Kapitel 12~Flashback

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„Du solltest schlafen gehen. Morgen ist auch noch ein Tag, an dem du viel lernen wirst", meinte Kyle behutsam und kam einen Schritt auf mich zu.  

Ich ging einen Schritt zurück und stieß somit gegen ein Bücherregal.  

„Vielleicht hast du Recht. Ich sollte mich ein bisschen ausruhen", murmelte ich und ging schnur stracks an ihm vorbei.  

Genau als ich das tat, hätte ich mich am liebsten direkt geohrfeigt. Ich bin manchmal echt ein bisschen dämlich und sollte öfter mal erst denken und dann machen. Ich seufzte, blieb stehen und drehte mich wieder zu Kyle, der mich grinsend anguckte und die Hände vor der Brust verschränkt hatte. Wieso tat er mir das immer an? Konnte er sich nicht einfach normal hinstellen und mich nicht immer angrinsen? Das machte mich immer ganz nervös. 

„Kannst du mir vielleicht sagen, wo hier das Schlafzimmer ist?", fragte ich ihn übertrieben freundlich. 

Daraufhin wurde sein Grinsen nur noch breiter. Ich verdrehte die Augen und seufzte erneut. „Bitte, kannst du mir bitte sagen, wo hier das Schlafzimmer ist?" 

„Aber natürlich, nichts lieber als das", lachte er.  

Kyle ging an mir vorbei und ich streckte ihm die Zunge heraus, als er mir den Rücken zugewandt hatte. Das war zugegebenermaßen echt kindisch, aber in dem Moment war es mir egal. „Das habe ich übrigens gesehen", rief Kyle mir zu, ohne sich zu mir umzudrehen. 

Schweigend folgte ich ihm durch die Hütte. Er blieb vor einer Holztür stehen, die er mir dann öffnete und mich hinein bat. Das Zimmer kam mir bekannt vor. In der Mitte an der Wand stand ein großes Doppelbett. Es war weiß bezogen. Gegenüber von dem Bett befand sich ein großes Panoramafenster mit einem guten Ausblick nach draußen.

Ich schlug meine Augen auf und meine Augen suchten hektisch nach etwas bekanntem. Es regnete nicht mehr und ich befand mich in einem Raum, den ich nicht kannte. Meine Arme waren oberhalb der Bettdecke platziert, die meinen restlichen Körper bedeckte und warm hielt. Nur, mir war nicht warm, ich schwitzte. Mir war richtig heiß, wie im Sommerurlaub in Griechenland.

Meine Augen schweiften durch den Raum, sie waren das Einzige an mir, was ich bewegen konnte. Meine Beine und Arme fühlten sich wie gelähmt an und mein Hals ebenso. Was war nur los mit mir? Ich bekam echt ein bisschen Schiss. Erst dieser Vorfall im Wald, als ich auf einmal vier, anstatt zwei Beinen hatte, die auch noch mit Fell besetzt waren. Dieses Zeichen, das auf meiner Hand gewesen war, war echt gruselig und ich hatte keinen blassen Schimmer, woher es kam.

Das Letzte, an dass ich mich erinnern kann ist, wie meine Schnauze voll mit Wasser gelaufen ist und ich nicht mehr atmen konnte. Wer um alles in der Welt hat mich gerettet? Ich atmete tief ein und stellte fest, dass anstelle der Schnauze wieder meine kleine Stupsnase zu sehen war. Ich hatte auch kein Fell mehr. Ich war wieder ich selbst, nur mit einem tauben Körper.

Das war echt einer der schlimmsten Träume, die ich je gehabt hatte. Ich konnte mich nicht bewegen. Ich lag gefühlt schon eine halbe Ewigkeit einfach nur in dem klapprigen Holzbett und starrte an die Decke. Kneifen konnte ich mich ja auch nicht, weil ich mich nicht von der Stelle rühren konnte. Es fühlte sich an, als wären alle meine Muskeln erschlafft.

Ich schloss meine Augen und hoffte, in den nächsten paar Minuten aufzuwachen, doch es geschah nichts. Plötzlich stürmte jemand in den Raum hinein und alles um mich herum wurde augenblicklich schwarz.

Ich starrte wie gebannt an die Wand und wusste nicht, was ich tun sollte. Das war der Raum, in dem ich mich befunden hatte, als ich mich nicht bewegen konnte. Meine Hände begannen leicht zu zittern und mir wurde wieder ganz warm. Was war nur los mit mir?

„Ist alles okay?", riss Kyle mich aus meinen Gedanken. Ich drehte mich verwirrt zu ihm um und nickte leicht. „Ja, es ist alles okay." Er musterte mich und meinte : „Und warum zitterst du dann am ganzen Körper?" 

Im ersten Moment antwortete ich nicht, sondern guckte einfach auf den Boden. „Mila?", fragte er behutsam und ich hob meinen Kopf. „Ich erinnere mich an diesen Raum", brachte ich endlich heraus. „Ich weiß. Du warst kurz nach deiner ersten Verwandlung hier. Ich habe dich hier her gebracht, damit du dich ausruhen konntest", erklärte er mir. „Und wieso konnte ich mich nicht bewegen? Ich habe mich wie gelähmt und mit 40°C Fieber gefühlt." „Jeder reagiert anders auf die erste Verwandlung. Manche sind Wochen lang krank oder können einige Zeit nicht sprechen. Die Nebenwirkungen sind von Wolf zu Wolf unterschiedlich und man kann vorher nie genau sagen, was passieren wird. Das Gute daran ist, dass so etwas ausschließlich nach der ersten Verwandlung passiert." „Achso", murmelte ich. „Du solltest jetzt schlafen", riet Kyle mir und verließ langsam das Zimmer. „Okay, bis morgen", rief ich ihm hinter her, doch er hatte den Raum schon verlassen.

Neben dem Bett stand eine kleine Kommode. Ich öffnete sie, um zu gucken, was sich in ihr befand. In der ersten Schublade lagen schwarze und weiße T-Shirts, die ordentlich übereinander gestapelt waren. In der zweiten Schublade Hosen und Socken. Und in der untersten Schublade fand ich andere Klamotten, die aber auch sehr schlicht ausfielen. Ich sammelte mir ein T-Shirt und eine lange, graue Jogginghose heraus und zog sie mir an.

Dann legte ich mich in das Bett und schlief sofort ein.

„Guten Morgen Mila. Bist du bereit?", weckte Kyles Stimme mich. Ich blinzelte und öffnete schließlich meine Augen. Die Sonne schien in das Zimmer und erwärmte es ein wenig. Als ich mich nach rechts drehte, sah ich zu meiner Überraschung Kyle, der mich anlächelte und mich gleichzeitig fragend anguckte. „Bereit? Wofür?", fragte ich verwundert. „Für den heutigen Tag." „Was ist denn heute?", fragte ich, weil ich Kyles Rätselsprache nicht verstand. „Heute ist ein besonderer Tag für dich, Mila Kingston", sagte er und guckte mich ernst an. Er betonte jede Silbe des Satzes, was hieß, dass er es wirklich ernst meinte...

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