𝑊𝑖𝑒𝑑𝑒𝑟𝑠𝑒ℎ𝑒𝑛

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***5 Monate nach dem Überfall***

Es klopfte vorsichtig an der Tür, als Sergio diese öffnete. In seiner Hand hatte er einen Teller und darauf ein bisschen Obst. „Du hast heute noch nichts gegessen.“ Er stellte den Teller auf mein Nachttisch und sah zu Boden. „Du solltest zumindest etwas essen.“, „Vielleicht später.“ Ich sah auf den Teller und wandte dann den Blick wieder in das Buch in meinen Händen. Sergio drehte sich stumm um und ging wieder zur Tür. „Lucía.“ Ich seufzte und sah wieder zu ihm. „Ja?“, „Was muss ich tun, damit du mich nicht mehr wie Luft behandelst.“ Er kam wieder ein paar Schritte näher, „Ganz einfach.“ Ich senkte das Buch und setzte mich auf. „Lass mich zu Nairobi und Helsinki.“, „Das kann ich nicht.“, „Gut, dann..“ Ich lehnte mich wieder zurück. „..schließ bitte die Tür, wenn du gehst.“ Er holte tief Luft und musterte mich noch einige Zeit stumm, eher er mein Zimmer verließ.

Bis Abends hatte ich mein Zimmer nicht verlassen und hatte Sergio auch weiterhin ignoriert. Erst jetzt, als es dunkel war, legte ich mein Buch an die Seite und richtete mich auf. „Was glaubt er, wer er ist?“, murrte ich leise und sah zu dem Obst auf meinem Nachttisch. „Tchh“, zischte ich leise und begab mich zu meinem Kleiderschrank, wo ich mir eine Tasche schnappte und diese mit meinem Geld befüllte. Mehr sollte ich vorerst nicht brauchen.

Ich schaute mich nochmal im Raum um und blieb an dem Bild auf meinem Nachttisch hängen. „Wieso hast du das getan.“ Auf dem Bild waren Sergio, Andrés, unser Vater und ich. „Wieso habt ihr uns alleingelassen? Das war nie der Plan.“ Ich biss die Zähne fest zusammen und drückte es dann in die Tasche, eher ich diese auf meine Schulter zog und mein Zimmer verließ.

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„Lucía?“ Sergio war noch wach. Er saß an seinem Schreibtisch und hatte lediglich die Lampe auf diesem an. Ich beschleunigte meinen Schritt und antwortete nicht. „Lucía, warte!“ Er wusste genau, was ich vorhatte. Er folgte mir, weswegen ich anfing zu rennen. Ich rannte und wollte hier einfach nur weg. Ich wollte zu Nairobi und das mehr als alles andere. „Lucía.“ Ich wusste nicht wie, doch Sergio hatte mich eingeholt und hielt mich an den Schultern fest. „Lass mich gehen!“, zischte ich und zappelte. „Ist gut!“ Durch seinen ungewohnt lauten Tonfall wurde ich ruhig und sah ihn mit großen Augen an. „Es war nicht richtig von mir, dich von ihr zu trennen.“ Gab er zu und sah mir in die Augen. „Versteh mich doch aber.“, „Ich verstehe dich, Sergio. Denkst du ich habe keine Angst? Aber ich bin nicht aus der Welt. Wenn die Lage sich beruhigt, dann komme ich dich besuchen oder du mich.“ Ich schluckte. „Aber trenne mich bitte nicht von der Person, die ich liebe. Es sind jetzt schon 5 Monate..“ Er nickte stumm. „Es tut mir leid. Ich besorge die einen Transport.. Gib mir 30 Minuten.“ Er mied meinen Blick und ließ mich stehen. Diese Entscheidung fiel ihm nicht leicht, doch ich war erleichtert über seine Einsicht.

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Ich saß knapp eine Stunde draußen und schaute mir die Sterne an, als ein kleines Auto mit einer Ladefläche hinten dran vorfuhr. „Dieser Mann wird dich nach Argentinien bringen.“ Ich sah zu Sergio, der gerade rauskam und etwas gekränkt aussah. „Wir sehen uns wieder.“ Ich stand auf und umarmte ihn. „Das verspreche ich.“ Seine Umarmung wurde fester und ich bekam einen Kloß in den Hals. „Ich habe da noch was.“ Er löste sich von mir und kramte etwas aus der Hosentasche. „Eine Kette“, nuschelte ich und begutachtete den Anhänger. „Öffne es erst später.“ Er schloss meine Hände und lächelte matt. „Bau keine Scheiße.“, „Mach ich nicht.“ Er nahm mein Gesicht in seine Hände und gab mir einen Kuss auf die Stirn, eher ich zu dem Auto lief und mich hinten auf die Ladefläche setzte. Ich holte nochmal tief Luft und winkte Sergio so lange, bis ich ihn nicht mehr sah.

Ich legte mich hin und legte dabei meinen Kopf auf die Tasche, während ich mit der Kette in meiner Hand spielte. Ich wollte nicht warten. Ich öffnete den kleinen Anhänger und versuchte in der Dunkelheit zumindest etwas zu erkennen. „Idiot..“, nuschelte ich. In dem Anhänger standen drei Namen; Professor, Berlin und Nagasaki. Auf der anderen Seite standen; Sergio, Andrés und Lucía. Ich seufzte und fing an zu lächeln, eher ich mir das silberne Schmuckstück umlegte und dann in die Luft starrte, „Bald bin ich da.“

***36 Stunden später in Argentinien***

„Wir sind da.“ Ich zuckte zusammen, als gegen das Metall von der Ladefläche geschlagen wurde und setzte mich auf. „Mhm?“, „Wir sind da“, wiederholte der Mann und sah mich erwartungsvoll an. „Achso..“, nuschelte ich und kramte Geld aus meiner Tasche, was ich ihm beim Aussteigen zusteckte. Er hob seinen Hut, stieg in sein Auto und fuhr wieder weg. Ich brauchte einen Moment, um mich zu orientieren. Ich rieb mir die Augen und stellte die Tasche zunächst ab, als mich zwei starke Arme von hinten umarmten. „Nagasaki!“ Laut lachend hob Helsinki mich hoch und drehte sich im Kreis. Ich riss die Augen weit auf und drehte mich zu ihm um, als er mich wieder gehen ließ. „Helsinki.“ Ich umarmte ihn fest und grinste breit. „Der Professor hat es nur mir gesagt.“ Ich löste mich von ihm und sah auf. „Sie weiß es noch nicht.“ Er schmunzelte und zog beide Augenbrauen hoch, „Irgendwelche Wünsche zum Abendessen? Ich habe Nairobi gesagt, ich bin einkaufen.“ Ich nahm meine Tasche hoch und schüttelte den Kopf, „Mir ist alles recht.“, „Bist du aufgeregt?“ Helsinki sah auf meine zitternden Hände. „Ein bisschen.“ Ich lachte und sah verzweifelt zu ihm auf, „Wir beeilen uns auch.“

Helsinki kannte sich hier super aus. Ich hatte meine Tasche fest an mich gedrückt und folgte ihm stumm. Er kaufte in dem Laden ein bisschen, hier am Stand eine Kleinigkeit. Es kam mir vor wie eine Ewigkeit. Er drehte sich zu mir und teilte mir grinsend seinen Plan mit. „Ich koche für uns ein Gericht, was ich damals in Heimat immer gekocht habe.“, „Dann kann es ja nur gut sein.“ Ich schmunzelte und fing an etwas lockerer zu werden. „Sind wir denn bald da?“, „Keine Sorge. Nicht mehr lange.“ Helsinki amüsierte meine Nervosität sichtlich.

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„Jetzt sind wir da.“ Er blieb vor einer großen Tür stehen und schloss diese auf. „Shhh..“ Er legte den Finger vor die Lippen und grinste wieder breit. Bei jedem Schritt, den ich die Treppe hochging, raste mein Herz schneller. Oben schloss Helsinki die Wohnungstür auf und ging vorweg. „Ich bin zurück!“, kündigte er laut an und begab sich in Richtung Küche. „Na endlich! Ich bin am Verhungern!“ Als ich ihre Stimme hörte, bekam ich einen Kloß im Hals und stellte meine Tasche ab. „Wow Helsinki. Erwarten wir Gäste?“ Ich folgte langsam den Stimmen und stand dann im Türrahmen zum großen Wohnzimmer und der anliegend offenen Küche. „Wir haben einen Gast, Nairobi“, erklärte Helsinki und sah zu mir. Nairobi zog verwundert beide Augenbrauen hoch und folgte seinem Blick, als sie mich sah. „Nagasaki...“ Ihre Augen wurden größer. Ich fing an breit zu grinsen und konnte meine Tränen nicht zurückhalten. „Du bist wirklich gekommen..“, „Wie ich es versprochen habe..“ Ich fiel ihr um den Hals, schlang meine Beine um ihre Hüften und fing vor lauter Glücksgefühlen an zu weinen. „Ich habe dich so vermisst“, nuschelte ich an ihre Schulter und wollte sie am liebsten nie wieder gehen lassen. „Ich dich auch..“ Sie drehte den Kopf in meine Richtung und kaum als ich den Blick zu ihr wandte, drückte sie mir ihre Lippen auf den Mund.

~bearbeitet~

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Das wars jetzt also.. Zumindest in diesen Buch.

Dieses Buch ist offiziell abgeschlossen, aber die Geschichte geht in dem 2. Teil weiter, den es bereits auf meinem Profil gibt.

[Vida Verdadera]

So heißt der 2. Teil und ich wünsche mir sehr euch dort wieder als Reader zu haben.

Ich danke euch auch sehr für euer Feedback. Eure Kommentare helfen mir sehr, wirklich! Ich habe nie damit gerechnet, dass dieses Buch einmal so gut ankommt. Dankeschön!

Bleibt gesund und guten Rutsch ins neue Jahr, falls ihr von mir vorher nichts mehr hören solltet!

𝔸𝕞𝕠𝕣𝕖 𝕍𝕖𝕣𝕕𝕒𝕕𝕖𝕣𝕠 || ᴴᵃᵘˢ ᵈᵉˢ ᴳᵉˡᵈᵉˢ ᶠᶠWo Geschichten leben. Entdecke jetzt