𝐺𝑢𝑡𝑒𝑟 𝐹𝑟𝑒𝑢𝑛𝑑

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Helsinki äußerte den Wunsch, mit Arturo zu reden. Berlin ließ dies zu, verlangte jedoch, dass ich mit dabei bin. Das Risiko, dass Helsinki Arturo verletzen könnte, war zu hoch. Also holte ich Arturo her und blieb bei ihnen im Raum, was Helsinki nicht weiter störte.

Ich saß neben dem Sofa, auf einem Stuhl, und hielt die Hand von Oslo. Er reagierte noch immer nicht, atmete aber. Ob das jetzt positiv war, ist Ansichtssache. Schließlich konnte er sich nicht bewegen, geschweige denn reden. Helsinki spielte leise auf einer Mundharmonika, während ich Oslo musterte. Aber auch darauf reagierte er nicht. Es tat mir weh ihn so zu sehen. Mit Helsinki und Oslo verstand ich mich von Anfang an am besten und auch hier in der Bank waren sie oft an der Seite von Berlin und somit meist auch an meiner.

„Oslo wird nie wieder reden.“ Helsinki sah zu Arturo, der sich für den Moment zumindest schlecht fühlte. „Das tut mir sehr leid.. Das ist.. Tragisch.“, „Du wusstest von der Flucht?“ Sofort schüttelte Arturo den Kopf, „Nein..“, nuschelte er leise. „Denver hat mir gesagt, du wusstest von der Flucht.“ Arturo sah zu Boden und traute sich kaum Helsinki anzusehen, als dieser aufstand. „Gewusst kann man nicht sagen.. Ich habe.. was vermutet und es Denver gesagt, um zu helfen.“ Helsinki ging zum Aquarium und holte dahinter ein Eisenrohr hervor, welches er mit ernster Mine Arturo präsentierte. „Sie haben ihn mit diesem Rohr geschlagen.. Von hinten.“ Arturo sah nervös zu ihm und immer wieder auch zu Boden. „Oslo ist mein Freund. Wir sind zusammen im Krieg gewesen. Wir waren immer zusammen. Wir haben Dinge gedreht. Wir waren zusammen im Knast. Oslo ist mein Freund, verstehst du Arturo?... Auf die Knie.“ Aufmerksam sah ich zu Helsinki und dann zu Arturo, der mit purer Angst im Gesicht sich kniete. „Helsinki-“ Er hob die Hand und nickte mir kurz zu. Er holte aus und meine Augen wurden größer. „Dachtest du, wir würden nicht fliehen?“, fragte Arturo zitternd. „Das wir uns nicht wehren würden? Dass wir wirklich tatenlos dabei zusehen, wie ihr uns alle umbringen wollt?.. Dass ihr uns quält und uns vergewaltigt.“ Arturo zitterte immer mehr. „Ich würde es immer wieder tun, also schlag richtig zu Helsinki. Denn, wenn ich das überlebe.. dann bring ich danach vielleicht dich um.“ Ich legte den Kopf schief und musterte Arturo. Wo nahm er jetzt auf einmal diesen Mut her? „Ich bin zur Arbeit gekommen.. So wie jeden Tag.. Ich habe niemandem was getan.. Ich hab nur meinen Job gemacht. Wer glaubt ihr, sind die guten, Helsinki? Nagasaki?..“ Er sah uns abwechselnd an. „Ihr etwa?“ Er sah mich eine Weile an, bis sein Blick wieder zu Helsinki ging und dann auf den Boden. „Mach es schnell bitte..“ Helsinki war angespannt, ließ das Rohr dann aber auf den Boden fallen und kehrte Arturo den Rücken zu. „Helsinki...“ Er verließ stumm den Raum. „Super gemacht.“ Ich ließ die Hand von Oslo los und legte diesen wieder aufs Sofa, was gar nicht so einfach war. Der Typ war sicherlich das Sechsfache von mir.

„Arturo, lass mich dir eine Sache sagen.“ Ich drehte mich zu ihm um und hielt ihm meine Waffe an die Stirn. „Theoretisch war es nie geplant einen von euch umzubringen und wir hatten auch nie damit gerechnet, dass ihr Geiseln so aufmüpfig sein könnt. Aber egal, ob du Angst hast vor uns oder nicht... Zügel deine Worte.“ Ich hielt ihm die Waffe in den Mund. „Wir sind diejenigen, die bewaffnet sind und wir sind diejenigen, die über euer Leben bestimmen“, murrte ich und zog die Waffe aus seinem Mund. „Jetzt steh auf. Die zwei Stunden sind auch um.“ Ich sah zur Uhr.

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Ich war die Letzte, die mit Arturo kam. „Es ist der Zeitpunkt gekommen, eine Wahl zu treffen.“ Ich stieß Arturo zu den anderen, wo er sich dann aufstellte. Nairobi zog eine Linie und Tokio erklärte den Geiseln das ganze Spiel nochmal. „Entweder werdet ihr zu unseren Komplizen und bekommt 1 Million oder ihr bleibt unbestechlich und kommt hier raus.“ Ich stellte mich an das Geländer und ließ meinen Blick über die Geiseln schweifen. „Die Freiheit oder die Million.“ Nairobi hatte den Strich fertig gezogen und wandte sich den Geiseln zu.„Wenn ihr bis zum Schluss bei uns bleibt, bekommt ihr 20.000 Scheine a 50 € nach Hause geschickt. Vakuum verpackt, wie ein guter Schinken.“, „Die gehen möchten, treten bitte über die Linie.“ Tatsächlich zögerten sie alle. Erst als der erste sich über die Linie begab, folgten ihm einige. „Warum fragt ihr mich nicht, ob ich gehen will?“ Als ich diese liebliche Stimme hörte, lächelte ich und sah zu Alison. „Du bist was Besonderes, schon vergessen?“ Ihr Blick ging zu mir und dann zu Tokio. „Wirklich? Denkst du, wir müssen dir das erklären? Jetzt ab mit dir in die Reihe.“ 

Es gingen tatsächlich mehr auf die andere Seite, als erwartet oder eher gesagt, als erhofft. „Gut. Die Zeit ist um. Das ist eure letzte Chance. Jetzt oder nie. Ihr könnt über die Linie treten und von hier verschwinden oder hier bei uns bleiben und die Million bekommen.“ Niemand ging mehr auf die andere Seite, somit war es entschieden. „Sehr gut. Die, die gehen wollen, Hände hinter den Kopf und dann vorwärts. Durch die Tür zur Ladezone.“ Somit waren die Geiseln gespalten. Unsere neuen Komplizen und die, die sicherlich noch für Ärger sorgen würden. Doch unter den bleibenden stand nicht nur Mercedes, die vorhin erst für Unruhe gesorgt hat, sondern auch Arturo. Das Risiko, dass sie erneut versuchen auszubrechen, war somit nicht gebangt.

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𝔸𝕞𝕠𝕣𝕖 𝕍𝕖𝕣𝕕𝕒𝕕𝕖𝕣𝕠 || ᴴᵃᵘˢ ᵈᵉˢ ᴳᵉˡᵈᵉˢ ᶠᶠWo Geschichten leben. Entdecke jetzt