Wir saßen eine gefühlte halbe Ewigkeit einfach nur dort und hielten unsere Hände. Es fühlte sich irgendwie gut an. Einfach nichts sagen zu müssen und an nichts denken zu müssen. Ich fühlte mich in Drakes kleiner Hütte so sicher, so geborgen.
Mist, jetzt fing ich wieder an zu denken. Egal. Jetzt, wo Drake mir die Geschichte erzählt hatte, sah ich das Ganze mit anderen Augen. Kyle war für mich wie ein Fremder. Ein Mensch/Wolf, den ich nicht kannte. Und Drake war jemand, den ich langsam anfing, kennen zu lernen.
„Du siehst müde aus, möchtest du dich etwas ausruhen?", unterbrach Drake die Stille.
Ich nickte.
„Du kannst dort in dem Bett schlafen", schlug er mir vor und deutete mit einer Hand auf ein Bett, das am anderen Ende des Raumes stand.
„Danke", antwortete ich und ließ seine Hand ganz langsam los.
In dem Moment, in dem sich unsere Hände nicht mehr berührten, wurde mir auf einmal kalt. Eine Gänsehaut überzog meinen kompletten Körper. Es fühlte sich an, als wäre die Wärme aus meinem Körper gesogen. Ich begann leicht zu zittern, wollte aber nicht, dass Drake dies mitbekam.
Ich ging also zu dem Bett, streifte meine Schuhe ab und kuschelte mich in die Decke ein. Drake stand auf und kam zu mir. Er kniete sich neben das Bett und legte seine Hand auf meine Stirn. Er strich mir eine Strähne aus dem Gesicht und lächelte mich an. Sofort, als er mich berührte, wurde mir wieder warm und ich hörte auf, zu zittern.
„Ich wünsche mir so sehr, dass einige Dinge anders geschehen wären", war das Einzige, was er noch sagte, bevor er sich erhob und zurück zum Sofa schlenderte.
Dort legte er sich hin und zog eine Decke über sich, die auf der Armlehne gelegen hatte.
Er musste jetzt auf dem Sofa schlafen und ich konnte in seinem Bett schlafen?
„Ich schlafe auf dem Sofa!", rief ich empört und stand sofort auf. „Ich bin hier zu Gast", fügte ich noch hinzu und stellte mich protestierend vor das Sofa.
„Nein. Du schläfst im Bett, gerade, weil du mein Gast bist. Und, weil du es bist."
Ich merkte sofort, dass meine Argumente nichts bewirkten, also trottete ich zurück zum Bett und legte mich schmollend hin.
„Gute Nacht", wünschte Drake mir und ich erwiderte es.
„Gute Nacht."
Meine Beine trugen mich schnell voran, bis ich vor einem breiten und hoch gewachsenen Baum stehen blieb. Ein Baum, der anders aussah, als andere Bäume. Ich umkreiste den Baum und fuhr mit meiner Hand über die raue Rinde. Als ich stehen blieb und mir die Rinde genauer ansah, erkannte ich, dass auf dem Baum etwas geschrieben stand.
Mit einer roten Farbe stand ein Name darauf geschrieben: Kyle Ryddiks-30.6.2011. Was hatte das zu bedeuten? Gerade, als ich darüber nachdachte, legte mir jemand seine Hand auf die Schulter. Ruckartig drehte ich mich um und atmete erleichtert auf. Der Wolfsjunge stand hinter mir und guckte mich besorgt an. Dieses Mal war ich froh gewesen, dass er mir gefolgt war, warum, weiß ich nicht, aber es war besser, als wenn meine Mutter- ich korrigiere- nicht-Mutter mir gefolgt wäre.
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Emerald wolve
WerewolfWährend eines starken Sturmes wurde die 16 Jährige Mila Kingston fast von einem Baum erschlagen. Dank einer unbekannten Person wurde sie gerettet. Wer diese Person war und welch ein Schicksal Mila bevorstand, erfuhr sie noch früh genug.