𝑃𝑠𝑦𝑐ℎ𝑜

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„Tokio.." Mein Blick ging zu Rio. „Bitte?" Er sah weiter aus dem Fenster. „Tokio!", schrie er dann laut. Ich stand auf und ging ans Fenster. Tatsächlich. Sie rannte über die Wiese und als sie sich nochmal umdrehte und zur Bank sah, rannte ein Polizist sie um und riss sie somit zu Boden.

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„Sie haben sie festgenommen.." Mein Blick ging zu den anderen. „Sie haben Tokio..", „Scheiße!", fluchte Rio und schlug gegen die Wand. „Tch.. Berlin..", murmelte ich und verließ den Raum, als ich in ihn hinein lief. „Was hast du-!" Er hob die Hand, schloss die Augen und schüttelte den Kopf.„Lass uns das in Ruhe mit den anderen besprechen.." Er drehte mich an den Schultern um und schob mich zurück in den Raum.

Somit saßen wir alle zusammen am Tisch und sahen gespannt zu Berlin. „Sie hat es nicht ausgehalten.. Und es war nicht leicht.. Aber mir blieb keine andere Wahl, als sie auszuliefern." Berlin sah in die Runde. „Reicht euch die Hände." Keiner rührte sich. „Ich bitte euch.." Er seufzte. „Wir setzen hier unser Leben aufs Spiel, da kann es doch wohl nicht so viel Mut erfordern sich die Hände zu reichen." Zögernd nahmen wir uns also alle an den Händen. Moskau Helsinki, Helsinki Berlin, Berlin Denver, Denver Nairobi, Nairobi ich.. Nur Rio blieb aus unserm Kreis vom Händchen halten draußen und sah finster Berlin an. „Wenn eine Wunde entstanden ist, verbinden sich die Blutplättchen miteinander, um sie wieder zu schließen." Moskau und ich forderten ruhig Rio auf, unsere Hände zu nehmen, doch er blieb stur und würdigte uns nicht mal einen Blick. „Wenn sie das nicht tun, ist der Körper dem Tod geweiht. Wir sind verwundet und müssen uns verbinden", „Was laberst du da für'n scheiß von Blutplättchen.", „Rio-", „Wofür hältst du dich? Für einen Prediger? Den Anführer einer Sekte? Was? Werdet ihr alle mit ihm Händchen haltend ins All entschwinden-?", „Rio. Es ist wichtig, dass du dich beruhigst", versuchte Berlin ihm klarzumachen, doch er blieb stur, „Nein, ich werde mich nicht beruhigen. Deinetwegen kommt Tokio in den Knast. Komm mir also nicht mit so nem Scheiß, dass ich mich beruhigen soll. Sie ist meine Freundin.. Meine Freundin!", wiederholte er lauter. „Und du hast ihr das Leben versaut", „So ist es mit der ersten Liebe. Am Ende des Sommers verabschiedest du dich von ihr auf Côte d'Azur und du glaubst, die Welt geht unter, aber so ist es nicht.", „Halt deine verfickte Fresse, du verdammter Psychopath. Du hast doch keine Ahnung von was du da laberst! Gibt es hier überhaupt irgendeinen, der nicht verrückt ist?" Alle wandten den Blick von Rio ab, außer ich. „Von dir erwarte ich nichts anderes. Du hast doch dieselben Gene wie er", schnaufte Rio gereizt. „Tokio hat sich dafür entschieden", „Du glaubst wohl kaum, dass sie freiwillig gehen wollte!", „Sie hat sich dafür entschieden, dass es das Risiko gibt, in den Knast zu kommen! Wer weiß.. Wir könnten auch alle noch in den Knast kommen.. Selbst wenn wir mit dem Geld weg sind, was, wenn man uns findet? Und ihr Leben, mein Lieber.. Das hat sie sich schon lange vor dem Überfall versaut, aber das müsstest du, als ihr Freund, ja eigentlich wissen." Er biss die Zähne fest zusammen und sah dann in die Runde. „Ich glaub's nicht. Ihr seid alle auf Berlins Seite. Auf der Seite dieses scheiß Psycho!", „Nein. Nein!.." Nairobi hob den Kopf und sah zu ihm. „Wir sind nicht auf Berlins Seite! Wir sind auf der Seite des Professors.", „Des Professors? Der wurde verhaftet. Das haben wir alle im Fernsehen gesehen. Er wird nicht anrufen. Er wird nicht auf uns warten, am Ende des Tunnels." Rios Blick ging zu Berlin, „Jetzt wirst du gleich wieder damit anfangen, dass es ja noch zwei Stunden bis zum Kontrollanruf sind. Großartig.. Denn das wird der letzte sein. Bin gespannt, wo eure Eier sind, wenn er nicht anruft. Ich werde mir das nicht mit ansehen." Er stand auf, legte seine Pistole auf den Tisch und schob sie Berlin rüber. „Geiseln sind gegangen und Tokio ist auch weg. Ich nehme an, es ist dir egal, wenn ich auch verschwinde.", „Du weißt, dass es nicht egal ist", knurrte Berlin und sah ihn ernst an. „Aber deine Entscheidung respektieren wir, also geh schon." Rio nickte nur und sah nochmal abwertend in die Runde. „Bleibt ihr nur schön hier." Er ging langsam zur Tür. „Einer von euch muss mitkommen, um die Eingangstür wieder zuzumachen", „Warte." Berlin stand auf und ging nochmal auf ihn zu. „Wenn du herausgehst, halte das hier hoch." Skeptisch sah ich das weiße Tuch in Berlins Händen an, welches er Rio übergab. „Damit sie sehen, dass du unbewaffnet bist. Die haben Scharfschützen und ich will nicht, dass dir etwas passiert. Hier." Er gab ihm das Tuch und umarmte ihn nochmal. „Komm her.." Rio ließ es einfach mit sich machen und uns allen war klar, dass Berlin was geplant hatte. Niemals wäre er jetzt so scheiße freundlich zu Rio. Und so war es auch. Er nutzte die Umarmung als Vorwand, um ihm eine Spritze in den Hals zu stecken. Nairobi und Helsinki standen beide auf, während Rio anfing zu taumeln und geschockt Berlin ansah. Berlin flüsterte ihm noch irgendwas ins Ohr, eher Rio langsam in seinen Armen zusammen sackte. „Er muss sich nur ein bisschen ausruhen, dann geht es ihm wieder gut." Ich musterte Berlin und biss fest die Zähne zusammen. Bisher hielt ich alle Taten von Berlin als gerechtfertigt und gut, doch ich fing an zu zweifeln.

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𝔸𝕞𝕠𝕣𝕖 𝕍𝕖𝕣𝕕𝕒𝕕𝕖𝕣𝕠 || ᴴᵃᵘˢ ᵈᵉˢ ᴳᵉˡᵈᵉˢ ᶠᶠWo Geschichten leben. Entdecke jetzt