Heather POV:Gierig schaufle ich die Pfannkuchen in mich hinein und verliere für einen kurzen Augenblick die Angst, die mich seit unserem Aufbruch ins Ungewisse , auf Schritt und Tritt begleitet. Mein Magen stürzt sich mit Euphorie auf die Pfannkuchenbrocken, die ich ihm im Sekundentakt liefere und ich frage mich zunehmend, wie ich es all die Zeit ohne Nahrung ausgehalten habe. Keine Sekunde habe ich damit vergeudet ans Essen zu denken. „Und ich habe schon Angst gehabt, dass ich zu viele gemacht habe." Erklärt Zachary schmunzelnd und haucht mir einen Kuss auf den Scheitel, während er mir den Apfelmus hinstellt. Es ist das erste Mal, dass ich ihn wieder Lächeln sehe seit einer trostlosen Ewigkeit. „Zu viel gibt es bei mir nicht." Entgegne ich mit vollem Mund und beginne zu kichern, als ich meine Unart bemerke, die ich den Welpen abzugewöhnen versuche. Auch jetzt macht er keine Anstalten mich in einen Streit hineinzuziehen oder sich künstlich aufzuregen. Im Gegenteil, er schüttelt lachend den Kopf und widmet sich dann wieder der Pfanne, in welcher bereits der nächste Pfannkuchen brutzelt. Es ist ziemlich befremdlich in einer solch entspannten Atmosphäre zu frühstücken. Zachary Sawyer ist alles andere als entspannt. Naja, zumindest seit einigen Tagen. „Was möchtest du heute machen?" Ich kaue auf meiner Unterlippe herum, gehe seine äußerst neugierig gestellte Frage immer und immer wieder auf möglichen Sarkasmus durch und ignoriere meine innere Stimme, die nachhause flüchten und tausende Kilometer weit weg von dir sein brüllt. „Wie wäre es, wenn du etwas aussuchst? Ich kenne mich hier nicht aus von daher.." Er knurrt und ich verstumme schlagartig. Adern treten an seinen Armen hervor und ich spüre deutlich den Vulkan, der in ihm brodelt. „Ich habe dich doch gefragt, oder?" Er sieht mich nicht an, widmet sich mit zusammen gebissenen Zähnen dem Pfannkuchen in der Pfanne und versucht sich zu kontrollieren. Immerhin versucht er es, oder? Das ist doch ein Fortschritt, oder? Heimweh steigt in mir auf, versucht in mein Herz hinein zu klettern, doch bevor ich wie ein Häufchen Elend zurück ins Zimmer rennen und mich wie ein kleines Mädchen benehmen kann ergreife ich bereits die Initiative und schlage vor, dass er mir die Umgebung etwas näher bringt. Die Spannung zwischen uns schwindet, wenn auch widerwillig und er stimmt meinem Vorschlag ohne bissigen Unterton zu. Als wenn nichts gewesen wäre setzen wir das Frühstück fort und unterhalten uns über mein Studium, welches ich bis auf weiteres vermutlich aussetzen muss. Wir haben gerade fertig gegessen, als sein Handy zu klingeln beginnt und er sich mit einem Kuss auf den Scheitel entschuldigt und im Wohnzimmer verschwindet. Ich beschließe, schon einmal aufzuräumen und mich mit seiner neuesten Stimmungsschwankung zu arrangieren. Seine interessierte und freundliche Art steht ihm so viel besser, als die mürrische und egoistische Seite. Was auch immer ihn dazu gebracht hat sich so zu verhalten, ich muss dem ein Ende setzen. Es ist schließlich keine Option für immer abgeschottet von der Umgebung mit ihm und seiner gewöhnungsbedürftigen Stimmung zu leben. Auch wenn ich das Gefühl habe, dass er genau diesen Plan verfolgt. „Verdammt, ich habe dir zig Mal gesagt, dass ich beschäftigt bin." Höre ich Zachary im Wohnzimmer knurren und frage mich, ob er mit dieser Frau telefoniert, bei der er untergetaucht ist. Einen freundlichen Umgangston beherrscht er ja tendenziell sowieso nicht, weshalb diese Vermutung gar nicht so fern liegt. Ich stelle die Teller in den Geschirrspüler und schalte ihn gleich darauf an, bevor ich unentdeckt hinter der Zwischentür von Küche und Wohnzimmer dem Gespräch zu lauschen beginne. Nein, das ist nicht die feine Art und nein, das trägt ganz sicher nicht zu einer guten Atmosphäre bei, aber Zack tut auch nichts von alldem. Warum sollte ich mich dann immer und immer wieder darauf berufen? Außerdem ist meine Neugierde mein größter Feind und ab und an muss man diesem nun einmal ins Auge blicken. „Ja, ich verstehe dich, aber es ist verdammt kompliziert." Er versteht jemanden? Zachary VERSTEHT jemanden? Das ist ja mal ganz was Neues. Wie kommt er zu diesem äußerst seltenen Anlass? Meine innere Stimme tobt vor Wut, droht der Person am anderen Ende die schlimmsten Gewalttaten an und würde dem Blonden am liebsten auf der Stelle den Kopf abreißen. Ja, ich bin vielleicht etwas cholerisch. „Ich dich auch, aber, verdammt. Du glaubst gar nicht, wie schwer es ist von dir getrennt zu sein, aber was soll ich tun? Es geht nun mal nicht anders." Ich unterbinde den Würgereiz, das Verlangen danach Blut zu spucken und ihn als Wischmopp zu verwenden. Mein Herz zieht sich auf Erbsengröße zusammen und ich frage mich, warum ich hier dennoch stehe und mir seine heuchlerische Art antue. Warum ich nicht nach oben laufe und jemanden anrufe. Würde ich eine Sekunde mehr an mich, als an andere denken wäre es mir vermutlich möglich. Statt jedoch das Rudel in Gefahr zu bringen verharre ich lieber an der Tür und bestrafe mich selbst für diese Einstellung. „Ich komme schnellstmöglich vorbei, versprochen." Glaubt er eigentlich wirklich, dass ich ihn nicht hören kann nur weil er flüstert? Dieser Typ ist verdammt naiv. Außer, er will dass ich es höre. Doch aus welchem Grund? Um sich wieder mit mir zu streiten und mich dazu zu zwingen sich ihm unterzuordnen? Das wäre krank. Andererseits ist er nicht unbedingt bei gesundem Verstand. „Verlass dich drauf, Babe." Alles in mir kocht. Meine Hände schwitzen dank der Hitze, die sich in mir aufbaut und ich suche hektisch nach etwas, das mich ablenkt und diesen Zustand bezwingen kann. Wie kann er sich so verhalten? Welcher Mensch, welcher Wolf erträgt es so verletzend zu sein? Wer kann es mit seinen Werten, seiner Moral, seinem Verstand verantworten? Tränen aus Wut bauen sich in mir auf, doch ich halte sie mit Leibeskräften zurück. Er hat es nicht verdient, diese Genugtuung zu erhalten. Er würde sich vermutlich nur daran erfreuen, wenn er sie sehen würde. Wem mache ich hier eigentlich etwas vor? Mir oder ihm oder der gesamten Welt? Dem Universum? Habe ich wirklich gedacht, dass es noch Hoffnung gibt? Hoffnung für eine gemeinsame Zukunft mit ihm? Hoffnung, dass meine Gefühle ihm Gegenüber noch eine Sinnhaftigkeit besitzen? Oder habe ich bloß den einfachsten Weg gewählt? Es erscheint einem doch einfacher an etwas festzuhalten anstatt es aufzugeben und mit dem Verlust zurechtzukommen, oder? Ich unterdrücke das Schluchzen, gefolgt von dem Drang in irgendetwas reinzuschlagen und laut zu schreien. All den Schmerz in die Welt zu schreien, die mich so bitterlich enttäuscht. Schritte ertönen, woraufhin ich tief Luft hole und so tue, als würde ich gerade den Tisch abwischen und nichts gehört haben. Nicht, weil ich dem Streit aus dem Weg gehen möchte. Ausnahmsweise nicht. Ausnahmsweise bin ich mehr dazu bereits als jemals zuvor mich mit diesem Kerl anzulegen. Ich gönne es ihm aber nicht. Ich gönne ihm nicht die Genugtuung, mich weinen und verzweifeln zu sehen. In diesem Augenblick, diesem kurzen Moment der Hilflosigkeit und Enttäuschung, wünsche ich mir für ihn nichts weiter als das zerberstende Fegefeuer der Hölle. „Du bist wirklich ein Traum!" Bekundet er fröhlich, als er in die Küche kommt und mir ein weiteres Mal dreist ins Gesicht lügt. Ich habe sie in irgendeiner kranken Art und Weise geliebt, diese Lügen. Ich habe es angenommen und gemocht, wenn er lieber log anstatt mich zu enttäuschen. Dass er log, aus Angst mich sonst zu verlieren. Doch das ist Vergangenheit. Ich war fest der Überzeugung, er hätte kein einziges Mal mehr gelogen seit wir zusammen gezogen sind. Tja, Heather. Selber Schuld, schätze ich. „Wollen wir heute Nachmittag zur verlassenen Bärenhöhle wandern?" Seine Augen funkeln so unschuldig, wie immer, wenn er sich für einen Moment wie Zack benimmt. Zack, der liebevolle und romantische Gefährte. Dass er zu solch einer schauspielerischen Leistung fähig ist, habe ich nicht einmal in meinen schrecklichsten Träumen erwartet. „Gern und bis dahin zeigst du mir das Dorf?" Frage ich mit einem Lächeln auf den Lippen, das nicht hätte falscher sein können. „Was das betrifft.." Er greift meine Hände und zieht mich etwas näher an sich heran. Schlag ihn, schlag ihn, schlag ihn! Brüllt mich mein Inneres an, doch ich bleibe ruhig, schaue bloß zu ihm auf und warte auf den einen Satz, der mir mein Herz ein weiteres Mal in tausend Teile brechen wird. „Ich muss einen Abstecher auf der Arbeit machen und für einen Kollegen einspringen. Aber du kannst dich doch in Ruhe umsehen und die wichtigsten Fragen notieren, die ich dir dann lieb und artig heute Nachmittag beim Spaziergang beantworte. Deal?" Here we go again verabschiedet sich mein Inneres von meinem Herz, das wie angekündigt zerspringt und nicht einmal versucht, sich wieder zusammenzukleben, wie die letzten Male. „Manchmal hasse ich deinen Job, Deal." Lächle ich den Schmerz weg, der mich in die unendlichen Tiefen reißt und lasse dem Frieden zuliebe den bittersten Kuss dieses Universum über mich ergehen.
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The Alpha And Me -Love The Way You Lie-
WerewolfStark und furchtlos im Sturm. Der Retter in der Flut. Ein Held. Doch die Rolle des Helden ist viel mehr als das Retten von den vermeidlich Schwachen. Was, wenn die Starken einen Helden benötigen? Nach Wochen im Koma hat sich im Rudel viel getan und...