𝑂𝑢𝑡𝑖𝑛𝑔

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Die Situation war angespannt und es herrschte eine gewisse Unruhe unter den Geiseln. „Die Schüsse, die eben gefallen sind, stammen von einem Schusswechsel mit der Polizei. Er wurde von einer Geisel verursacht, die meine Vorschriften missachtet hat. Diese Geisel wollte anscheinend Hilfe holen, und zwar mit diesem Telefon.“ Berlin beschloss den Geiseln zumindest zum Teil die Wahrheit zu erzählen und zeigte den Anwesenden das gefundene Handy. „Und dann fragte ich mich folgendes; wenn ich das Telefon von Señorita Gaztambide habe, von wem ist dann dieses?“ Er spielte den Klingelton des Handys ab und lief vor den Geiseln her. „Erkennt einer von euch zufällig diese Musik?“ Ich schaute mir die Geiseln an, als Tokio mit schnellem Schritt auf Berlin zulief, „Was ist passiert!“, „Was willst du?“ Berlin sah abwertend auf sie hinab. „Diese Schüsse, die vorhin gefallen sind, du wirst mir jetzt sofort sagen, was passiert ist.“ Berlin schaute sich um und packte Tokio am Arm. „Aber nicht hier“, murrte er und begab sich mit ihr woanders hin und deutete mit einer Handbewegung, dass ich ihm folgen soll.

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„Wir haben doch gesagt keine Opfer.“, „Sie hatte ein Telefon, was hätte ich tun sollen? Ihr vielleicht den Hintern versohlen?“, „Ihr Angst machen, aber nicht töten! Ihr ein Ohr abschneiden oder was weiß ich-!“, „Wenn sie die Polizei informiert hätte, wie viele und wo wir sind..“ unterbrach er Nairobi, die mit im Raum stand, „...dann wärst du diejenige, die tot wäre!“ Er sah wieder zu Tokio, „Aber dein Ohr wäre noch dran.“ Nairobi steckte sich vor lauter Stress eine Zigarette an und schüttelte den Kopf. „Wer hat geschossen?“, fragte Tokio mit einem strengen Ton. „Denver“, antwortete Berlin knapp und nippte an seinem Glas. „Der Junge ist zu heißblütig.“, „Der Professor hat gesagt, er will nicht, dass Blut vergossen wird. Das waren die Regeln.“, „Na und? Dann haben wir die Regeln jetzt eben mal gebrochen.“, „Eben mal?“ Ich sah zu Berlin. „Tokio hat zwei Polizisten schwer verletzt, du hast Rio von Oslo und Helsinki verprügeln lassen und Denver hat eine Geisel erschossen. Wenn du richtig zählen kannst, haben wir schon mehr als einmal die Regeln gebrochen!“, „Zumindest, was den Umgang mit den Geiseln angeht“, korrigierte er sich und sah mich an. „Verstanden? Also schön ruhig, die Öffentlichkeit ist auf unserer Seite und das bleibt auch so. Wenn sie merken, dass eine Geisel fehlt, sind wir längst über alle Berge. Dann können die uns mal.“, „Hast du das dem Professor gesagt?“ Anstatt es dabei zu lassen, schien Tokio noch immer nicht mit dieser Entscheidung zufrieden zu sein. Ich holte tief Luft und streckte meine Hand nach Nairobis Zigarette aus, die sie mir ohne Anstalten gab. Ich machte einen tiefen Zug und sah wieder zu Tokio, während Nairobi sich eine neue Zigarette ansteckte.

„Hast du ihm gesagt, dass dir seine Regeln einfach am Arsch vorbeigehen?“, „Du willst mir was von Regeln erzählen? Weil du mit diesem Idioten vögelst, hättest du beinah nen Bullen umgelegt, meine Güte.“, „Ach, und du willst mir sagen, dass zwischen dir und Nagasaki nichts läuft? Ich erinnere dich nur zu gern an den letzten Abend, als sie dir ihre Zunge in den Hals geschoben hat! Und wie sie dich immer ansieht und wehe man droht dir, dann wird die kleine dahinten zur Bestie.“ Ich knurrte leise, woraufhin Nairobi ihre Hand auf meinen Arm legte und den Kopf schüttelte, „Lass gut sein“, sagte sie, während sie den Rauch hinaus hauchte. „Wir müssen dem Professor sagen, was los ist.“ Rio, der ebenfalls dabei war, nahm den Hörer in die Hand und stellte die Verbindung zum Professor her. „Ganz ruhig kleiner.“ Berlin schob Tokio beiseite und nahm langsam den Hörer von Rios Ohr, eher er auflegte. Er hatte diese Rechnung jedoch nicht ohne Tokio gemacht, die ihre Pistole nämlich auf den Tisch platziert, die Hand aber natürlich dran ließ, und ernst in Berlins Augen sah. „Du rufst ihn an, Rio.“ Wieder nahm dieser den Hörer.

„Geht niemand dran.“ Gab Rio nach nur wenigen Minuten von sich, eher er frustriert den Hörer auf das Telefon schlug. „Man kann nicht immer rund um die Uhr einsatzbereit sein und alles kontrollieren. Man muss essen und schlafen.. Oder mal auf die Toilette.“ Berlin ging ein paar Schritte vom Tisch weg und sah dann wieder zu Rio, der erneut versuchte den Professor zu erreichen. „Und deshalb habe ich hier drinnen das Kommando! Wir schaffen das nur, wenn wir uns wie Profis verhalten.“ Berlin sah in die Runde.

„Man, was läuft den hier drin für ein Scheiß?“, mit den Worten machte Moskau die Tür auf und sah uns fragend an. „Man kann euch bis draußen hören!“, „Berlin hat eine Geisel töten lassen.“ Brachte Tokio es schnell auf den Punkt. Kurz herrschte Stille. „Wer war's?..“ Moskau sah zu Berlin und seine Augen wurden größer. Da dieser nicht antwortete, sah er uns an. Ich senkte den Kopf und zog an der Zigarette. „Dein Sohn..“ gab Tokio nun zögernd von sich. Der Schock war Moskau deutlich ins Gesicht geschrieben. Das war wie ein Schlag für ihn. Stumm und langsam verließ er den Raum. Berlin zögerte nicht, sondern beschloss ihm zu folgen.

„Wir sollten auch zurück auf unsere Posten..“ Tokio und Rio begaben sich zur Tür. „Halt!“ Beide drehten sich zu mir um. „Spricht einer von euch noch einmal das Thema vom letzten Abend an... Dann schwöre ich, ist euer Körper der nächste, den wir verschwinden lassen.“, „Da trifft man wohl einen ganz wunden Punkt, was?“, „Ich habe nichts mit Berlin.“, „Jetzt sei doch wenigstens ehrlich.“ Tokio kam ein paar Schritte auf mich zu. „Es ist auch raus, dass Rio und ich was am Laufen haben. Was hast du dann also noch zu verlieren?“ sie grinste. „Wobei ich nie gedacht hätte, dass du auf alte Kerle stehst.“, „Tu ich nicht.“ Sie seufzte, „Nagasaki-“, „Ich steh auf Frauen!“ Tokios grinsen verschwand und sie sah mich verwundert an. „Du bist lesbisch?“ Ich zog ein letztes Mal an meiner Zigarette und nickte, „Ja.“ Ich hauchte ihr den Rauch ins Gesicht und verließ daraufhin den Raum.

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𝔸𝕞𝕠𝕣𝕖 𝕍𝕖𝕣𝕕𝕒𝕕𝕖𝕣𝕠 || ᴴᵃᵘˢ ᵈᵉˢ ᴳᵉˡᵈᵉˢ ᶠᶠWo Geschichten leben. Entdecke jetzt