Ich schüttelte meinen Kopf und konnte wieder klar sehen. Eine blöde Angewohnheit von mir war, dass ich mir die Situation, vor der ich gerade stand und vor der ich Angst hatte, vorher in meinem Kopf ausmalte. Oft kamen da ziemlich schlimme Dinge heraus. Aber, ich hatte das eben nur geträumt. Das war nicht die Realität, redete ich mir ein, um mich zu beruhigen. Das, was ich eben gedacht hatte, würde nicht passieren. Auf gar keinen Fall. Aber es war schon irgendwie komisch, was ich geträumt hatte, denn ich wuste nichts von dieser 'Krankheit'. Ich hatte davon noch nie vorher etwas gehört.
Ich stand nun vor der Tür. Ich musste die Klinke hinunter drücken, dann würde ich mit meinem Vater reden und ihm alles (okay, nicht alles) erzählen, was ich wusste.
Ich öffnete die Tür und trat ins Haus. Erst stand ich alleine im Flur, doch dann kam mein Vater aus der Küche und trottete mit einem traurigen Gesichtsausdruck auf mich zu.
„Es tut mir so leid, mein Schatz", war alles was er sagte, bevor er an mir vorbei lief und das Haus verließ.
„Papa?", rief ich ihm hinterher, doch in dem Moment fiel die Haustür vor mir ins Schloss.
Sofort rannte ich zur Tür, doch als ich sie öffnete, war Dad schon verschwunden.
„Mila?"
Meine Mom steckte ihren Kopf um die Ecke und guckte mich verständnisvoll an.
„Es tut mir so leid, mein Schatz."
„Mom, das hilft Drake auch nicht", erwiderte ich.
Ich wusste zwar, dass es ihr wirklich leid tat, aber es half Drake nicht mit seinen Problemen und mir half das auch nicht.
„Wieso habt ihr ihn verbannt? Wieso gerade ihn?", fragte ich sie und bemühte mich, ruhig zu bleiben, was mir in dieser Situation äußerst schwer fiel.
Mom kam ein paar Schritte auf mich zu und legte ihre Hand auf meine Schulter.
„Ich habe das nicht beschlossen, Mila. Dein Vater dachte, das Drake Brian getötet hatte, aber er hatte keine Beweise. Das Problem war, dass dein Vater und Drake einige Tage zuvor eine kleine Auseinandersetzung hatten. Sie hatten Streit, wegen einem unwichtigem Thema. Deshalb hatte dein Vater nicht auf Beweise geachtet und ihn sofort aus dem Rudel verwiesen. Drake hatte keine Chance."
„Weswegen hatten sie Streit?", fragte ich nach.
„Das hatte mir dein Vater nie erzählt."
„Mom, ich muss mit jemandem reden. Ich bin bald wieder zurück", sagte ich und trat zur Haustür.
„Mila, warte."
Ich blieb stehen und drehte mich um.
„Sei bitte vorsichtig."
„Das bin ich doch immer", lächelte ich und verließ dann das Haus.
Ich lief durch den tiefen Wald. Die Bäume standen immer enger zusammen und es kam kaum noch Sonnenlicht durch die dichten Baumkronen. Wie gut, dass ich ein Wolf war. Wölfe hatten sehr gute Augen, also hatte ich damit kein Problem.
Erst jetzt fiel mir auf, dass ich gar nicht wusste, wo ich überhaupt hin musste. Ich hatte keine Ahnung, wo sie war. Doch im nächsten Moment wusste ich es.
„Mila?", hörte ich eine zarte, schluchzende Mädchenstimme.
Marie trat hinter dem Baum hervor, vor dem ich stand. Sie blieb vor mir stehen. Ihr Gesicht war voller Tränen und ihre Augen waren schon ganz rot.
„Marie, wieso bist du hier?", fragte ich sie ernst.
„Ich verstecke mich hier."
„Vor wem?"
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Emerald wolve
LobisomemWährend eines starken Sturmes wurde die 16 Jährige Mila Kingston fast von einem Baum erschlagen. Dank einer unbekannten Person wurde sie gerettet. Wer diese Person war und welch ein Schicksal Mila bevorstand, erfuhr sie noch früh genug.