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Basti kam aus der Menge auf mich zugelaufen. "Du kannst bei uns mitfahren. Vorne neben mir ist noch ein Platz frei."
Bevor ich antworten konnte, tauchte plötzlich wie aus dem Nichts Marc hinter mir auf und legte mir eine Hand auf den Arm. "Nicht nötig, sie fährt bei mir mit."
Basti nickte nur, auch wenn seine Augen enttäuscht schimmerten. "Okay."
Ich war zu perplex, um rechtzeitig zu reagieren und ließ mich einfach von Marc mitziehen.
Die Busse hatten vorne drei Sitze. Ein Polizist fuhr, während ich neben Marc saß und Devan saß hinten mit den zwei Festgenommenen.
Auf dem Polizeirevier übernahmen andere Polizisten das Verhör von Clayton, während ich hinter dem venezianischen Spiegel stand und sie beobachtete. Clay spielte immer wieder auf mich an, fragte, wo ich sei und forderte mich zu sprechen. Die Polizisten gingen darauf natürlich nicht ein.
Hinter mir standen Marc und Basti und beobachteten das Geschehen ebenfalls. Ich wagte nicht mich umzudrehen, damit keine Präferenz in mein Verhalten hineininterpretiert wurde. Die Atmosphäre war krampfhaft verschwiegen und etwas peinlich, da ich schon mit beiden Männern geflirtet hatte, mehr oder weniger ernsthaft. Deshalb atmete ich innerlich auf, als Devan hereinkam und sich neben mich stellte, ein Arm um meine Schultern legend.
"Na, wie fühlt es sich an, das Zentrum aller Gespräche zu sein?", fragte er spöttisch.
Ich verzog den Mund. "Schrecklich."
Devan tat so, als überlege er schwer. "Mhh, dann solltest du vielleicht hier weggehen. Wir könnten zu Lou gehen."
Ich zog meine Augenbrauen zusammen. "Lou? Was macht sie denn noch hier?", erkundigte ich mich und starrte Devan dabei kritisch an.
"Och, sie hilft nur den Polizisten bei der ED-Behandlung der Verdächtigen", winkte Devan ab und grinste.
Dafür erntete er einen Stoß in die Rippen. "Ich wette, du weißt nicht einmal, was das ist. Los, wir sehen nach, was sie macht."

Den Verhörraum zu verlassen fühlte sich an, als würde ein großer Druck von mir abfallen. Beschwingt sprang ich vor Devan die Treppe hinauf. Oben liefen die Polizisten geschäftig hin und her. Wir fanden Lou in einem der Räume, wie sie etwas am Computer tippte.
"Was machst du denn da?"
Lou schaute von dem Monitor auf. "Ich helfe der Polizei, die Fingerabrücke der Verdächtigen in die Datenbank aufzunehmen."
Ich lief um den großen Holzschreibtisch herum zu ihr und blickte auf den Computerbildschirm. Devan folgte mir dichtauf, ohne dass ich es merkte.
"Das ist aber nicht mit Interpol vernetzt, so wie's aussieht", meinte Devan.
Ich zuckte zusammen und drehte mich genervt zu ihm um. "Man, musst du mich so erschrecken?"
Er hob nur die Schultern. "Dachte, du hast mich bemerkt."
Lou überging uns komplett. "Nein, aber das hier sind ja auch keine "großen" Kriminellen. Ich meine, wer als Zuschauer auf 'nem illegalen Boxkampf ist, legt als nächstes nicht gleich 'ne Bombe."
Kritisch zog ich die Augenbrauen hoch und brummte einen unmissverständlichen Ausdruck der Skepsis in meinen imaginären Bart hinein.
Lou überhörte es, aber Devan sprang darauf an. "Du hast wieder an allem was zu meckern, oder?", neckte er mich.
Ich streckte ihm die Zunge raus. "Irgendjemand muss hier ja den Job des Pessimisten übernehmen."

Heute Abend war der letzte Abend, den wir in Deutschland verbrachten. Morgen würden wir wieder zurück nach Washington D.C. fliegen. Da mir immer im Hotelzimmer zu sitzen in den letzten Tagen zu langweilig geworden war, hatten Lou und ich beschlossen, heute Abend feiern zu gehen. Sobald Devan davon erfahren hatte, hatte er darauf bestanden, uns zu begleiten. Ich hatte Marc eine Nachricht geschrieben, dass ich bei Lou und Devan war, in der Hoffnung, er würde mich zumindest heute Abend in Ruhe lassen. Bei Marc konnte man nie wissen, was in seinem Kopf vorging.
Ich versuchte, die Arbeit zu vergessen und einfach den Abend zu genießen. Devan hatte mir sogar meine Zigaretten wiedergegeben, aber ehrlich gesagt hatte ich mir vorhin auf der Toilette, als Lou schon draußen war, etwas Oxy eingeworfen, um lockerer zu werden. Ich hatte gelesen, dass man sich durch das Zeug richtig gut fühlen würde. Soweit es mich betraf, machte ich mir tatsächlich weniger Gedanken und das Karussell in meinem Kopf kam zum Stehen. Der freshe Beat verursachte grelle Lichtblitze hinter meinem Augenlidern, als ich meine Augen schloss und ich begann, mich zur Musik zu bewegen. Devan lachte auf, schlang einen Arm um meine Taille und zerrte mich zur Tanzfläche. Nicht, dass ich was dagegen gehabt hätte, ich war viel zu tiefenentspannt dafür. Lou drängelte sich durch die Menge zu uns, in ihrer Hand ein Cocktail. Devan hatte nur gemeint, ich solle besser keinen Alkohol mehr trinken. Ich kicherte, als er mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht pustete, die einfach nicht verschwinden wollte. Das grelle Licht, das ständig seine Farbe änderte, heller oder dunkler wurde, im Rhythmus des Bass' und das Glitzern wurden etwas viel, doch statt dass ich angstvoll erstarrte, lachte ich ohne Vorwarnung laut heraus und warf meine Arme in die Luft. Ich schloss die Augen und bewegte meine Hüften. Ich spürte Hände, die meine Seiten hinunterstrichen. Ob es Devans waren oder die jemandes anderen war mir in dem Moment herzlich egal. Ich genoss einfach nur den Beat, der durch meinen Körper vibrierte und mein Herzschlag im selben Rhythmus schlagen ließ.

Ich wachte in Devans Armen wieder auf. Er hatte einen Arm unter meinem Oberkörper und einen unter meinen Knien. Ich hatte anscheinend in Trance den Arm um seinen Hals gelegt und hielt mich an ihm fest, als ein steter Schritt dem anderen folgte. Anscheinend gingen wir irgendwo hin.
"Wo gehen wir hin", murmelte ich schlaftrunkend, wusste aber, dass Devan mich gehört hatte.
"Ins Hotel", meinte er nur knapp und stöhnte leise, als er seinen Griff änderte, mit dem er mich hielt.
Mit halb geschlossenen Augen klopfte ich ihm auf seine durchtrainierte Brust und er blickte mich überrascht mit seinen blauen Augen an. "Kannst mich auch runter lassen, ich denke, ich kann laufen", nuschelte ich.
"Quatsch", erwiderte und setzte sich wieder in Bewegung. "Du kannst doch kaum die Augen offen halten."
Ich war so müde, dass ich wenig Kraft und Sinn für Widerspruch hatte. "Wo ist Lou?", fragte ich noch undeutlich, bevor mir die Augen zufielen.

Most wantedWo Geschichten leben. Entdecke jetzt