Chapter 12

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"Koda und ich werden von hier fort gehen."

Ich werde von allen Seiten unterbrochen und komme nur mit einem drohenden Knurren gegen die hysterischen Stimmen an. Es ist genug drum herum geredet worden. Es ist längst Zeit über die Lippen zu bringen, was mir seit Tagen den Kopf zerbricht. "Ich als Alphawölfin habe unter anderem die Aufgabe eure Sicherheit zu gewährleisten und deshalb wird Koda zu seinem Familienrudel zurückkehren. Für die Behörden wird sich sein Standort weiterhin hier befinden. So stellt er für niemanden eine Gefahr dar und ist gleichzeitig in guten Händen.

Cody und Ethan? Von euch erhoffe ich mir, dass ihr Milan und Milow weiterhin unterstützen werdet und sie aufzieht, als seien es eure kleinen, frechen und ziemlich anstrengenden Brüder. Ich würde mir wünschen, dass ihr weiterhin dieses Haus bewohnt und den Geist des Rudels bewahrt. Ich bitte euch außerdem Logan mit offenen Armen zu empfangen, sollte er sich diesem Rudel wieder zuwenden nachdem er all das Vergangene verarbeitet hat.

Jayden und Joshua? Euch stelle ich es frei was ihr aus dieser neuen Situation macht. Ihr könnt mir folgen und einige Straßen weiter ein großzügiges Apartment bewohnen oder euch anderweitig orientieren. Meine Familie hat gute Kontakte was Immobilien betrifft, wendet euch bei Bedarf gern an mich. Ich denke, euch beiden würde ein Tapetenwechsel gut tun und ihr ergänzt euch entsprechend gut, als dass ihr gemeinsam den weiteren Weg gehen könntet. Seht es als eine Möglichkeit euch unabhängig vom Rudel nach euren ganz eigenen Belieben zu finden und zu entfalten. Ich bin mir sicher, dass ihr den für euch richtigen Weg einschlagen werdet.

Was die Welpen betrifft.."

Ich räuspere mich, fasse erneut Mut und bringe es endlich zu Ende.

"Sie werden mit mir gehen. Ein neues Leben beginnen. Frei von Erinnerungen an das, was ihrem Rudel geschehen ist. Ihre Verwandlung steht kurz bevor und ich kann es nicht verantworten, dass ihr euch einer solch unvorhersehbaren und unkontrollierbaren Aufgabe widmet. Ich weiß nicht was auf mich zukommt und zu was die Beiden im Stande sind oder sein werden, aber ich weiß, dass ich mich immer und ohne wenn und aber für sie entscheiden werde. Das bedeutet auch, diesen Wohnort und damit auch meinen Platz in der Rangordnung hinter mir zu lassen und neu anzufangen."

Es bricht ein Gewitter über mich herein. Entsetzen, Wut, Trauer, Frust. Alles brüllt auf mich ein oder sitzt einfach nur schweigend da und starrt ins Leere. Überfordert mit diesem Augenblick verharre ich in meiner Position und lasse alles auf mich einprasseln. Hoffnungsvoll, dass es gleich vorbei sein wird schaue ich in die verschiedensten Mimiken und bin erleichtert über jeden, der den Raum verlässt und anderweitig mit dieser Entscheidung umgeht. "Wir haben dich trotzdem lieb, Heatherlein." Bringt Milan seine liebevolle Seite zum Vorschein und auch Milow zeigt sich keineswegs kratzbürstig. Dankend nicke ich und lasse mich von den Beiden in eine Umarmung ziehen. Es fühlt sich gut an, wenigstens von den Beiden Zustimmung zu erhalten. Sie sind nicht selten anstrengend und lassen einen verzweifeln, aber diese Augenblicke voller Liebe und Fairness machen alles wieder gut. "Wir werden telefonieren, okay? Ich werde ja nicht für immer weg sein." Die Jungs nicken, hauchen mir einen Kuss auf die Wange und machen sich aus dem Staub. Es ist normalerweise nicht ihre Art aus Streitsituationen zu fliehen, aber ich bin dankbar für diese Entscheidung. Umso weniger auf mich einprasselt, desto leichter fällt es mir all diese Emotionen aufzufangen.

"Du kannst ihn mir nicht einfach wegnehmen!" Brüllt Cody mich an und rauft sich knurrend die Haare. Ethan scheint ebenso betroffen zu sein, bleibt allerdings ruhig und achtet darauf, dass Cody mir nicht zu nahe kommt und irgendetwas unüberlegtes tut. "Er ist ja nicht aus der Welt." Versuche ich ihn zu beschwichtigen, doch in diesem Augenblick kann nichts und niemand ihn beruhigen und so verläuft auch mein Versuch ins Leere. "Du nimmst mir das Rudel und nun auch noch Bayan? Hast du überhaupt eine Ahnung was es bedeutet hat in diesen Kampf zu gehen? Was für Verletzungen wir davon getragen haben? Für dich Heather! Für dich! Und womit dankst du uns? Indem du das Rudel zerstörst?" Ich versuche seinem hasserfüllten Blick standzuhalten und gleichzeitig die Tränen zu unterdrücken, die in mir empor steigen. Jedes seiner Worte kann ich nachvollziehen. Ich kann seine Wut nachempfinden. Ich würde vermutlich genauso reagieren. "Das ist nicht fair! Ich habe mich all die Zeit um ihn gekümmert und nun nimmst du ihn mir einfach weg?! Er braucht mich!" Verständnisvoll nicke ich, auch wenn Cody daraufhin noch viel wütender wird und wild mit den Armen herumfuchtelt. "Das wird ein Fehler sein! Du wirst schon sehen was du davon hast mir Bayan zu nehmen! Das ist so egoistisch von dir! Die Welpen und wir müssen darunter leiden nur damit du glücklich bist!" Wutschnaubend stapft er hinaus in den Garten, verwandelt sich noch auf der Veranda und verschwindet aus meinem Sichtfeld.

Nur Joshua, Jayden und Ethan stehen noch da und starren mich sowohl wütend als auch enttäuscht an. Keiner von ihnen bringt ein Wort heraus und so beschließe ich, ihnen den nötigen Freiraum zu geben und gehe hoch in mein Zimmer.

Seufzend lasse ich mich aufs Bett fallen, schließe die Augen und lasse das Gespräch noch einmal Revue passieren. In wenigen Tagen wird es soweit sein. Ich werde dieses Rudel verlassen und auf eigenen Beinen stehen. Es kommt mir vor als ist es gestern gewesen, als ich voller Stolz meine Schultüte getragen und Dad von meinen Plänen für die Zukunft erzählt habe. Ich wollte ein Rudel führen und in einem Schloss wohnen, das mindestens sechs Einhörner beherbergt. Während sich die Berfufswünsche sowie die favorisierte Wohnumgebung geändert haben blieb der Traum vom eigenen Rudel bestehen. Nun habe ich für wenige Wochen eines gehabt und fühle mich der Rolle des Alphas ebenso verbunden wie auch fremd. Ich vermisse sie schon jetzt. Diesen Haufen von Chaoten, der mich jeden Tag aufs Neue in den Wahnsinn getrieben hat. Oft bin ich mit den Pflichten überfordert gewesen, doch nie habe ich es bereut. Dad hat Recht behalten. Dieser Ort würde mich auf den richtigen Weg geleiten, mir gut tun, mich wachsen lassen.

Ich schrecke hoch, als sich meine Zimmertür gewaltsam öffnet und Zachary knurrend die Türklinke abbricht. "Was.." Beginne ich, doch er unterbricht mich harsch. Adern quellen aus seinen Armen hervor und geben mir Anlass zur Sorge. "Du hast es nicht einmal für nötig gehalten mich zu erwähnen!" Ich öffne den Mund um mich zu erklären, doch schließe ihn gleich darauf wieder als mich seine hasserfüllten Augen treffen. In diesem Moment würde er meine Worte nicht filtern können und bloß noch mehr in Rage geraten. Daher stehe ich wortlos auf und erwarte seinen Ausbruch. "Habe ich überhaupt eine Rolle in deinem völlig überstürzten Vorhaben gehabt? Hast auch nur eine einzige Sekunde dabei an mich gedacht?" Aufgebracht läuft der Blonde in meinem Zimmer auf und ab und gestikuliert dabei wild herum. "Ich wollte dich nicht bevormunden." Gebe ich kleinlaut von mir und zucke zusammen als Zachary ein Glas von meinem Schreibtisch fegt und dieses klirrend in alle Einzelteile zerspringt. "Was bin ich eigentlich für dich? Ein aggressives, zynisches Arschloch das seinen Platz als Alpha missbraucht? Jemand derart ersetzbares?" Ich springe auf und fahre mir durch die Haare, bevor ich ihn wütend anblitze und mir schwöre, diesen Kerl irgendwann endlich zu hassen. "Ich habe dir die Freiheit lassen wollen selbst zu entscheiden was du willst!" Er schaut mich nicht einmal an. Erst als ich ihm den Weg versperre und er sich dagegen entscheidet mich gewaltsam aus dem Weg zu räumen treffen seine Augen auf meine. "Vielleicht will ich das gar nicht? Vielleicht will ich, dass du dich endlich klar und deutlich äußerst! Dass du sagst, was du willst!" Mit den Händen zu Fäusten geballt steht er vor mir, knurrt wutentbrannt und versucht mich mit seinen Blicken zu erdolchen. Und gerade als ich zurück brüllen will, ihn mit seinen eigenen Waffen schlagen möchte um ihn möglichst doll dabei zu verletzen fährt er herunter, entspannt sich und schaut mich so liebevoll an, wie er es an dem Tag getan hat, als ich aus dem Koma erwacht bin. "Sag mir, was du willst. Ich kann dieses hin und her nicht mehr ertragen."

"Dich. Ich will dich."

The Alpha And Me -Love The Way You Lie-Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt