Kapitel 22~Tag der Verbannung

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„Wie meinst du das, es ging um mich?", fragte ich, nachdem ich meine Stimme wieder gefunden hatte. „Na ja... Mila, ich weiß wirklich nicht ob du diese Geschichte hören willst", entgegnete Drake. „Ich will sie hören, wirklich. Ich will endlich die Wahrheit hören."


„Okay", er machte eine kurze Pause, bis er anfing: „Damals haben deine Eltern sich Gedanken über deine Zukunft gemacht. Sie wollten, dass wenn der Tag kommt, an dem du dich verwandelst auch der Tag ist, an dem du in ein sicheres zu Hause kommst. Die bestmögliche Lösung erschien ihnen in dem Moment, dass sie jemanden für dich suchen, der dir Sicherheit gibt. Sie wollten damit auch dafür sorgen, dass ihre Stammeslinie weiter geht und haben deswegen deinen zukünftigen Ehemann ausgesucht."


Ich schnappte entsetzt nach Luft. Laut Drake, haben meine Eltern mich nicht nur in eine andere Familie gegeben, nein, sie haben jeden Schritt meiner Zukunft nach ihren Wünschen geplant ohne darauf zu achten, ob ich damit einverstanden wäre! Welche Eltern machen so etwas?


Aber das war anscheinend noch nicht alles, denn Drake erzählte schon weiter: „Zu der Zeit war ich schon volljährig und habe mich schon in einen Werwolf verwandelt, deine Eltern sahen in mir also den perfekten Ehemann, der dir Sicherheit geben könnte. Es war schon alles entschieden, jedoch wurde es noch nicht dem Rudel bekannt gegeben, aber dazu kam es auch nicht. Denn an dem Tag der Bekanntgabe, gab es eine Person, die nicht mit dieser Entscheidung einverstanden war. Kyle, mein Bruder, wusste als einer von den wenigsten davon, jedoch war er eifersüchtig. Eifersüchtig, dass ich derjenige war, der später der Ehemann von Anelias und Jakes Tochter sein würde." „-Wie konnte Kyle darauf eifersüchtig sein, wenn er mich überhaupt nicht kannte?", unterbrach ich Drake.


„Ich bitte dich, du warst die Tochter von Anelia und Jake, schon allein die Ehre mit dir verheiratet zu sein, konnte andere schnell eifersüchtig werden lassen", erklärte er mir, wobei ich noch immer nicht verstand, warum das ein Grund zum eifersüchtig sein war. „Wie auch immer, er war also nicht damit einverstanden und hat von mir verlangt, dass er dein zukünftiger Ehemann sein wird. Darauf hatte ich aber keinen Einfluss, was ich ihm auch versucht hatte zu erklären, aber er konnte das einfach nicht einsehen. Er sagte mir dann, wenn er nicht dein Ehemann sein konnte, dann sollte es keiner. Das war dann der Moment, in dem er mich angegriffen hatte. Ich war völlig geschockt und habe mich natürlich gewehrt. Jake ist dann plötzlich gekommen und das leider sehr ungelegen, weil ich Kyle in dem Moment an der Wand festhielt. Es sah also so aus, als wäre ich auf Kyle losgegangen. Kyle hatte Jake dann irgendeine Lüge erzählt, welche er ihm auch glaubte... Ich wurde sofort aus dem Rudel verbannt."


Am Ende seiner Erzählung, starrte Drake auf den Boden und schluckte schwer. Ich nahm seine Hand und drückte diese sanft. Daraufhin sah er mich mit seinen trüben Augen an und ich dachte nicht mehr über das was er mir erzählt hatte nach, ich dachte nur daran, wie ich hier mir Drake saß und seine Hand hielt.


„Jetzt wo ich dir so viel über mich erzählt habe... Kannst du mir doch auch über dich erzählen", meinte Drake und strich mit dem Daumen über meine Hand. „Was möchtest du denn wissen?", fragte ich benommen. „Du bist noch 16, du hast dich also nicht unter normalen Bedingungen verwandelt. Wie kommt das?" „Es herrschte ein Sturm und dabei wäre ich fast von einem Baum begraben wurden, ich wurde aber gerettet."


„Von wem?", fragte er darauf hin. „Von Kyle." Es sah so aus, als hätte er die Zähne zusammen gebissen, aber ich verwarf diesen Gedanken schnell wieder und schaute nun auf unsere umschlungenen Hände. „Dieser Sturm letzten Monat ging fünf Tage, wann genau hast du dich verwandelt?" In seiner Stimme schwang noch etwas anderes außer Neugier mit, aber auch diesen Gedanken verfolgte ich nicht weiter. Warum sollte ich mir auch über so etwas belangloses den Kopf zerbrechen? Genauso wie diesen Sturm, der war doch völlig unwichtig.


Ich zuckte mit den Schultern und blickte wieder zu Drake. Er war mit meiner Antwort anscheinend nicht zufrieden, denn er fragte erneut, bloß diesmal etwas nachdrücklicher: „Wann genau hast du dich verwandelt?"


„Ich denke es war der letzte Tag vom Sturm.", antwortete ich ihm nun. „Der 30.06...", murmelte er daraufhin, fast unhörbar. Dann herrschte einen Moment Stille, bis Drake meine Hand losließ, aufstand und einen Tisch, der direkt neben uns war, umstieß. „Verdammt", fluchte er und stieß denn Tisch weiter von uns weg. Ich zuckte zusammen und starrte mit großen Augen auf Drake, dessen Brustkorb sich schnell hob und senkte.


„Was-", meine Stimme brach und ich spürte wieder die Angst in mir aufkommen, die ich vor ihm gehabt hatte. Drake drehte sich zu mir um und merkte anscheinend erst jetzt wieder, dass ich auch da war.


Er setzte sich wieder neben mich und nahm meine Hand. Ich wollte sie wegziehen, aber er hielt sie fest und nach einer Weile entspannte ich mich wieder und ließ meine Hand wo sie war. Drake lächelte leicht und die Situation von eben war wie vergessen.

Emerald wolveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt