„𝒾𝒻 𝒾𝓉 𝓉𝒶𝓀ℯ𝓈 𝓉𝒾𝓂ℯ 𝓉ℴ 𝑔ℯ𝓉 𝓉ℴ 𝓎ℴ𝓊, 𝒾'𝓁𝓁 𝑔ℯ𝓉 𝓉ℴ 𝓎ℴ𝓊" ~ 𝐓𝐡𝐞 𝐍𝐚𝐜𝐢𝐨𝐧𝐚𝐥 𝐏𝐚𝐫𝐤𝐬
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Sie zählte schon ihr ganzes Leben zu den Menschen, die jeder auf der Straße wiedererkennt, aber kaum jemand ahnt di...
I don't know what I'm supposed to do Haunted by the ghost of you Oh, take me back to the night we met When you had not touched me yet
~ Lord Huron, The Night We Met
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2. Kapitel
Die Menschen erleben in ihrem Leben Momente, die alles verändern. Leider realisieren wir dieses monumentale Ereignis als solches erst viel später. Den heutigen Abend werde ich für den Rest meines Lebens in Erinnerung behalten – dank ihr, dabei weiß sie vermutlich nicht mal mehr, dass ich überhaupt existiere. Es wandern so viele Menschen auf dem Planeten, die mein Leben beeinflusst haben, ohne es zu wissen. Manchmal frage ich mich, ob es andersrum je genauso war.
Die kühle Herbstluft verursacht Gänsehaut an meinem Körper, obwohl ich eine Jacke trage. Links von mir, an der Hauswand gelehnt, steht Justin Tettenborn mit nichts als einem T-Shirt am Leib. Allein beim Anblick wird mir um zwei Grad kälter. Dass ihm die kühle Brise gleichgültig ist, mag zum einen an der Muskelmasse liegen, die er im Gegensatz zu mir mit sich herumträgt. Andererseits habe ich mir sagen lassen, Alkohol erwärmt das Gemüt.
Mit vierzehn Jahren habe ich zwar mal an einem Sekt genippt, um mitzureden. Der hat mir jedoch so sehr im Rachen gebrannt, dass ich das Teufelszeug nie wieder angerührt habe. Die Bitterkeit des Biers kann ich ertragen. Sie erinnert mich an die unüberlegten Entscheidungen, die ich getroffen habe.
Einmal. Nur einmal wollte ich in der Masse untergehen. Die Bemerkungen, dass ich zu keiner Stufenfete erscheine, sollen einfach verstummen. Stattdessen werden sie von vernichtenden Urteilen ersetzt. Justin Tettenborn starrt mich von dort drüben an, weil ich alleine hier draußen in der Kälte sitze.
Mein bester Freund spielt lieber Zuhause mit seiner brandneuen PlayStation 3. Mehr soziale Kontakte hat mein distanziertes Ich nicht vorzuweisen. Ich unterdrücke den Drang, ein Notizbuch hervorzuholen, um die sinnlos verstreichende Zeit zu nutzen. Der Lachanfall, den ich Justin daraufhin entlocken werde, lässt mich innehalten.
Die kalten Stufen pressen sich auf unangenehme Weise an mein Hinterteil. Da Aufstehen für mich überhaupt nicht infrage kommt, schiebe ich die behandschuhten Hände als Polster unter den Po. Hinter mir vernehme ich, wie die Tür ruckartig geöffnet wird.
He's all alone, some things will never change (never change). The lonely loner seems to free his mind at night (at, at, at night, night)
Die Musik dringt an meine Ohren. Sie ist alles für mich, mein Leben, doch dieser Song, der gerade in den Charts rauf und runter läuft, lässt bald noch mein Trommelfell platzen. Ja, ich bin allein. Ja, das wird sich nicht ändern. Aber wie, bitteschön, soll ich den Geist nachts befreien, wenn diese beschissene Musik läuft und unzählige betrunkene Menschen mich zur Überforderung bringen?
Automatisch krümme ich mich zusammen, in der Annahme, eine ganze Clique ließe sich in der nächsten Sekunde taumelig in meine Richtung fallen. Es bleibt still hinter mir. Vorsichtig schaue ich über die Schulter.