Kapitel 11~Mondphasen

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Er zog eine Augenbraue hoch und auf seinen Lippen lag ein leicht belustigtes Grinsen, während er darauf wartete, dass ich weiter reden würde. Ich biss mir auf die Unterlippe und fragte: „Wäre es möglich... Macht es dir... Kann ich mit zu dir kommen?“ „Zu mir? Musst du nicht eigentlich mit den ganzen Informationen klar kommen? Und hast du nicht gesagt, dass das nicht in einem fremden Haus geht und erst recht nicht mit so einem arroganten Idioten wie mir?“, fragte er daraufhin sarkastisch. Ich sah ihn verzweifelt an. Ja, ich hatte es gesagt und in dem Moment hatte ich es auch so gemeint, aber jetzt wollte ich bei ihm bleiben, weil es im Moment der einzige Ort war, an dem ich mich einigermaßen sicher und geborgen fühlte. Was weiß ich warum ich so fühlte, aber es war nun mal so.

Als er meinen Gesichtsausdruck sah, wurde sein Blick etwas weicher und er trat einen Schritt auf mich zu. „Natürlich kannst du mit zu mir“, sagte er. Mein Blick erhellte sich. „Aber bitte meckere nicht so viel rum, dass ist ja kaum auszuhalten...“, fügte er hinzu. Ich schnaubte, einerseits beleidigt, aber andererseits auch belustigt.

Wir gingen zusammen los und er dauerte nicht lange, bis wir bei dem Haus ankamen, in dem ich schon einmal war. Es war sehr groß und ich fragte mich warum Kyle so ein großes Haus hatte. „Wohnst du noch mit jemanden hier?“, fragte ich ihn, als er die Tür öffnete. „Du hättest auch einfach fragen können, ob ich vergeben bin, anstatt so eine Frage zu stellen, bei der offensichtlich ist, was du eigentlich hattest wissen wollen... Keine angst ich bin Single, du kannst mich noch weiterhin mit gutem Gewissen anhimmeln.“ Mir klappte der Mund auf und ich fing an zu stottern: „Ich- Das hatte ich nicht so gemeint... Ich war nur neugierig... Du- Das- Ich meinte die Frage nicht so.“ Ich spürte wie ich unwillkürlich rot wurde. Kyle sah mich an und ein breites Grinsen zeichnete sich auf seinem Gesicht ab. „Das war ein Witz gewesen“, meinte er lachend, woraufhin mein mir noch mehr Blut nach oben schoss. „Witze sind eigentlich lustig...“, merkte ich an. „Dieser Witz war lustig“, entgegnete er, woraufhin ich antwortete: „Finde ich nicht.“ „Das wundert mich nicht“, murmelte er und als er mein empörtes Gesicht sah, fing er wieder an zu lachen.

Wir sagten nichts mehr zu dem Thema und gingen in das Haus. „Hast du Durst oder Hunger?“ fragte er. Ich nickte heftig. „Hier rechts ist die Küche, bedien dich“ antwortete er und ging nach links, in ein Zimmer, welches aussah wie das Wohnzimmer. Ich verdrehte die Augen und ging in die Küche. Ich öffnete einen großen Kühlschrank. In dem Kühlschrank lagen vier Eier, eine halbe Packung Milch, drei Äpfel, eine Packung Butter, eine Flasche Wasser und etwas das aussah, als läge es dort schon ein halbes Jahr. Ich nahm die Eier, die Milch und die Äpfel raus und legte sie auf die Arbeitsplatte. Als nächstes öffnete ich den Gefrierschrank in dem unzählige fertig Pizzen lagen und Eis. Ich schloss den Gefrierschrank wieder und durchsuchte alle anderen Schränke, welche es in der Küche gab. Am Ende fand ich noch Mehl und Zucker.

Ich trieb noch eine Pfanne auf und machte Pfannkuchen. Als ich zwei Teller auf den kleinen Tisch, welcher in der Küche war, legte, kam Kyle rein. „So etwas leckeres hab ich seit langem nicht mehr gerochen. Sich nur von Tiefkühlpizzen zu ernähren wird nach einiger Zeit langweilig“, sagte er und starrte sehnsüchtig auf die Pfannkuchen. Ich kicherte und sagte, dass er sich hinsetzten soll, was er sofort tat.

Nachdem wir alle Pfannkuchen aufgegessen hatten, lehnte Kyle sich zufrieden zurück. „Hat es geschmeckt?“, fragte ich, wobei ich an seinem Gesichtsausdruck und an seiner vorherigen Reaktion gesehen hatte, dass es ihm bestimmt geschmeckt hatte. „Es war ganz akzeptabel“, meinte er und versuchte unbeeindruckt zu wirken. Ich verdrehte die Augen und stand auf. „Danke, dass du ab wäscht!“, rief ich ihm zu und lief aus der Küche. Ich hörte wie Kyle irgendetwas brummte, verstand aber nicht was.

Als ich das hörte, wie es anfing abzuwaschen, ging ich in den gegenüberliegenden Raum. In dem Raum war Kyle vorher gewesen. Er war ungefähr doppelt so groß wie die Küche. In ihm befand sich ein Sofa, ein Couchtisch und ein großer Fernseher. Eine Wand war mit einem langen Regal versehen in dem unzählige Bücher waren. Ich schritt näher an das Regal und sah mir die Bücher an. Mein Blick blieb bei einem Buch, mit dem Titel 'Werwolfskunde', hängen. Ich nahm das Buch aus dem Regal und schlug es auf. 'Das Werwolfszeichen in den Mondphasen' stand oben drauf. Auf der Seite waren drei Zeichen abgebildet mit einer jeweils einer Unterschrift. Das erste Zeichen war ein Kreis, mit einem vertikalen Schnitt, der sich durch die Mitte zog, darunter stand 'Vollmond/Neumond'. Das zweite Zeichen erkannte ich als das Zeichen, welches auf meiner rechten Hand war. Es war die Sichel, die sich nach rechts öffnete und ebenfalls einen vertikalen Schnitt in der Mitte hatte, unter diesem Zeichen stand 'abnehmender Mond'. Das letzte Zeichen war ebenfalls eine Sichel, nur öffnete sich diese nach links. Auch durch ihre Mitte zog sich ein vertikaler Schnitt durch. Als Unterschrift stand 'zunehmender Mond' geschrieben.

„Was machst du da?“, fragte eine Stimme hinter mir. Vor Schreck ließ ich das Buch fallen und drehte mich um. Kyle stand einige Meter vor mir, die Arme hatte er vor der Brust verschränkt und er starrte auf das Buch, welches ich fallen gelassen hatte. Ich wollte grade zu einer Antwort ansetzten, als er schon weiter sprach: „Werwolfskunde... warum wundert es mich nicht, dass du gerade das Buch aus dem Regal genommen hast.“ Er hob das Buch auf und sagte: „Du wirst noch alles erfahren, Mila. Sei nicht andauernd so neugierig.“ Er legte das Buch wieder ins Regal und sah mich an.

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