𝑉𝑎𝑡𝑒𝑟𝑟𝑜𝑙𝑙𝑒

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„Tokio kommt zurück!“, „Tokio kommt zurück!“, wiederholte Helsinki die Worte von Rio und sorgte dafür, dass die Geiseln sich auf den Boden legten. Rio rannte hektisch zur Tür. Ich sah zu Denver und Moskau. „Kommt schon!“ Als Rio die Tür öffnete, rannte Moskau zu ihm, gefolgt von Denver und mir. „Sie werden sie noch treffen.“ Rio sah zu mir und dann wieder raus. „Nein! Geben wir ihr Feuerschutz!“ Als die ersten auf Rio schossen, zog Moskau die Maske auf und ging raus, „Papa, vorsichtig!“, „Bleib du hier.“ Ich schob Denver ruppig zurück, zog die Maske auf und ging selbst nach draußen.

Tokio schaffte es durch die Absperrung durch und gelangte ohne einen Kratzer mit dem Motorrad in die Bank. Ein Rückschlag für die Polizei. Diese gab daher nicht auf und schoss auf uns. Ich bekam einen Streifschuss ab und fluchte. „Geh!“ Moskau stellte sich vor mich und drängte mich zurück in die Bank. Nun traf die Polizei ihn. „Moskau!“ Er krümmte sich und taumelte. Ich legte seinen Arm um meine Schultern und führte ihn rein.

Die Türen schlossen sich und die Aufmerksamkeit lag vorerst nur auf Tokio. „Moskau!“, schrie ich verzweifelt, riss mir die Maske vom Gesicht und versucht ihn noch halbwegs zu fangen, als er nach vorne kippte. Denver fiel neben mir auf die Knie und stützte den Kopf von Moskau, während ich meine Hand auf die Wunde legte, wo das Blut nur so raus schoss.„Den Verbandskasten!“ Die anderen kamen zu uns. „Ganz ruhig.. Das ist nichts weiter, das ist nur ein Kratzer.“, „Los, wir drehen ihn auf die Seite.“ Denver und ich nickten Tokio zu und drehten Moskau vorsichtig. „Wartet.“ Als Helsinki den Rücken von Moskau sah, wurde die Sorge um Moskau größer. „Es gibt keine Austrittswunde. Die Kugel ist noch drin.“, „Das sieht übel aus.. Er wird verbluten..“, „Shh!“, zischte ich und sah zu Denver. „Er wird mit uns lebend und unversehrt hier rauskommen.“ Ich hatte Tränen in den Augen und einen dicken Kloß im Hals. „Wir schaffen das.“, „Sie hat recht.. Ruhig jetzt..“ Moskau sah zu Denver. „Ich habe jede Menge Blut. Ich hab immer viel Blutwurst gegessen.“ Dass Moskau selbst jetzt seinen Sinn für Humor nicht verlor, scheint zumindest etwas Gutes zu sein.

Alle bastelten an Moskau herum. Er bekam Morphium gespritzt, Denver legte ihm sein T-Shirt unter den Kopf, Tokio schnitt den Overall auf. „Drei..“ Ich hob den Kopf und sah den Schock in allen Gesichtern. Der Bauch dieses Mannes wurde dreimal durchlöchert. Sein ganzes Oberteil war rot und das Blut spritzte immer wieder heraus, wenn Moskau den Bauch vor Schmerzen anspannte. „Versuch ruhiger zu atmen.“ Berlin drängte sich zwischen Helsinki und Tokio und presste seine Hände auf die Wunden. Doch es half nicht. Seine Hände wurden lediglich so rot wie meine. Tokio nahm ein Tuch und presste es auf die Wunde, aus der das meiste Blut kam. „Du wirst sehen. Das wird schon wieder..“ Tokio nahm seine Hand und stand den Tränen selbst nah. „Das wird schon wieder“, wiederholte sie mehrfach. Ich richtete mich auf und wandte mich von allen ab.

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Ich hatte mich im Gemeinschaftsraum zurückgezogen und saß auf dem Sofa. Mein Blick lag dabei als auf meinen Händen, die voll mit Blut waren. „Hier bist du.“ Es dauerte nicht lange, da kam Berlin zu mir. „Wie geht es ihm.“, „Beschissen.“ Berlin stellte sich vor das Aquarium und begutachtete die Fische und dann mich. „Du bist verletzt.“, „Ein Streifschuss.“ Ich schüttelte den Kopf, „Nichts Wildes.“ Berlin sah mich an, „Dich nimmt das ziemlich mit.“, „Moskau hat in diesem Überfall eine gewisse Vaterrolle für mich eingenommen. Ein dummer Spruch, ein paar gute Tipps..“ Ich lächelte matt. „Eine Umarmung, wenn ich sie brauchte.“ Ich holte tief Luft. „Es war dumm von dem Professor zu glauben, dass wir hier ganz ohne Gefühle und Beziehungen rein und wieder herausgehen.“, „Da hast du wohl recht.“ Ich runzelte die Stirn und sah zu Berlin, „Hab ich?“, „Ein Mensch kann schnell eine Bindung zu jemanden aufbauen und-“ Berlin verstummte, als Tokio hereinstürmte.

„Drei Kugeln! Sie haben ihm drei Kugeln in den Bauch verpasst! Er brauch einen Arzt, denn wir können nichts für ihn tun!“, „Wir müssen einen kühlen Kopf bewahren, Tokio. Es geht nicht nur um Moskau. Ich rufe den Professor an.“, „Der Professor ist nicht da!“, fauchte sie, als Berlin zum Telefon greifen wollte. „Ich habe ihn ein paar mal angerufen, im Hangar ist er jedenfalls nicht! Rufen wir Inspectora Murillo an..“, „Das können wir nicht tun und das weißt du. Das gehört nicht zu unserem Plan!“, „Welcher Plan!“, knurrte sie und ging einen Schritt auf Berlin zu. „Weißt du was mein Plan war? Ich wollte dich töten.“ Mein Blick ging zu Tokio. „Aber der, der jetzt stirbt, ist Moskau. Also komm mir jetzt bloß nicht mit deinem verfickten Plan.“, „Tokio“, murrte ich. „Du solltest jetzt gehen.“, „Weil? Sag mir nicht, du unterstützt deinen Bruder noch immer, obwohl Moskau dort draußen im Sterben liegt-!“, „Hau ab!“, unterbrach ich sie. „Geh!“ Ich stand auf und sah ihr in die Augen, „Ich kann deine ätzende Stimme nicht mehr hören!“, fauchte ich. „Deinetwegen ist Moskau doch überhaupt erst in diesen Zustand geraten!“, „Wer hat mich denn rausgeschmissen?“ Sie kam auf mich zu und blieb dicht vor mir stehen. „Wer hat denn russisch Roulette mit Berlin gespielt!“, schrie ich sie an und spürte meine Hände zittern. „Ich wünschte, die Polizei hätte dich behalten“, spuckte ich ihr ins Gesicht und deutete auf die Tür. „Geh jetzt.“ Sie schluckte, sah nochmal zu Berlin und verließ dann stumm den Raum.

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𝔸𝕞𝕠𝕣𝕖 𝕍𝕖𝕣𝕕𝕒𝕕𝕖𝕣𝕠 || ᴴᵃᵘˢ ᵈᵉˢ ᴳᵉˡᵈᵉˢ ᶠᶠWo Geschichten leben. Entdecke jetzt