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Wie es aussah, wurde ich langsam verrückt und hatte schon Halluzinationen. Und was für welche.
"Ja, verstanden, Boss, ich hören Ihnen aufmerksam zu."
Marc konnte ein Schmunzeln nicht unterdrücken. "Gut, gut, dann können Sie jetzt wieder rübergehen und Lou und Devan helfen." Er öffnete mir die Tür und ließ mir den Vortritt. 'Wie ein Gentleman', meinte ein Teil meines Hirns schwärmerisch, als ich an ihm vorbeilief. What the fuck? Der will mir doch nur auf den Arsch glotzen! Wenn überhaupt.
Aber ich ließ mir nichts anmerken und als ich in Lous "Computerhöhle" angekommen war, zog ich mir einen Stuhl ran und setzte mich neben Lou. Devan saß auf Lou's anderer Seite.
"Also, was machen wir?", fragte ich enthusiastisch und rieb mir voll Tatendrang die Hände.
Lou schaute mich skeptisch an. "Du konntest auch schonmal besser Enthusiasmus vortäuschen-"
"Du meinst Orgasmus", unterbrach Devan sie und hob belehrend seinen Zeigefinger.
Lou schlug und boxte auf seinen Arm ein, bis er sich zurückzog. "Aua!", jammerte er.
"Du denkst immer nur an Sex!", meinte Lou anklagend und blickte ihm tief in die Augen. "Aus diesem Grund hast du auch keine Freundin."
Ich musste ein Lachen unterdrücken und zeigte ihm den Mittelfinger. "Verdient, Schwachkopf."
Devan streckte mir seine Zunge raus und Lou zog die Augenbrauen hoch, als sie es bemerkte. "Steigt dir sein Tequila zu Kopf? Ich weiß, der ist etwas speziell."
Fragend zog ich die Augenbrauen hoch. "Woher kennst du denn Dave's nicht vorhandene Cocktail-Mixer-Skills?" Soweit ich weiß waren die beiden nicht zusammen gewesen. Noch nicht.
Sie warfen sich einen vielsagenden Blick zu. "Sagen wir, ich habe es aus ihm herausgekitzelt."
Anerkennend nickte ich. "Das wäre mir neu, dass er damit prahlt."
Devan seufzte und fuhr sich durchs Haar. "Sie hat mich mit Cindy erwischt."
Sofort wurde ich hellhörig. "Cindy?" Das war bei Weitem Devan's längste Beziehung. Sie hatte zumindest ein paar Monate gedauert, bis sie Devan blöderweise mit einem seiner Flittchen im Hotel verschwinden gesehen hatte. Ich musste ein Lachen unterdrücken. "Wie lange ist das her? Ein Jahr? Drei?"
"Vier Jahre", antwortete mir Lou. "Devan hatte mich und einige andere zu einer Poolparty eingeladen und sie war so nett mich wegen den Cocktails vorzuwarnen." Sie lachte und boxte Devan in die Seite. "Die waren auch echt Scheiße, weißt du noch? Ich musste mich übergeben."
Devan verzog das Gesicht. "Und du traust mir nicht zu, dass ich meine Fähigkeiten inzwischen verbessert habe?"
Devan's Pool kannte ich mittlerweile. Ich hatte oft dort abgehangen und gelesen, wenn mir im Sommer langweilig gewesen war. "Ich bezweifle, dass du dich wegen nur einem Cocktail übergeben hast." Mit den Augen klimpernd knabberte ich an meinen Nägeln und Lou schaute beleidigt drein. Ich wusste genau, dass sie gerne mal einen über den Durst trank.
"Anderes Thema", meinte sie auf einmal fröhlich und klopfte mir auf die Schulter, sodass meine Zähne von meinen Fingern abließen. "Du warst damals nicht mit dabei, um dich mit uns zu betrinken."
Ich verdrehte die Augen. Diese Diskussion hatte ich schon ungefähr tausendmal geführt. "Erstens, ich war damals erst ein Jahr dabei und kannte so gut wie niemanden und zweitens, ich hatte einen Arzttermin."
Lou und Devan starrten mich viel zu lange vieldeutig mit hochgezogenen Augenbrauen an, ohne einen Ton zu sagen.
"Wäre es vielleicht möglich, wieder zu unserer Arbeit zurückzukehren?" Meine Hand hatte wieder ihren Weg zu meinen Lippen gefunden und ich knabberte an der Haut meiner Fingerspitzen. Das war eine schlechte Angewohnheit, wenn ich nervös oder gestresst war. Ich sprach nicht gerne über das Thema, denn ich hatte tatsächlich gekniffen. Aber bis heute erhielt ich die Arztlüge aufrecht, damit niemand dachte, ich sei feige.
Lou seufzte und drehte ihren Kopf Richtung der Bildschirme. "Wir sind gerade dabei, die mögliche Fluchtrichtung von Alexander zu bestimmen."
Im nächsten Moment war eine Stadtkarte von Köln auf dem Bildschirm zu sehen. Staunend betrachtete ich die bunten Linien in den Straßen. Ich hatte keine Ahnung, was das zu bedeuten hatte.
Plötzlich öffnete und schloss sich die Tür und Marc stand hinter mir. Er schlug mir auf die Hand, bevor er die seine zwischen Lou und mir auf den Tisch stützte. Sofort versteckte ich meine Hand unterm Tisch. "Mithilfe von Alexanders Handy, was wir sichergestellt haben, und der Bluetooth-Funktion, konnte das weggeworfene Handy des mutmaßlichen Komplizen im Nahbereich festgestellt werden."
"Meint ihr, der Komplize hat sein Handy ebenfalls weggeworfen?", wollte ich wissen und hob dann blitzschnell abwehrend die Hände. "Wenn es denn überhaupt einen Komplizen gab."
Marc wartete kurz und ich drehte mich um, um ihn fragend anzublicken. Aber er sprach nicht weiter.
Es war Devan, der seine Stimme erhob. Er winkte ab. "Das Handy unter Alexanders Spüle war ein Wegwerfhandy. Aber wir haben Alexanders richtiges Handy im Nahbereich feststellen können und in einem Mülleimer die Straße weiter runter lag das Handy des Komplizen." Lou zeigte auf die rot markierten Stellen, die durch eine durchgezogene blaue Linie verbunden waren. "Wir haben natürlich zuerst die Anrufe gecheckt und die Nummern überprüft und es gab Übereinstimmungen, sodass wir die Handys alle zweifelsfrei identifizieren konnten. Leider scheint das Handy des Komplizen ebenfalls ein Wegwerfhandy zu sein und er kennt sich anscheinend in der kriminellen Unterwelt aus, denn es sind keine Fingerabdrücke zu finden. Wahrscheinlich abgewischt. Sogar ziemlich gründlich. Jedenfalls findet der zuständige Forensiker keine."
Ich holte tief Luft und versuchte die Informationen zu sortieren. Wir hatten also immer noch nichts. Toll. "Wir haben also nichts."
Lou hob tadelnd einen Finger und ließ ihn auf eine Taste fallen, sodass sich eine Liste an Namen öffnete. "Wir haben das Handy des mutmaßlichen Komplizen. Wir haben die Nummern alle gecheckt und Übereinstimmungen mit Alexanders Nummer gefunden, kurz vor der Flucht. Die beiden hatten häufiger Kontakt. Die Kollegen checken gerade die anderen Nummern. Die zweite Sache..." Lou tippte nochmals, und wieder poppte die Kölner Stadtkarte auf, doch diesmal waren einige Regionen gelb unterlegt und die Zentren blau markiert. "Wir haben die Anrufe geortet. Natürlich kann man im Nachhinein nicht mehr die genaue Adresse rausbekommen, aber wir sehen zumindest, über welchen Funkmast der Anruf ging."
Devan übernahm wieder. "Die am häufigsten benutzten Funkmasten haben wir hier blau markiert, der gelbe Radius ist der Umkreis, in dem sich das Telefon aufgehalten haben muss. Wir haben herausgefunden, welche Funkmasten er am häufigsten benutzt und haben einen ungefähren Umkreis ausgemacht, in dem er sich am häufigsten aufhält. Somit konnten wir berechnen, welche Strecke die Flüchtenden möglicherweise genommen haben."
Ich nickte. "Ziemlich dünn und ziemlich kompliziert."

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