Ich wendete mich von meinem Spiegelbild ab und ging mit langsamen und vorsichtigen Schritten Richtung Haustür. Die Klingel ertönte erneut. Ich stand mittlerweile vor der Haustür und blickte diese verängstigt an, als würde sie sich gleich in etwas bösartiges verwandeln. Meine Nerven lagen eindeutig blank. Ich schluckte nervös und streckte meine Hand nach der Türklinke aus. Mein Blick fiel auf meine Handinnenfläche, das Zeichen, welches ich schon im Wald entdeckt hatte, war noch immer da. Das alles war also vielleicht doch kein Traum gewesen, überlegte ich, wurde aber gleich wieder daran erinnert, warum ich meine Hand überhaupt ausgestreckt hatte, als das Klingeln schon wieder ertönte.
Ich griff nach der Türklinke und drückte diese runter. Ich hielt den Atem an, als ich die Tür öffnete und stieß diesen dann erleichtert aus. Ich wusste nicht was ich erwartet hatte, wer an der Tür sein würde, aber ich war einfach unendlich erleichtert, als ich sah, dass meine Mutter vor mir stand. „Na endlich!“ Rief meine Mutter aus und kam rein. „Ich hoffe ich hab dich nicht geweckt, aber ich hab mein Schlüssel zu hause vergessen.“ Ich schloss die Tür wieder und entgegnete ihr: „Ich war schon wach. Wo bist du gewesen?“ Sie hielt zwei Einkaufstüten nach oben und ging in die Küche. Ich folgte ihr und half ihr die Lebensmittel aus den Tüten zu holen und sie in den Kühlschrank zu tun.
„Willst du das noch aufessen?“ Fragte meine Mutter mich und deutete auf den Teller, mit dem halb aufgegessenen Brötchen. Ich runzelte die Stirn und meinte: „Ich dachte das wäre dein Brötchen gewesen.“ „Ich hab heute Morgen gar nicht gefrühstückt“, erwiderte sie und nahm den Teller. Sie schmiss das Brötchen weg und spülte den Teller ab. „Das Brötchen lag schon hier, als ich heute morgen aufgewacht war“, erklärte meine Mutter mir und meine Verwirrung wuchs. „Vielleicht hast du es dir gestern Abend geschmiert, kannst dich aber nicht daran erinnern, weil du so müde warst“, schlug sie vor. „Gestern Abend?“ Fragte ich. Ich konnte mich nicht mehr erinnern überhaupt nach Hause gekommen zu sein. Das letzte voran ich mich erinnern konnte war, dass ich fast von einem Baum erschlagen wurde. Bei den darauffolgenden Ereignissen war ich mir nicht sicher, ob ich sie mir nur eingebildet hatte oder ob das alles wirklich passiert war.
„Ja, gestern Abend. Ich hab gar nicht mehr mitbekommen wann du nach Hause gekommen bist, weil es schon so spät war“, sagte meine Mutter, als sie den Becher mit der roten Flüssigkeit ausspülte. Ich legte die Letzten Lebensmittel in den Kühlschrank. Mir viel auf, dass wir keine Milch hatten. „Hast du keine Milch gekauft?“ Fragte ich und schloss den Kühlschrank wieder. „Ich wusste ich hatte etwas vergessen!“ Meinte meine Mutter. „Ich geh nochmal schnell los um welche zu kaufen. Diesmal nehme ich auch meinen Schlüssel mit“, sagte sie und war auch schon nach draußen verschwunden. Ich hörte wie die Tür ins schloss fiel.
Ich verließ die Küche und ging in mein Zimmer. Ich fuhr mir mit der Hand durch die Haare und erneut fiel mein Blick auf das Zeichen, welches meine Hand zierte. Ich strich über meine Handinnenfläche. Es fühlte sich vollkommen normal an. Es war keine Erhebung, es war eher so wie ein Tattoo.
Während ich weiter über das Tattoo ähnliche Zeichen nachdachte, kam mir noch etwas anderes in den Sinn. Ich ließ meine Hände sinken und lief ins Badezimmer. Ich öffnete mein Mund und betrachtete meine Zähne. An der Stelle, an der eben noch keine Zähne waren, waren nun kleine Anzeichen von heran wachsenden Zähnen. Ich strich mit einem Finger über einen dieser Zähne, zog meine Hand aber schnell wieder zurück. Ein kleiner Tropfen Blut floss aus meinen Finger. Ich hatte mich an dem Zahn geschnitten.
Ich betrachtete die Eckzähne eingehend. Sie sahen nicht anders aus, als meine vorherigen Eckzähne, aber also ich nochmal darüber strich, diesmal vorsichtiger, merkte ich, dass sie so scharf waren wie ein Küchenmesser.
Ich wendete mein Blick wieder von den Zähnen ab und begutachtete meinen Finger. Er blutete mittlerweile nicht mehr und ich konnte den Einstich von meinem Zahn nicht mehr sehen. Mein Finger war völlig unversehrt. Ich betrachtete meine andere Hand, da ich mir nicht mehr sicher war, ob ich überhaupt bei der richtigen Hand nach dem Einstich suchte, aber auch bei meiner anderen Hand konnte ich nicht sehen. Mir kam der Gedanke, dass ich mir vielleicht nur eingebildet hatte, mich verletzt zu haben. Ich hatte mir vielleicht auch nur eingebildet, dass meine Eckzähne weg gewesen waren...
Ich hatte das Gefühl langsam verrückt zu werden. Ich zweifelte Dinge an, die ich gesehen hatte, die aber so unglaubwürdig waren, dass es nicht möglich war, dass sie echt waren.
Ich ging wieder aus dem Badezimmer und in mein Zimmer. Ich setzte mich auf mein Bett und versuchte mich zu beruhigen. Mir kam es so vor, als würde mein Herz schneller schlagen als sonst, so wie gestern, als ich durch den Wald gerannt bin und dann in ein See gefallen war. Ich versuchte diesen Gedanken zu verdränge. Das konnte nicht echt gewesen sein und es war unnötig über etwas nach zu denken, was überhaupt nicht passiert war... Obwohl ich versucht mir dies einzureden, machte ich mir dennoch darüber Gedanken.
In der unmittelbaren Umgebung gab es nur einen See, der mir einfiel, der Emerald Lake. Vielleicht würde ich dort etwas finden, was mir half, das alles zu verstehen... Bevor ich weiter darüber nachdenken konnte, war ich schon aufgesprungen und aus dem Haus gelaufen.
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Emerald wolve
Manusia SerigalaWährend eines starken Sturmes wurde die 16 Jährige Mila Kingston fast von einem Baum erschlagen. Dank einer unbekannten Person wurde sie gerettet. Wer diese Person war und welch ein Schicksal Mila bevorstand, erfuhr sie noch früh genug.