Chapter 29

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The hate inside will eat you alive. You better not try to keep the hate inside.


Enttäuscht von der abweisenden Art des Dunkelhaarigen folge ich ihm nach unten und betrete den Garten, in dem bereits wildes Treiben herrscht. Cash und Bayan erobern ihren damaligen Spielplatz zurück und beweisen unter prüfenden Blicken ihr Können. Sie fremdeln weniger, als ich es zuerst vermutet habe. Vor allem Bayan verhält sich äußerst aufgeschlossen. Zuhause zeigt er sich deutlich introvertierter. Ich beobachte Jayden dabei wie er sich, etwas weiter entfernt von der Gruppe, niederlässt und das Geschehen beobachtet. Er lässt sich wieder einmal keinen Funken von Emotion anmerken, während ich mir sicher bin, dass man mir die Trauer von den Lippen ablesen kann. Warum bin ich auch bloß so empfindlich? Ich verstehe mich mit den anderen doch blendend, was interessiert mich ausgerechnet ein Rudelmitglied, das augenscheinlich kein Interesse an einer guten Beziehung hat? Zachary reißt mich mit einem Kuss auf die Schläfe aus meinen Selbstvorwürfen und ausnahmsweise bin ich froh darüber. Er dreht mich zu sich um, sodass ich an der Veranda gelehnt vor ihm stehe. Mein Blick fällt kaum merklich auf seine aufblitzenden Zähne, die eine Mischung aus Furcht und Charme verbreiten. "Hat er dich verärgert?" Fragt er knurrend und streift mir dabei eine Strähne aus dem Gesicht. Ich schätze seinen ausgeprägten Beschützerinstinkt solange er sich bremsen lässt und ausnahmsweise scheint er daran interessiert zu sein sich zurückzuhalten. Anstatt Jayden einen vernichtenden Blick zuzuwerfen schaut er mich ununterbrochen an und lässt seine Hände auf meiner Taille ruhen. Zachary Sawyer zeigt Gefühle und das in der Öffentlichkeit. Kann das bitte jemand festhalten? "Nein, er.." Ich schaue zu dem Dunkelhaarigen hinüber, doch dieser sieht immer noch stur den Welpen beim Raufen zu. "Ich habe nur gehofft, er würde sich mehr über meine Anwesenheit freuen." Zachary nickt verständnisvoll und haucht mir einen Kuss auf die Stirn. "Ihn haben Veränderungen schon immer sehr mitgenommen. Er braucht bloß etwas Zeit, Heath." Ich nicke sanft, setze ein erzwungenes Lächeln auf und versuche zumindest den anderen eine glaubhafte Fassade zu präsentieren. Wir sind schließlich hier um den Geburtstag der Kleinen zu feiern und nicht um noch unausgesprochene Probleme zu überwinden.

"Wer hat Hunger auf meisterhaftes Grillfleisch?" Das gesamte Rudel dreht sich zum Grill um an dem Cody steht und überrascht über die plötzliche Aufmerksamkeit rot anläuft. Milan und Milow sind die Ersten, die zum Grill hechten und sich das nötige Geschirr schnappen. Die Welpen lassen sich von der plötzlichen Dynamik der Zwei mitreißen und sprinten knurrend über den Spielplatz, durch das kleine Tor und kommen schließlich aufgeregt winselnd am Grill an. Zachary und ich setzen uns ebenfalls in Bewegung, obwohl bereits dichtes Gedränge am Grill herrscht. Gerade als ich mich über die angenehme Atmosphäre freuen kann und über meinen emotionalen Exkurs mit Jayden hinweg bin fällt mir Bayan ins Blickfeld, der irgendwie versucht sich aus der Menge zu schleichen um sich vermutlich zu verwandeln. Im Gegensatz zu den anderen sind die Welpen noch in ihrer wölfischen Gestalt unterwegs. Tollpatschig tritt der Kleine dabei seinem Bruder auf die Pfote, welcher sich innerhalb einer Millisekunde umdreht und sich in Bayan verbeißt. Ein ohrenbetäubender Schrei erklingt und zieht sich so sehr in die Länge, dass ich von einer ernsthaften Beißerei ausgehen muss und eilig zum Ort des Geschehens renne. Ethan mischt sich als Erster ein und versucht vergeblich einen der Beiden zu greifen um sie zu trennen. Bitterlich schreiend liegt Bayan am Boden und versucht sich kläglich gegen seinen Bruder zu wehren, welcher sich in der Flanke verbissen hat. "Cash!" Brülle ich panisch, da schiebt Zachary mich grob zur Seite und aus der Schusslinie. Beherzt greift er nach Cash und schiebt seinen Finger zwischen die messerscharfen Zähne des Welpen. Der quietscht kurz auf und öffnet daraufhin leicht den Fang. Genügend Zeit für Zachary ihn von Bayan hinunter zu zerren und wutentbrannt knurrend am Nackenfell einige Meter in Richtung des Wohnhauses zu werfen. Unbeirrt rappelt sich der Kleine auf und knurrt herausfordernd, woraufhin Zachary sich ihm drohend nähert und er den Rückzug antritt. Ich sehe noch, wie die Beiden im Haus verschwinden, da krabbelt Bayan mir bereits entgegen und lässt sich von mir auf den Arm nehmen. "Bleib so, little one. In menschlicher Form reißen die Wunden nur noch weiter auf." Schwach schaut er zu mir auf und macht keinerlei Anstalten sich zu verwandeln. Die Welt um mich herum hört sich auf in Zeitlupe zu drehen und ich bekomme das Gewusel um mich herum wieder vollends mit. Ethan greift mich am Arm und zieht mich hinter sich her ins Wohnzimmer, wo Cody bereits den Erste Hilfe Koffer bereit gelegt hat. Ich knie mich auf den Teppich, der innerhalb von wenigen Sekunden in Blut getränkt ist und lege Bayan vor mir ab. Der fängt schlagartig an zu winseln und krabbelt zurück auf meinen Schoß, weshalb wir beschließen ihn so zu behandeln. Mein Herz schlägt bis zum Hals. Ich versuche zu begreifen, was hier gerade geschehen ist und vor allem, warum es geschehen ist. Cody und Ethan stoppen mit geübten Handgriffen die Blutung und desinfizieren die Wunden so gut es geht, ehe sie diese vorsichtig verbinden und Bayan schließlich mit einem Schmerzmittel von dem Großteil der Schmerzen befreit wird und seine Augen erschöpft schließt.

"Wie geht es ihm?" Fragt Joshua und reißt mich aus meiner Schockstarre. Ich schaue auf die Uhr, ehe ich auf Bayan hinab sehe und bloß mit den Schultern zucke. Ich bekomme nichts heraus. Zu groß ist der Schock, den ich seit einer Stunde nicht überwinden kann. "So etwas geschieht unter Wölfen, weißt du? Im Herzen sind wir doch alle Raubtiere. Sie sind noch Kinder, da gehören Übersprungshandlungen zum Alltag. Menschenkinder schreien sich doch auch mal an oder hauen sich." Dankbar über seine tröstenden Worte nicke ich sanft und lege meinen Kopf auf seiner Schulter ab. "Ich habe schon viel schlimmere Beißereien gesehen und alle Beteiligten sind wenige Stunden später munter umher gesprungen." Ich bemühe mich seinen Worten zu glauben. Hoffe inständig, dass sich die Zwei weiterhin vertragen und miteinander spielen werden. Hoffe, sie vertrauen einander und können darüber hinweg sehen. Doch das ganze Vergessen und weiterleben, als sei nichts geschehen? Das kann ich nicht verantworten. Nicht als als Mate des Alphas, nicht als Mutter. Das ist unmöglich. Was wäre ich für ein Mensch, wenn ich diesen Angriff ungestraft lassen würde? "Sie kommen nicht aus einem derart gewalttätigen Rudel, wie ich es tue. Dort draußen steht es an der Tagesordnung. Du hast dieses Rudel als gewaltsam empfunden? Wir sind dagegen ein laues Lüftchen." Ich weiß nicht, ob mich diese Worte wirklich beruhigen sollen oder doch bloß noch mehr Angst schüren. Joshua sieht es zumindest nicht ähnlich jemandem die Angst nehmen zu wollen oder gar empathisch zu sein. Das scheint auch Zachary so zu empfinden, denn als der die Treppen hinunter kommt und Joshua neben mir sitzen sieht dauert es nur einen Bruchteil einer Sekunde und Joshua wird gegen die Wand gedrückt. "Du wagst es, dich ihr noch zu nähern?" Das Knurren ist sogar am Ende des Gartens zu hören und das auch ohne wölfisch geprägte Ohren und lockt zum Glück Ethan an, welcher seiner Aufgabe als Beta nachkommt und die zwei Streithähne mit geschickten Worten voneinander trennt. Als Zachary sich zu mir umdreht zeigt Joshua ihm zwar noch den Mittelfinger, aber ansonsten hält auch er sich unter den strengen Augen von Ethan zurück und verschwindet im Garten.

The Alpha And Me -Love The Way You Lie-Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt