Konzentriert setze ich eine Pfote vor die andere und halte nach potentiellen Gefahren Ausschau, während ich auf jede noch so kleine Veränderung in seinem Wesen achte um auf mögliche Stimmungsschwankungen ruhig und besonnen reagieren zu können. Meine Knöchel brennen und ich verspüre den entsetzlich hartnäckigen Drang, sie so lange zu lecken bis der Schmerz endlich nachlässt. Die Blutergüsse werden von meinem Fell im Verborgenen gehalten und pulsieren noch immer. Bei jedem Schritt verziehe ich das Gesicht und bemühe mich, die Ursache dessen zu verdrängen. Immerhin scheint das Würgen keine Rückstände hinterlassen zu haben. Zumindest vermute ich das, denn unangenehme Beschwerden verspüre ich keine. Bei dem Gedanken daran, wie er mir mit boshaft funkelnden Augen die Luft abgedrückt und seine Drohung ausgesprochen hat, gefriert das Blut in meinen Adern zu Eis und ich komme noch schwerfälliger voran. Für ihn steht das eigene Wohl an erster Stelle. Unbeeindruckt davon, wie viele Leichen er dafür auf sich nehmen muss. Ich habe es gewusst. Naja, geahnt trifft es wohl eher. Immer wieder führte er mich hinter das Licht und umgarnte mich, bis ich die eigene Hand nicht mehr meinen Augen sah. Es ist erschreckend, wie viel Einfluss er auf mich hat. Ohne, dass ich mich dagegen wehren kann. Oder viel mehr, will. Schließlich verzehrt sich mein Herz noch immer nach ihm. Das kann ich nicht leugnen. Ich verliere noch immer den Verstand, wenn er halbnackt vor mir steht und ich seinen muskulösen Körper betrachte. Noch immer verführen mich seine wild funkelnden Augen und ziehen mich in ihren Bann. Ich genieße die Sicherheit, die er mir bietet. In seiner Nähe kann mir nichts passieren. Niemand wird mich verletzen, weil er auf mich Acht gibt und jeden, der mir etwas Böses will, in die Schranken weist. Ich liebe sein Jammern, wenn sein Termin beim Friseur verschoben werden muss und er dadurch wenige Tage mit einer Wuschelfrisur herumläuft. Ich liebe es, immer und immer wieder durch seine Haare zu streichen und ihn zu fragen, ob ich diese flechten darf. Wissend, dass sie noch immer viel zu kurz für solche Versuche sind, aber der Zweck hinter meiner Frage wird dadurch dennoch erfüllt. Er straft mich mit einem finsteren Blick und vergräbt sich entweder unter einer Decke oder sucht eifrig nach einer Mütze, was mich immer wieder aufs Neue amüsiert. Ich liebe seine motivierende Art in den Tag zu starten. Er nimmt es als selbstverständlich wahr, den ganzen Tag arbeiten zu gehen um danach noch den Einkauf zu erledigen und sich Zuhause um noch nicht beendete Projekte zu kümmern. Ja, ich liebe so vieles an ihm. Wäre da nicht seine andere Seite, die sich von meiner Angst zu ernähren scheint. Wären da nicht diese Momente, in denen er mir das Herz aus der Brust reißt und Gefallen daran findet. Die Momente, die all das Gute infrage stellen und mich daran hindern, diesen Mann in seiner ganz individuellen Art und Weise zu lieben. Wir haben uns verändert. Einen Prozess durchlebt, den jeder Einzelne auf diesem Planeten durchmachen und für sich selbst gestalten muss. Wir haben uns verändert und weiterentwickelt. Die einen gehen bei diesen Prozess aufeinander zu. Empfinden plötzlich etwas füreinander und denken nach Jahren der Freundschaft über eine Hochzeit nach. Wir hingegen entfernen uns mit jedem Schritt, den wir gehen, etwas weiter von einer gemeinsamen Zukunft. Wir liebten einander. Ja, wir haben uns geliebt und einander beinahe schon verehrt. Wir haben mit eifersüchtigen Momenten zu kämpfen versucht und sind dabei nicht selten aneinander geraten. Wir haben für einander das Beste gewollt und uns dennoch gegenseitig tiefer in den Abgrund gezogen. Wir haben uns mutwillig verletzt. Einander gebrochen und das mit aktiven Gewissen. Es ist nicht beiläufig und aus versehen passiert. Nein, wir haben uns wie unerfahrene Teenager von Emotionen leiten lassen. Wie du mir, so ich dir. Diese Devise hat sein Leben bestimmt und sich auf meins übertragen. Ein Schauer jagt mir über den Rücken. Nie habe ich so werden wollen und doch habe ich mich von meinen Emotionen leiten lassen und habe sogar gehofft, dass er unter meinem Verhalten leidet. Ich habe ihm absichtlich geschadet. Doch wofür? Um mich besser zu fühlen? Stillt Rache den Schmerz? Heilt Rache die Wunden, die er mir zuvor zugefügt hat oder klebt sie bloß ein Pflaster auf die Schnitte, die sich als Narben tief in den Arm gravieren und dort für immer zu sehen sind? Ich will es mir nicht beantworten. Fürchte mich vor einer Antwort, die mich aus dem positiven Schein eines unschuldigen Engels rückt. Haben doch alle dieselbe Einstellung, wenn es um ihn und mich geht. Sie, das Unschuldslamm. Er, das mörderische Raubtier. Sie sehen nur das, was alle sehen würden. Schließlich fällt er durch aktive Handlungen auf. Er brüllt, schlägt und beißt. Ich hingegen verhalte mich passiv und verletze ihn mit Taten, die ich letztlich als harmlos betitle und damit jegliche Schuld an seinen Verletzungen von mir weise. Ich habe mich damals einfach mit meinen Freunden treffen und mich wieder jung fühlen wollen. Eben ein ganz normales Mädchen auf dem College sein. Doch hätte ihn das verletzt? Nein. Er hätte sich geärgert. Nichts weiter. Betrachtet man es auf diese Weise, kam mir Joshuas Auftritt ziemlich gelegen. Vielleicht ist es das, was mich dazu veranlasst hat, mich ihm anzunähern. Vielleicht habe ich Zachary bloß verletzen wollen. So, wie er mich verletzt hat. Beiläufig und unschuldig drein blickend, wie immer. Niemand würde es mir anrechnen. Ich habe eben getrunken und außerdem sind wir bloß Freunde. Nein, keiner meiner Freunde würde sich anmaßen, mich für diese Nacht zu kritisieren. Was, wenn Zack an meiner Stelle gewesen wäre? So, wie es mit Emma gewesen ist. Ihr Anblick hat mich innerlich zerfressen und er steht noch bis heute als gewissenloser Täter dar, während die Stunden mit Joshua in Vergessenheit geraten sind. Bin ich so viel besser als er? Habe ich nicht selbst einen großen Teil dazu beigetragen, dass wir uns so sehr voneinander entfernt haben? Ich blicke zu ihm nach vorn, als würde sein Anblick die Antwort bereit halten. Natürlich erhalte ich auch dadurch keine gescheite Antwort und erinnere mich stattdessen wieder an seine unzähligen Gewalttaten, Drohungen und die Lügen, die er mir täglich ohne ein schlechtes Gewissen zu haben, aufgetischt hat. Wofür all die Tränen? Wofür all die Diskussionen und Emotionen? All die Kämpfe scheinen umsonst gewesen, all die Träume zerplatzt zu sein. Es bleibt nichts von uns übrig. Nichts, als diese Verbindung. Nichts als die Tatsache, dass er mein Mate ist.
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The Alpha And Me -Love The Way You Lie-
Hombres LoboStark und furchtlos im Sturm. Der Retter in der Flut. Ein Held. Doch die Rolle des Helden ist viel mehr als das Retten von den vermeidlich Schwachen. Was, wenn die Starken einen Helden benötigen? Nach Wochen im Koma hat sich im Rudel viel getan und...