𝐾𝑎𝑣𝑎𝑙𝑙𝑒𝑟𝑖𝑒

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„Wir starten Plan Kamerun.“ Wir waren alle wieder im Gemeinschaftsraum versammelt, als Nairobi uns unser nächstes Vorgehen mitteilte. „Wir werden die Geiseln freilassen, die wir im Keller eingesperrt haben und es wird ein Journalist mit Kameramann vorbeikommen, um live zu berichten. Wir werden jemanden brauchen, der ein Interview gibt. Und mein Vorschlag wärst du, Rio.“ Sie wandte sich ihm zu. „Ich verstehe, dass du sauer bist, aber wir brauchen dich. Du kannst das ohne Maske machen. Du bist sympathisch.“, „Glaubst du echt, ich zeig mich im Fernsehen? Damit Tokio im Knast mich sehen kann? Und dann grinse ich von rechts nach links und gebe ein Interview, als ob überhaupt nichts passiert wäre? Ich bin jetzt eine Geisel. Mit mir könnt ihr nicht rechnen.“ Er legte seinen Kopf auf den Tisch und schwieg. „Wie ich es gesagt habe“, murrte ich und holte tief Luft. „Bockig wie ein kleines Kind. Dass der Professor ihn überhaupt mitgehen gelassen hat..“, knurrte ich genervt. „Scheiße was soll's.. Dann mach ich's“, bat Denver sich an. „Obwohl ich aus den Windeln raus bin, hab ich ein Babyface, also..“, „Hast du nicht. Du siehst aus, als könntest du jemanden windelweich prügeln.“ Helsinki und ich schmunzelten, woraufhin auch Denver lachte. „Ich mach das.“, „Helsinki, Schatz.. Du musst ein Interview geben. Du wirst viel reden. Und du denk gar nicht dran.“ Nairobi holte gerade Luft, „Du kommst gar nicht infrage.“ Sie schloss den Mund wieder und legte den Kopf schief. „Aber du?“, „Nein..“ Ich seufzte. „Während die Polizei Lügen über Berlin erzählt hat, war bei mir alles die Wahrheit. Wohl kaum glaubt man einer Mörderin.“ Mein Blick ging zu Berlin. „Doch gerade, dass man Lügen verbreitet hat, könntest du ansprechen.“ Berlin sah zu mir und zog beide Augenbrauen hoch. „Du kannst perfekt schauspielern, mein Lieber. Außerdem kennt die Polizei auch dein Gesicht. Das Interview unmaskiert zu machen ist gleich viel persönlicher.“ Ich sah in die Runde. „Ganz recht.. Unmaskiert..“ Er stand auf und ging auf das Aquarium zu. „Damit ganz Spanien uns in die Augen zu sehen vermag. Spürt, wie wir atmen, damit sie unseren Schmerz wahrnehmen können.. und ein bisschen Leid.“, „Ja.. Ich merk schon.. Du willst es selbst machen, huh?“ Nairobi sah ihn abwertend an. „Ich sehe da nur eine Schwierigkeit. Wenn ich überhaupt einen Menschen kenne, der noch nie gezeigt hat, Schmerz oder Leid zu empfinden.. Dann bist du das, Berlin.“, „Tokio ist nicht da. Rio will es nicht machen. Nagasaki würde niemand glauben. Du solltest niemanden abstempeln, der sein Handwerk versteht, Nairobi.. Ich bin ein sehr guter Zeremonienmeister.“, „Wie Nagasaki schon gesagt hat, er ist ein guter Schauspieler“, stimmte Helsinki zu und sah zu Nairobi. „Na gut. Dann mach du es.“

Das ganze Interview über kümmerte ich mich um die restlichen Geiseln und achtete darauf, dass sie arbeiteten. Nicht sonderlich spannend und ich war froh, als Helsinki mich ablöste und ich zu Nairobi und Berlin durfte.

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„Wie lief es?“, „Sehr gut. Dein Bruder hat schön das arme Opfer gespielt.“ Ich schmunzelte und ging auf sie zu. „Dann sollten wir jetzt wohl erstmal etwas Ruhe wieder haben, oder?“ Ich sah ihr in die Augen und biss mir auf die Unterlippe. Nairobi hauchte den Rauch der Zigarette weg und kam mir näher, doch bevor wir uns küssten, klinkte Berlin sich ein. „Das hat doch sicherlich Zeit bis später, nicht?“ Ich schloss die Augen und holte tief Luft. „Du könntest ja auch einfach den Raum verlassen.“ Ich drehte den Kopf zu ihm und war sichtlich genervt. „Er hat recht.“ Nairobi gab mir einen Kuss auf die Wange und schob mich zurück. „Ich muss eh mal nach Moskau sehen.“ Somit verließ sie den Raum.

„Nicht mal nen Kuss auf die Lippen hab ich bekommen.“ Ich sah zu Berlin. „Gönn deiner kleinen Schwester doch einmal etwas“, beschwerte ich mich und schüttete mir ein Glas Wasser ein. „Dafür wirst du später alle Zeit der Welt haben.“, „Ich werde mit Sergio und dir mitgehen.“, „Sei nicht albern.“ Er verzog das Gesicht. „Du bist doch glücklich mit Nairobi.“ Ich nahm das Glas hoch und sah wieder zu ihm. „Ich kenne nicht mal ihren echten Namen.“, „Dafür habt ihr nach dem Überfall Zeit. Geh mit ihr weg. Lade sie zu einem Date ein. Sitz abends mit ihr am Strand. Genieße dein Leben.“ Er seufzte. „Stattdessen bevorzugst du es, deinen faltigen Bruder zu füttern und ihm den Arsch abzuwischen.“ Ich nippte am Glas und stellte es dann auf den Tisch, „Vielleicht kommt sie mit uns?“, „Verdammt Lucia-!“, bevor er lauter werden konnte, klingelte das Telefon.

„Ja?“ Ich nahm den Hörer in die Hand. „Nagasaki. Ich möchte, dass ihr zusammenhaltet und richte Rio aus, dass ich Tokio aus dem Gefängnis hole und wenn es das letzte ist, was ich tue.“, „Verstanden.“, „Gib mir mal Berlin.“ Ich sah kurz zu der Kamera, durch die der Professor uns sah und reichte zögernd Berlin den Hörer. „Bleib.“ Berlin drückte meinen Oberschenkel sachte zurück auf den Tisch, als ich gerade aufstehen wollte. „Ja?“, „Hallo. Subinspector Rubio wird aus dem Koma erwachen.“, „Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass es stimmt?“ Berlin stellte sich so, dass ich das Gespräch mitbekam. „Ich weiß es nicht..“, „Eine Falle, ganz klar.“, „Lucia hat recht. Das ist sicherlich der alte Bullentrick. Sie behaupten das Opfer erwacht aus dem Koma, um dich aus der Deckung zu locken. Das klappt nicht mal in Sonntagnachmittagsserien.“, „Wenn es nicht so ist... Er ist der einzige, der weiß, wer ich bin. Er könnte mich hochgehen lassen.“, „In welchem Zimmer ist er?“, „Im Zimmer 119.“, „Das ist eine Falle“, stellte Berlin schnell fest. „Ja.. Eine Falle.. Zu 90 %..“, „99 %“, korrigierte ich ihn, „99 %..“, wiederholte er leise. „Aber wollen wir dieses 1 % riskieren?“, „Du wirst hingehen müssen, um herauszufinden, ob es eine Falle ist oder nicht.. und wenn es keine ist, musst du ihn erledigen.“, „Das würde bedeuteten, dass ich.. mich an einen Ort begebe, wo mich wahrscheinlich 50 Polizisten erwarten werden..“, „Sergio, denk nach, verdammt. Du hast deine halbe Kindheit in einem Krankenhaus verbracht. Wie begibt man sich in eine Falle, ohne geschnappt zu werden? Wohl wissend, dass dort die Kavallerie auf einen wartet.“, „Das beste ist.. die Kavallerie.. scheu zu machen.“

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𝔸𝕞𝕠𝕣𝕖 𝕍𝕖𝕣𝕕𝕒𝕕𝕖𝕣𝕠 || ᴴᵃᵘˢ ᵈᵉˢ ᴳᵉˡᵈᵉˢ ᶠᶠWo Geschichten leben. Entdecke jetzt