"Nicht schwach werden, dann hat er gewonnen!" Knurrt Jess mich wieder einmal an und stopft mein Handy in die Tasche, bevor ich Zacharys Anruf entgegen nehmen kann. Er hat bereits unzählbare Male angerufen und die ein oder andere Nachricht geschrieben, in der er mich bittet den Anruf anzunehmen und mit ihm zu reden. Es tut richtig körperlich weh seiner Bitte nicht nachzugehen und sich auf anderes als auf ihn zu konzentrieren. Die Wochenenden sind immer etwas besonderes für mich. Nur an den freien Tagen haben wir die Möglichkeit unser Familienleben aufrechtzuerhalten und uns bestmöglichst auf die bevorstehenden Herausforderungen vorzubereiten. Die Welpen zeigen aller Art Anzeichen kurz vor der Verwandlung zu stehen. Sie versuchen sich mit regelmäßigen Kratzen vom Fell zu befreien und haaren derzeit als seien sie mitten im Frühjahrsfellwechsel. Die wölfischen Fähigkeiten wie Knurren und Beißen werden noch einmal in vollen Zügen ausgelebt und weiter perfektioniert. Sogar Bayan zeigt sich sehr argwöhnisch Fremden gegenüber und sucht die Aufmerksamkeit von Artgenossen eher als die vom Menschen."HEATHER!" Ich schrecke aus meinen Gedanken auf und sehe mich irritiert um. Jess ist gerade damit beschäftigt sich in ihr Outfit zu quetschen, das nur das nötigste bedeckt und mich etwas unsicher drein blicken lässt. "Bist du dir sicher, dass das nicht zu kalt ist?" Spreche ich meine Bedenken aus, die nur einen Bruchteil von dem ausdrücken was in mir der Argwohn diesem Outfit gegenüber hervor bringt. "Ach und wenn schon. Es gibt genug Kerle, die am späten Abend eine Jacke zu vergeben haben." Anzüglich spielt sie mit ihren Augenbrauen und ich schüttle seufzend den Kopf. Jess gehört eindeutig zu den Mädchen, die wissen was sie haben und dies auch sehr gern den Blicken Fremder zur Verfügung stellen. Ich verurteile sie nicht für diese Art der zur Schaustellung ihres Körpers und lasse mich ebenfalls zu einem Outfit aus ihrer Sammlung überreden. Allerdings sind Hotpants und das dazugehörige weiße, bauchfreie Top nicht annähernd so einladend wie ihr schwarzes Kleid. Mit einem zufriedenen Lächeln stehe ich vorm Spiegel und lasse mich daraufhin von Jess schminken, während meine Gedanken an den Abend abschweifen, an dem ich das letzte Mal feiern gegangen bin. Normalerweise habe ich immer sogenannte Sit ins bevorzugt und mich eher selten auf Partys gewagt, doch das trübt nicht die Vorfreude auf diese Nacht. Ich sehe es eher als Ablenkung von all den Aufgaben, die tagsüber auf mich warten und an meinen Kräften zerren. Jeder braucht mal Zeit für sich. Ich tue nichts verwerfliches. Ich gehe bloß mit meinen Freunden aus. Ist doch so, oder?
"Ihr seht zum Anbeißen aus!" Brummt Jace anerkennend, als wir die Treppe hinunter gehen und uns gleichermaßen auf die bevorstehenden Stunden freuen. Elijah nickt zustimmend und wir bedanken uns mit einem angedeuteten Knicks, ehe wir uns Jacke und Schuhe anziehen und uns auf den Weg zum Campus machen.Auf dem Campusgelände liegen haufenweise Plastikbecher verstreut herum und lassen auf einen bereits deutlich spürbaren Alkoholpegel schließen. Vereinzelt sind Pärchen in der Dunkelheit zu erkennen und ich frage mich, ob sie bereits als Paar zur Party gekommen sind oder sich bloß für eine Nacht vorhaben zu vergnügen. Vielleicht gehören sie auch einfach zu der Kategorie Paar, die sich auf einer Party kennengelernt hat und bleiben nun für immer zusammen. Vielleicht sieht man sie in einer der zahlreichen Hochzeitssendungen wieder, in der sie von ihrem Kennenlernen erzählen und dabei mit hochrotem Kopf kichern und einander ansehen, so verliebt wie am ersten Tag. Ich atme tief durch, verbanne meine Gedanken und beschließe mich so schnell wie möglich mit der brennenden Flüssigkeit zu betäuben um ihnen endlich entfliehen zu können. Es gibt Augenblicke, in denen hilft nichts anderes als ein wenig Alkohol um sich der Realität zu entziehen und das Leben einfach zu genießen. "Auf gehts ins Getümmel!" Quietscht Jess in einem Ton, der mein Trommelfell in den Selbstmord treibt und zieht mich aufgeregt durch das Verbindungshaus zur Bar. Etwas verhalten sehe ich mich um und frage mich, ob dieser Ort der Richtige für mich ist. Ich kann diesen Gedanken allerdings nicht zu Ende denken, denn Jess fordert mich bereits zum Trinken auf und auch die Jungs haben uns eingeholt und läuten eine Runde Shots ein. Die aus den Boxen dröhnende Musik ist zu meiner Überraschung mein Stil, was das darauffolgende Tanzen begünstigt und ich endlich von dieser anstrengenden Woche abschalten kann. Immer wieder finden wir uns an der Bar ein nur um uns danach wieder unter die tanzenden Studenten zu mischen. Ich vergesse alles um mich herum und mein Zeitgefühl ist mit dem steigenden Alkoholpegel völlig im Boden versunken.
Ausgelassen tanze ich mit Jess und den Jungs in mitten der Tanzfläche, als mich jemand von hinten antanzt und seine Hände auf meine Taille legt. Im ersten Moment bemerke ich die Annäherung gar nicht, so vertieft bin ich ins Tanzen. Erst als die Hände nach unten wandern bemerke ich den Kerl und drehe mich ruckartig zu ihm um. "Was fällt dir ein, du widerliches Schwein?" Fauche ich wutschnaubend und ehe ich realisiert habe wer da eigentlich vor mir steht schiebt sich Jace bereits an mir vorbei und zettelt eine handfeste Auseinandersetzung an. "Baaah, du? Was machst du hier?" Brüllt der Schwarzhaarige, damit ich ihn bei dem vorherrschenden Lautstärkepegel verstehe und verzieht dabei so angewidert das Gesicht, dass es schon verletzend ist. Andererseits bin ich nichts anderes als Beleidigungen und verletzende Worte von ihm gewöhnt und mache mir daher nichts daraus. "Das sollte ich dich eher fragen!" Irritiert schaut Jace zwischen uns hin und her. "Du kennst dieses Arschloch?" Brummt Jace ungeduldig und tritt näher an den Schwarzhaarigen heran, welcher amüsiert zu schmunzeln beginnt und herausfordernd die Arme vor der Brust verschränkt. "Ich denke, dass hier ist ein ungünstiger Platz um sich auszutauschen." Bringt Jess sich in das Gespräch ein und deutet uns, an einem ruhigeren Ort weiter zu sprechen. Wir folgen ihrer Geste und machen es uns in der Lounge bequem, wo der Überraschungsgast sich wie selbstverständlich zwischen mich und Jess drängelt und lässig den Arm auf die Sofalehne legt.
"Du hast also nicht von mir erzählt? Das verletzt mich aber, Heatherlein." Er zieht wieder eine seiner Fratzen und streckt mir triumphierend seine Zunge raus, als er meine entsetzte Miene sieht. "Dann tue ich es eben selbst. Joshua mein Name, Josh reicht aber auch, wenn euch dieser atemberaubende Name nicht über die Lippen kommt ohne zu schwärmen." Jace scheint nicht gerade erfreut über die neue Bekanntschaft zu sein, während Jess sich mit wackelnden Augen ebenfalls vorstellt und an der arroganten Art des Schwarzhaarigen Gefallen zu finden scheint. "Und du erzählst mir nichts von deiner neuen Eroberung? Schäm dich, Elijah." Nun bin ich diejenige, die irritiert hin und her schaut und auf eine Erklärung wartet. "Dieser gutaussehende Beachboy gehört der gleichen Verbindung an, wie ich. Ob du es glaubst oder nicht, Heatherlein. Dein Sorgenkind Joshua studiert erfolgreich Sportwissenschaften." Anerkennend klopfe ich ihm auf den Oberschenkel und frage im gleichen Atemzug nach Jayden. "Irgendwas mit Literatur also gähnend langweilig. Er ist dieses Wochenende nachhause gefahren, weil er ein eintöniger Spießer ist. Also alles wie immer." Ich gebe ihm einen Stoß in die Seite, woraufhin er mir durch die Haare wuschelt und mich im Schwitzkasten festhält. Doch ausnahmsweise stört mich seine neckende Art keineswegs. Ich freue mich sogar über die ungewöhnliche Vertrautheit zwischen uns auch wenn diese durch den Alkohol begünstigt ist, wenn nicht sogar ganzheitlich davon abhängig. Dass auch Jayden sich für ein Studium entschieden hat und ausgerechnet in dieser Stadt studiert erleichtert mein schlechtes Gewissen sichtlich und ich beschließe sobald ich meinen Kater ausgeschlafen habe, ihn zu kontaktieren und zum Studium zu gratulieren. Wer weiß, vielleicht sehe ich ihn in Zukunft das ein oder andere Mal auf dem Campus.
"Wieso hast du mir nicht schon viel früher von Josh erzählt?" Schmachtet Jess mich an, als Elijah und er in der Menge verschwunden sind um Alkohol zu besorgen. Jace wirft mir stattdessen einen vernichtenden Blick zu, den ich nüchtern sicherlich ernst nehmen würde, der mir nun aber so ziemlich egal ist. "Genau, warum hast du ihr nicht direkt am ersten Tag von deinem Rudel im kleinsten Detail berichtet?" Knurrt er bedrohlich, doch Jess zeigt ihm nur einen Mittelfinger und wendet sich dann wieder mir zu. "Bisher habe ich kaum ein Wort mit ihm gewechselt. Außerdem verpasst man dabei nichts. Er ist.." Jess unterbricht mich, indem sie ihren Zeigefinger auf meine Lippen legt. "Er ist heiß, alles weitere liegt außerhalb meines Interessenbereichs." Flüstert sie mir zu und auch wenn wir uns beide sicher sind, dass Jace kein Wort verstanden hat, springt dieser wutschnaubend auf und drängelt sich an den Leuten vorbei, nach draußen. "Ehekrise!" Ruft Joshua triumphierend und hält uns weitere Shots unter die Nase. Es dauert keine Sekunde, da hat Jess ihren Freund bereits vergessen und trinkt lieber mit uns als ihm nachzulaufen und sich mit ihm ausuzusprechen. Was erwarte ich auch von ihr? Sie lebt in den Tag hinein und bindet sich nicht an irgendwelche Menschen. Das hat sie mir schon oft genug erklärt und dennoch heiße ich ihre Gleichgültigkeit Jace gegenüber nicht gut. Doch ich bin gerade nicht anders, oder? Ich zeige Zachary auch die kalte Schulter.
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The Alpha And Me -Love The Way You Lie-
Hombres LoboStark und furchtlos im Sturm. Der Retter in der Flut. Ein Held. Doch die Rolle des Helden ist viel mehr als das Retten von den vermeidlich Schwachen. Was, wenn die Starken einen Helden benötigen? Nach Wochen im Koma hat sich im Rudel viel getan und...