ℕ𝕠𝕔𝕙 𝟛𝟞𝟝 𝕋𝕒𝕘𝕖

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I'd be lost in a crowded room of fake friends
I wouldn't even know what love is
If we never met

~ John K, if we never met

~ John K, if we never met

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9. Kapitel

All die Szenarien in meinem Kopf, die ich mir ausgemalt habe, beschränken sich im Grunde nur darauf, wie er mich auf die verschiedensten Arten demütigt. Er sitzt im hinteren Abteil des Busses. Ab und an dreht er sich für die Unterhaltung mit einem Jungen um. Ich kenne ihn nur flüchtig, meine mich aber zu erinnern, dass er eine Klasse über uns ist.

Kurz bleibe ich bei seinem Anblick reglos im Gang stehen. Sein fremdes und gleichzeitig so vertrautes Gesicht schenkt mir keinerlei Beachtung. Ich erwische mich dabei, mir zu wünschen, er würde sich kurz umdrehen. Sei es nur für eine abfällige Bemerkung. Das wäre mir lieber als völlige Ignoranz, nach allem, was zwischen uns geschehen ist.

Bitter denke ich an den Heiratsantrag zurück. Was gewesen wäre, wenn ich meine Zweifel einfach über Bord geschmissen und ihn bejahend geküsst hätte, mag ich mir gar nicht ausmalen. Nicht alles Gold hat zwischen uns geglänzt, dennoch sehne ich mich gerade so sehr nach seinen Amen, einer Berührung, einer Beschwichtigung, alles würde gut werden, dass es unerträglich schmerzt.

Das, was man benötigt, so greifbar vor einem – und doch so fern. Meine Kehle wird immer enger und ehe sich eine Träne ihren Weg über meine Wangen bahnt, zwinge ich mich auf die Sitzbank. Ich lasse die Stirn an die kalte Fensterscheibe des Busses abprallen. Am liebsten wäre ich in ein Erdloch verschwunden, irgendwo weit entfernt von hier.

Die Empfindung verstärkt sich beim tiefen Klang eines Lachens. Es stammt nicht von Luan, denn seins hätte ich vermutlich unter Millionen von Menschen ausmachen können. Obwohl sie feiner klingt, wie für eine junge Person bestimmt, liegt die Tonlage ein paar Oktaven tiefer als bei Luan. »Die hat dich voll heftig angestarrt.«

Schon als ich die Richtung des Lachgeräusches vernommen habe, ist mir klar gewesen, wie tarnlos ich mit der Aktion geblieben bin. Meine Hände liegen weiterhin abgestützt am Rand der Fensterscheibe. Zum Glück verdecken sie meine Augen, denn ich komme nicht umher, diese bei der Bemerkung genüsslich zu verdrehen.

Wie unbeschwert ein Leben sein muss, wenn es dich nur zu kümmern braucht, ob ein fremdes Mädchen deinen Freund ein paar Sekunden zu lange angestarrt hat.

»Wer? Elea?« Seine Stimme bohrt sich in meinen Verstand – wie Messerstiche. Erst stochert er nur ein wenig auf mich ein, doch in der Stille, die folgt, sitzt der tiefe Schmerz. Es fällt mir schwer, sie auszublenden. Da ist so viel Auszusprechendes in mir, nur dürfen diese Worte meinen Mund nicht verlassen.

»Die steht safe auf dich«, höhnt er, merklich erheitert. Seine eigene Unerfahrenheit lässt Verliebtsein für ihn amüsant erscheinen. Er wird im Laufe der Zeit noch so viele Erkenntnisse sammeln. Unteranderem die, dass Liebe vielschichtig ist. Liebe lässt einen weinen, lachen, kochen vor Wut - aber das Auslachen sollte dort meines Erachtens eine Seltenheit werden.

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