was er seine Zeit verbringt. Es wäre viel eher angebracht froh darüber zu sein, dass er ganz offensichtlich Interesse an einem anderen Mädchen hat. Doch statt erleichtert zu sein sehe ich vor meinem inneren Auge, wie ich ihn gegen die Wand drücke und meine Hände seine Luft abschnüren. Ein Lächeln ziert meine Lippen, ja das wäre ein angenehmer Start in den Tag. Ich schaue zwischen der Blondine und dem Rotschopf hin und her, denke konzentriert darüber nach was ich ihm alles antun könnte und mache dennoch stattdessen auf dem Absatz kehrt und verschwinde in meinem Zimmer.Die Tür fällt viel lauter ins Schloss, als es nötig gewesen wäre, aber die Wut in meiner Brust lässt sich nicht länger unterdrücken. Er wagt es irgendein dahergelaufenes Flittchen in mein Haus zu bringen? Knurrend fahre ich mir durch die kurzen Haare. Ich habe ihn als treuen Gefährten damals aufgenommen und wozu hat er sich entwickelt? Zu einem verräterischen Straßenköter, der jeder weiblichen Gestalt dieser Erde schöne Augen macht und sich daran erfreut sie bei der nächsten Gelegenheit fallen zu lassen. Schnaubend laufe ich auf und ab. Soll diese Blondine an ihrem Liebeskummer eingehen, aber Heath hat das nicht verdient. Meine Heath hat so einen Kerl nicht verdient. Sie hat ihn immer in den Himmel gelobt und oft genug betont, wie wichtig er ihr ist. Wie oft hat das Blut in meinen Adern Feuer gefangen, als sie ihn angelächelt hat. Wie oft bin ich in Rage verfallen, als er sie in den Arm nahm. Gänsehaut flutet meinen Körper bei dem Gedanken daran, was die Beiden ohne mein Beisein getrieben haben könnten. Verdammt, nein. Heath würde mir so etwas nicht antun. Niemals würde sie das. Stattdessen lässt sie sich ihr Herz brechen, weil dieser rothaarige Köter sich als Vormund für Bayan erklärt hat und diesen in Watte stopft, bis er nach Luft ringen muss. Er hat sie nicht einmal begrüßt, so groß ist der Groll in ihm und all das wegen einer Entscheidung, die ihr alles andere als leicht gefallen ist. Er hätte Bayan besuchen können, doch das hat er nicht. Lieber wendet er sich von meinem Mädchen ab und bricht ihr damit wieder und wieder das Herz. Er hat es verdient zu leiden. Ich blinzle, atme tief durch und hole mich damit aus der Rage, die mich versucht dazu zu drängen Cody Schmerzen zu zufügen. Ich schaue hinab und starre auf meine Hand, die die Türklinke umfasst. Eilig ziehe ich sie zurück und gehe zum Fenster um es aufzureißen und die entstandene Hitze aus diesem Zimmer zu treiben. Was ist nur los mit mir? Der Schlafmangel reißt mich viel tiefer in die psychopathische Schlucht meines Inneren, als ich es für möglich gehalten habe. Ich muss raus hier und das ohne Umwege. Mit geballten Fäusten stürze ich hinaus auf die Veranda, beginne zu Joggen und falle in einen Sprint Richtung Strand. Weg von der Wut, von dem Frust und meinem psychopathischen Ich.
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The Alpha And Me -Love The Way You Lie-
WerewolfStark und furchtlos im Sturm. Der Retter in der Flut. Ein Held. Doch die Rolle des Helden ist viel mehr als das Retten von den vermeidlich Schwachen. Was, wenn die Starken einen Helden benötigen? Nach Wochen im Koma hat sich im Rudel viel getan und...