Was I stupid to love you? Was I reckless to help?
Ich schweife vollkommen in meinen Gedanken ab. Konzentriere mich nicht mehr auf den Weg und stolpere unzählige Male, doch die Frage nach dem warum, bleibt fest in mir verankert. Warum kann er mich nicht so lieben, wie andere? Warum kann er sich nicht wenigstens mir öffnen? Und warum ist der Zorn in seinem Herzen nicht zu bändigen? Fragen, auf die ich wohl nie eine Antwort erhalten werde. Fragen, die ich mir eines Tages selbst erörtern und beantworten muss nachdem ich sein Verhalten stundenlang analysiert und interpretiert habe. Doch ob es das wert ist? Was bringt es, wenn ich ihn verstehen, aber so nicht mit ihm leben kann? Wer erträgt solch einen Menschen? Ich bin nicht dafür geschaffen. Ungeachtet dessen, dass ich Verantwortung den Welpen gegenüber habe. Die Tatsache, dass er in ihrer Gegenwart ist, kann und will ich nicht akzeptieren. Selbst wenn er mir verspricht, er würde sie verschonen, könnte ich mit dieser Gefahr leben? Dürfte ich mit ihr leben? Ich schüttle den Kopf, um diese beängstigenden Fragen loszuwerden und bin ausnahmsweise erfolgreich dabei. Jetzt ist kein guter Zeitpunkt, um mir über die Zukunft den Kopf zu zerbrechen. Erst einmal muss ich alle Kraft in Zachary investieren. Nichts leichter als das.. haha.
„Wir sind da" Knurrt die Ursache meines verworrenen Lebens und mustert mich genervt.
„Das Dorf!" Platzt es überrascht aus mir heraus und ehe Zachary mir wieder die Freude nehmen kann laufe ich bereits auf die kleinen Holzhütten zu. Ich habe sie als Welpe das letzte Mal zu Gesicht bekommen und dennoch erinnere ich mich noch genau an sie. Das Holz ist vom Regen etwas verwaschen, doch hat sich ansonsten gut gehalten. Staunend über diesen abgelegenen Ort, der eine solch bedrückende Geschichte mit sich trägt, laufe ich umher und versuche mir vorzustellen, wie es gewesen sein muss, hier aufzuwachsen. Kilometerweit ist nur Wald zu sehen und auch sonst ruft dieser Ort nach Mystik und Erholung. „Warum sind wir ausgerechnet hier?" Noch immer freudestrahlend schaue ich zu Zachary und erwarte ausnahmsweise eine informative Antwort. Er zeigt sich jedoch weiterhin stur und beachtet mich nicht weiter. Stattdessen trottet er zum größten Haus, das laut den Geschichten dem Alpha zugestanden hat. Drum herum stehen noch fünf weitere Häuser, etwas kleiner aber nicht weniger gemütlich. Ich spare es mir, Zack mein Wissen mitzuteilen und folge ihm stattdessen ins Haus, welches zu meiner Verwunderung komplett eingerichtet ist. „Ein Kamin!" Quietsche ich erfreut und beginne sofort Holz nachzulegen, in der Hoffnung, Zack würde den Kamin zeitnah anzünden. Der hat sich derweil endlich besonnen und zeigt sich mir ebenfalls in menschlicher Gestalt, was mich zwar wundert, aber nicht weiter davon abhält auf den Kamin zu zeigen und unruhig auf der Stelle herum zu zappeln. Er grummelt etwas in sich hinein, beugt sich dann aber meinem Enthusiasmus und entfacht den Kamin. Erschöpft von der langen Wanderung greife ich nach einer Wolldecke und lasse mich auf die Couch fallen, von der aus ich einen perfekten Blick auf den Kamin habe. Zachary mustert mich kurz, verschwindet dann aber in die Küche. Zumindest glaube ich, dass es die Küche ist, denn im nächsten Moment ist das Klirren von Gläsern zu hören. Für einen kurzen Moment bin ich sogar froh über die kilometerweite Strecke, die wir für diesen Ort auf uns genommen haben. Es ist wirklich traumhaft hier. Die Einrichtung ist modern und schlicht gehalten, die großen Fenster lassen einen großzügigen Blick auf den Wald zu und werden nur durch die dunklen Vorhänge verschleiert. Warum ist er bei dieser Shannon gewesen und nicht hier? Hier hätte ihn niemand gefunden. Ein schmerzhafter Stich durchfährt mein Herz, als ich mir bewusst werde, dass er all die Zeit bei einer anderen Frau verbracht hat.
Während die Welt um mich herum zusammen gebrochen ist, hat er sich amüsiert und wahrscheinlich keine Sekunde an mich gedacht. Ich denke automatisch an Jess, die mir noch von weiteren Informationen berichten wollte und sich sicherlich bereits um mich sorgt. Ich schaue in Richtung Küche um sicherzugehen, dass Zachary sich noch ein wenig dort aufhält und krame gleichzeitig nach meinem Handy. Als ich es jedoch einschalten will, streikt es und zeigt einen leeren Akku, woraufhin ich es seufzend wieder in den Rucksack gleiten lasse und mir versuche einzureden, dass die anderen gut ohne mich zurechtkommen werden. Um nicht wieder in Pessimismus zu verfallen stehe ich auf und schlendere, selbstverständlich mit der kuscheligen Wolldecke über die Schultern geworfen, zu Zachary in die Küche. Da er sich konzentriert der Milch widmet, welche er zu erwärmen versucht, setze ich mich auf die Kücheninsel und warte geduldig darauf, dass er von mir Kenntnis nimmt. Ich komme mir vor, wie ein Teenie Mädchen, dass ihr erstes Date mit ihrem Crush hat und nun vor Aufregung übersprudelt. Nur, dass dieses Teenie Mädchen sich in der Nähe von ihrem Crush sicher und geborgen fühlt und nicht wie ich, einem mordlustigen Raubtier zum Fraß vorgeworfen ist. Ob er es ernst gemeint hat? Dass er mich nicht verschont? Ich zucke zusammen, als sich der Blonde plötzlich mit zwei Tassen in der Hand zu mir umdreht und mir eine davon in die Hand drückt. „Danke." Entgegne ich zögerlich und starre auf den heißen Kakao hinab, um Zack nicht ansehen zu müssen. Der hingegen stellt seine Tasse neben mir ab, legt seine Finger an mein Kinn und scheint sich nicht weiter daran zu stören, dass ich instinktiv zu zittern beginne. Vorsichtig hebt er mein Kinn an, sodass ich dazu gezwungen bin ihn anzusehen und hilflos versuche, etwas in seinen funkelnden Augen über seinen momentanen Zustand ergründen zu können. Seine finstere Miene bleibt unverändert und entfacht zwischen uns eine unangenehme Anspannung. Will er mir Angst machen? Mir beweisen, wozu er selbst mit nonverbaler Kommunikation fähig ist? Ich schlucke schwer, als er sich mir nähert und bin vollkommen überfordert, als er seine Lippen plötzlich auf meine legt. „Ich liebe dich" Haucht er leidenschaftlich in den Kuss hinein und mein Herz springt freudestrahlend in die Achterbahn, während meine Gedanken bereits Karussell fahren und ich die Gewalt über meine Stimme verliere. Verärgert über mein Schweigen in einem derart unpassenden Moment versteinert sich sein, bis dahin sanfter Griff, um meinen Nacken. „I..ich dich auch." Stottere ich, als er den Kuss unterbricht und mit einem enttäuschten Schleier vor den Augen zu knurren beginnt. Eilig lege ich meine Hände um seinen Hals, um ihn zu mir heran zu ziehen und einen besänftigenden Kuss auf seine Lippen zu hauchen, doch er entzieht sich mir und verlässt den Raum. Er hat seine Tage, anders kann es sich zumindest die Stimme in meinem Kopf nicht erklären, die unaufhörlich flucht, während ich wie ein begossener Pudel an meinem Kakao nippe und mir versuche, über diese plötzliche Zuneigung klar zu werden. Er ist noch viel schwerer zu lesen, als sonst. Entscheidet sich innerhalb von Sekunden für völlig gegensätzliche Emotionen und ist dann verärgert darüber, dass ich diese Schwankungen nicht teilen kann. Der Inbegriff einer tickenden Zeitbombe, die ich nun wohl eher angezündet habe, als sie sicher zu verstauen.
DU LIEST GERADE
The Alpha And Me -Love The Way You Lie-
WerewolfStark und furchtlos im Sturm. Der Retter in der Flut. Ein Held. Doch die Rolle des Helden ist viel mehr als das Retten von den vermeidlich Schwachen. Was, wenn die Starken einen Helden benötigen? Nach Wochen im Koma hat sich im Rudel viel getan und...