ℕ𝕠𝕔𝕙 𝟛𝟞𝟜 𝕋𝕒𝕘𝕖

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Hello, hello anybody out there?
'Cause I don't hear a sound.
Alone, alone I don't really know where the world is, but I miss it now.

~ Jason Walker, Echo

~ Jason Walker, Echo

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6. Kapitel

Kräftige Hände zerren an meinen Schultern. Der Griff lässt mich die Augen öffnen. Im Schein der gedämpft einfallenden Herbstsonne erblicke ich die Silhouette eines stabilen Mannes. An Lebensjahren scheint er mir einiges vorauszusein. Sein Vollbart wackelt im Wind auf und ab. »Hallo! Hallo?« Die Bewegungen werden nachdrücklicher.

Jäh richte ich mich kerzengerade auf, um zu vermeiden, dass er meinen Körper weiterhin durchrüttelt. »Ich bin wach!«, rufe ich, völlig benebelt. Beim Aufrichten bemerke ich jedoch einen stechenden Schmerz, der von meinem Bein ausgeht. Augenblicklich greife ich ans Knie und spüre, wie die Hose an dieser Stelle gerissen ist.

Von der brennenden Wunde beiße ich die Zähne zusammen. Durch die Berührung des Knies klebt jetzt auch Blut an meinen Fingern. Ich fluche leise auf. Entlang der Elle schmerzt es ebenfalls. Aber das ist ein gutes Zeichen. Ich habe den Sturz abgefangen und mir keine Kopfverletzungen zugezogen.

»Junge, warum blutest du und liegst einfach so reglos auf dem Weg? Manchmal fahren hier Autos vorbei.«

Ist ja nicht so, als mache ich das freiwillig. Mein Kopf fühlt sich immer noch matschig an, aber die Erinnerungen strömen trotzdem auf mich ein. Eine Verrückte hat mich in ihrem Keller an einer Tischtennisplatte festgebunden. Bei dem Gedanken ihm das zu erzählen, sträubt sich etwas in mir. Er wird es meinen Eltern berichten, die werden die Polizei verständigen ... und die Sache würde nur hochgespielt werden.

»Bin beim Joggen gefallen«, murmele ich stattdessen. »Äh, können Sie mir vielleicht sagen, wo ich bin?«

Der Mann schaut mich an, mit Unglauben im Gesicht. Gut, wenn ich es mir recht überlege, den letzten Satz hätte ich weglassen sollen. »Ich verlaufe mich beim Joggen gerne mal«, füge ich als Erklärung hinterher.

Kopfschüttelnd zeigt er auf das Straßenschild ein wenig rechts von uns. »Junge, Junge. Es ist elf Uhr. Du siehst so aus, als wärst du noch schulpflichtig.«

Die meisten Menschen schätzen mich jünger, als ich in Wahrheit bin. Mit meiner eher schlaksigen Figur und dem aalglatten Gesicht wirke ich oftmals wie dreizehn statt sechzehn. Es ändert aber nichts an der Tatsache, wie recht er mit seiner Annahme hat. Ich müsste gerade in der Schule sein. Wie lange gelte ich schon als vermisst?

Gott, wie dämlich! Meine Eltern werden sich ohnehin schon Sorgen machen.

»Ernst-Schulz-Straße«, sagt er. »Da vorne wohne ich.« Er zeigt auf ein Haus, das abseits der Zivilisation auf einem Acker gebaut wurde. Jetzt fällt mir auch der Hund an der Leine auf. Wahrscheinlich ist er gerade dabei, mit diesem Gassi zu gehen.

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