Kapitel 7~Nicht schon wieder

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Der Wind wirbelte meine Haare auf, als ich die Türklinke herunter drückte und in mein Haus eintrat. Es roch unnormal. Irgendwie komisch. Solch einen Geruch hatte ich noch nie zuvor gerochen. Ich stellte meine Turnschuhe ab und legte meine Jacke ebenfalls auf den Boden. Ich tapste leise durch den Flur direkt aufs Wohnzimmer zu. Plötzlich hörte ich ein Geräusch. Es kam aus der Küche. Ich vernahm ein schmatzen, das immer lauter wurde, je näher ich der Küche kam. Als ich vor der Tür stand atmete ich tief durch und blickte dann vorsichtig um die Ecke. Sofort drehte ich mich um und drückte mich mit den Rücken gegen die weiße Wand. Ich konnte nicht glauben, was ich soeben gesehen hatte. In der Küche, auf dem Boden saß meine Mutter und biss in ein großes Stück Fleisch. Mein Atem hatte sich beschleunigt und meine Hände zitterten. Ich wagte es, mich noch einmal umzudrehen und einen Blick in die Küche zu werfen. Ich beugte mich um die Ecke und hielt mich am Türrahmen fest. Das eben noch da gewesene Fleisch war verschwunden und meine Mutter wischte sich mit ihrem Ärmel über den Mund. Ihr Gesicht war blutverschmiert, sowie ihre Hände und Klamotten. Dort, wo sonst ihre schönen Fingernägel gewesen waren, ragten letzte lange und ungepflegte Krallen. Als sie ihren Kopf zu mir wand, blieb mein Herz fast stehen. Ihre Augen waren Blutunterlaufen und die hatte lange und messerscharfe Fangzähne. Ihre Blicke lagen auf mir und ich spürte genau, dass etwas schlimmes passieren würde. Im nächsten Moment sprang sie auf und rannte mit aufgerissenem Mund auf mich zu. Sie schrie etwas, das ich jedoch nicht verstehen konnte. Ich bekam total Panik. Alles in mit drehte sich um. Ich konnte mich nicht bewegen. Ich wollte meine Augen schließen, als sie ihre Krallen nach mir ausstreckte, doch ich konnte es nicht. Meine Augen waren weit aufgerissen. Als sie gegen mich sprang verschwand alles.

Ich wachte schweißgebadet und keuchend auf. Ich hatte es nur geträumt. Wieder einmal. Wie konnten sich Träume bloß so real anfühlen, dass ich wirklich glaubte, es wäre passiert?
Ich strich mir über die Stirn und war gleich um einen halben Kilo leichter. Ich wischte den Schweiß in der Bettdecke ab und - Moment mal, Bettdecke? Ich dachte, ich wäre im Wald-...? Ich richtete mich verwirrt auf und schaute mich um. Ich befand mich in einem Raum. Er kam mir irgendwie bekannt vor. Ich war schon einmal in diesem Raum gewesen. Letztes Mal konnte ich mich nicht mehr bewegen. Dieses Mal aber hatte ich keine Schwierigkeiten damit. Ich wollte gerade aufstehen, um mich umzuschauen, da wurde eine Tür aufgerissen und ich zuckte vor Schreck zusammen und lies mich wieder auf das Bett plumpsen.

Dunkel braune Augen guckten mich direkt an. Der Wolf. Der Werwolf.

Ich wusste nicht, was ich tun sollte und kaute verlegen auf meiner Lippe herum, bis er seinen Mund öffnete und die unangenehme Stille unterbrach.

"Kannst du vielleicht mal aufhören, ständig in Ohnmacht zu fallen? Es ist nicht gerade einfach, dich durch den halben Wald zu schleppen und dabei nicht durchzudrehen bei deinem Gestank!", machte er mich an.

Wie bitte??? Ich hatte ja nur gerade erfahren, dass ich ein Werwolf war und dass meine Mutter wahrscheinlich gar nicht meine echte Mutter war? Und dann warf er mir auch noch an den Kopf, ich sei zu schwer und würde stinken? Unverschämt!

"Entschuldigung, dass ich vielleicht nicht so viel auf einmal aushalten kann, wie Mr Perfect", ich betonte jeden Buchstaben von Perfect. "Und außerdem" fuhr ich fort. "Ein so großer und muskulöser Typ, wie du, sollte ja wohl ein 50 Kilo Mädchen tragen können?! Ein Gentleman bist du auch nicht gerade. Du reißt das Maul meiner Meinung nach ein bisschen zu sehr auf. Du solltest aufpassen, dass es nicht bald reißt."

Darauf wusste er nicht, was er sagen sollte und warf mir nur einen finsteren Blick zu.

"Du solltest aufpassen, was du sagst", drohte er.

Ich zog nur meine Augenbraue hoch und schüttelte den Kopf.

"Warum? Warum hat Jake mir Mila aufgetragen?!", fluchte er leise, sodass ich es kaum hören konnte.

"Was ist mit mir?", sagte ich extra laut.

"Halt die Klappe", schnauzte er mich an.

"Was soll das? Warum streiten wir uns?"

"Weil ich dich nicht ausstehen kann", murmelte er und spannte seinen Kiefer an.

Emerald wolveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt