𝑊𝑎𝑐ℎ𝑡𝑒𝑙𝑒𝑖𝑒𝑟

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Ich stellte mich dicht neben Berlin, um möglichst das Telefonat zu verstehen. „Sind Sie dran?“, „Wo warst du..“, „Sagen wir mal auf einer Art.. Spirituellen Reise. Bin als neuer Mensch zurückgekommen.“, „Sehr gut. Ich muss dir nämlich etwas sehr Wichtiges sagen. Den Knopf von deinem Sakko habe ich in den Seat gelegt.“ Ich dachte, ich höre nicht richtig und sah auf zu Berlin. „Du hast eine Geisel getötet, damit hast du die wichtigste Regel gebrochen und das ist deine Bestrafung.“, „Bestrafung?“ Ich riss Berlin den Hörer aus der Hand. „Blöderweise denkt die Polizei jetzt auch, dass ich an dem Überfall beteiligt bin. Ist Ihnen das klar?“, „Sie haben keine Bestätigung, dass du dich in der Banknotendruckerei befindest, also-“, „Dennoch ist mein Name und mein Gesicht in den Medien und wird zusammen mit den Falschaussagen von Berlin ausgestrahlt!“, unterbrach ich ihn lautstark. Berlin nahm mir den Hörer wieder ab. „Das verletzt mich. Das verletzt mich sehr.“, „Ich war noch nicht fertig“, knurrte ich. Berlin hob die Hand und sah auf mich hinab. „Ich finde, dass diese Maßnahme ziemlich ungerecht ist. Passen Sie auf. Ich will, dass Sie etwas hören.“ Berlin schnipste kurz, woraufhin Oslo Monika hereintrug. Mein Blick ging zu der Kamera im Zimmer, aber um es dem Professor noch deutlicher zu machen, drückte Berlin ihr den Hörer in die Hand. „Sag wie du heißt.“, „Ich bin Monika Gaztambide.“, „Und wie geht es dir? Bist du am Leben?“, „Ja, das bin ich..“, „Danke.“ Oslo brachte sie wieder weg und Berlin nahm den Hörer wieder an sich. „Verstehen Sie jetzt, wieso Sie ungerecht sind? Zunächst bestrafen Sie indirekt Nagasaki, die gar nichts getan hat, und dann bestrafen Sie mich, für etwas, was noch gar nicht passiert ist.“ Ich hörte nicht mehr, was der Professor sagte. Berlin legte nur nach wenigen Minuten stumm auf. „Leute.“ Er griff nach seiner großen Waffe vom Tisch. „Hiermit starten wir den Plan Valencia.“

Plan Valencia war eine Sache von gerade mal 20 Minuten. Wir lassen die Geiseln schreien und inszenieren eine Schießerei. Die Sache hatte sich also, wie schon gesagt, schnell wieder erledigt und wir setzten unsere Schichten wieder fort, als sei nie etwas gewesen.

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Die Stimmung unter den Geiseln blieb angespannt. Wir hatten ihnen mitgeteilt, dass die Polizei lieber das Leben von Alison Parker rettete, als das von 8 anderen Geiseln. Aus diesem Grund fiel sie den anderen Geiseln zum Opfer, was sich deutlich machte, als sie alle zusammen im Bad waren. Man schubste sie hin und her, redete auf sie ein und machte ihr Vorwürfe.

„Hört auf.“ Nairobi sah dem ganzen nicht länger zu und betrat das Bad, „Sowas lernt man also an Privatschulen, was? Alle gegen eine. Das ist ja wahnsinnig mutig. Wie die Wilden stürzt ihr euch alle auf das arme Mädchen. So.. Und du bist hier also der mutigste, ja? Die Sportskanone.“ Sie wandte sich einem Jungen zu. „Du hast doch bestimmt die dicksten Eier, was?“ Nairobi sah zu mir. „Checken wir's mal.“ Sie fasste ihm, nicht gerade sanft, zwischen die Beine und drängte ihn gegen das Waschbecken. Ich lehnte am Türrahmen und fing an zu schmunzeln. „Er hat Wachteleier!“, posaunte sie lachend heraus. „Das sind ja gerade mal Wachteleierchen!“ Sie grinste. „Wie macht die Wachtel? Na los. Na los, lass hören.“, „Ich kenne mich mit Vögeln nicht aus“, keuchte er leise. „Na gut, wie macht denn das Huhn?“ Sie drückte nochmal zu. „Etwas lauter..“ forderte sie ihn auf, als er anfing zu gackern wie ein Huhn. Sie verstärkte den Druck immer mehr und der Junge wurde schon ganz rot, bis er schließlich laut wie ein Huhn gackerte, erst dann ließ sie ihn los. „Helsinki, nimm die Idioten mit und den hier als ersten.“ Sie schob den Jungen vorweg und ließ sie alle mit Helsinki mitgehen. Ich stellte dem Jungen mein Fuß in den Weg, als er an mir vorbeilief, woraufhin er in Helsis Arme fiel. Ich lachte leise und ging zu Nairobi, die Alison von den anderen trennte und zurückhielt.

„Na, wie geht’s?“, „Krieg ich nen neuen?“ Sie deutete auf ihren dreckigen Overall. „Wo denkst du, sind wir hier?“ Ich musterte sie. „Zieh ihn aus und mach ihn sauber, wenn der Fleck dich so stört. Guck?“ Ich öffnete meinen Overall und zog ihn aus. „Muss ich dir jetzt etwa noch zeigen, wie man Klamotten mit der Hand waschen tut?“ Meiner war auch dreckig, weswegen ich es vormachte und somit als erste in Unterwäsche im Bad stand und meinen Overall unter das Wasser hielt. Sie schüttelte den Kopf und tat es mir gleich. „Ich nutze die Ruhe auch aus.“ Nairobi stellte ihre Waffe an die Seite und öffnete auch ihren Overall. „Wir sind schon mehr als 50 Stunden hier drinnen.. Als nur am herumrennen.. Gelddrucken.. Da kann man schon mal eine heiße Dusche vertragen.“ Kurz darauf standen wir drei nur noch in Unterwäsche vor dem Spiegel und machten uns, wie auch die Klamotten, sauber. Ich schielte zu Alison rüber und seufzte. „Meine Güte, wie du es geschafft hast, die unbeliebteste zu werden ist mir auch ein Rätsel. Du weißt ja gar nicht, wozu du allem in der Lage bist.“ Sie sah mich nur kurz an, eher sie sich ihrem T-Shirt wieder zuwandte. „Aber du kannst noch Ballkönigin werden, das ist gar nicht so schwierig.“ Nairobi sah zu ihr rüber, „Kennst du nicht diese ganzen Highschool Filme? Die hässlichste der Schule setzt plötzlich ihre Brille ab und Peng! Ist sie nh Sexbombe.“, „Ich hab aber keine Brille.“ Ich verdrehte die Augen. „Ich weiß auch, dass du keine Brille trägst, Schätzchen. Aber keine Angst. Was kannst du denn?“, „Tanzen“, antwortete sie knapp, „Gut. Klasse. Was tanzt du? Was kannst du tanzen?“, versuchte Nairobi von ihr zu erfahren. „Ich mache seit Jahren Ballett.“ Nairobi musterte sie und wusch sich stumm weiter,

„Kannst du sonst noch irgendwas?“, fragte ich und sah zu ihr. „Irgendetwas Spannenderes?“, „Jagen.“, „Jagen?“ Nairobi hob wieder den Kopf und sah zu ihr. „So mit Waffen?“ Sie nickte stumm. „Das hab ich aber ganz und gar nicht erwartet, Respekt.“ Ich nickte begeistert. „Und jetzt seh zu, dass die Trottel da draußen kapieren, dass du keine Angst vor ihnen hast. Und dass du sicher nicht vor irgendetwas wegläufst. Hör zu.“ Nairobi ging an mir vorbei und auf sie zu. „Ich verspreche dir, wenn du geduldig bist, wird dein Moment kommen... und dann, wenn dieser Moment gekommen ist, stehst du vor ihnen und sagst sowas in der Art wie; Ich heiße Alison Parker und ab jetzt bestimme ich hier. Kapiert?“ Die beiden wandten sich dem Spiegel zu. „Sag du es. Na los. Komm, wiederhole es und sag es in den Spiegel.“, „Ich bin Alison Parker und jetzt bestimme ich hier.“ Ich legte den Kopf schief, „Das geht lauter“, forderte ich sie auf. „Ich bin Alison Parker und ab jetzt bestimme ich hier!“, „Du tust was?“ Nairobi lockte sie immer weiter aus sich heraus, bis sie selbstsicher den Spiegel an brüllte. „Ab jetzt werde ich bestimmen!“, „Boom!“ Nairobi lächelte zufrieden.

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𝔸𝕞𝕠𝕣𝕖 𝕍𝕖𝕣𝕕𝕒𝕕𝕖𝕣𝕠 || ᴴᵃᵘˢ ᵈᵉˢ ᴳᵉˡᵈᵉˢ ᶠᶠWo Geschichten leben. Entdecke jetzt