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Seit langer Zeit fühlte ich mich endlich mal wieder richtig glücklich. Klar, es ist so gar nicht gekommen, wie ich es geplant hatte. Aber ich schätze das nennt man Leben. Es spielt nach seinen eigenen Regeln. Und wenn man mein momentanes Leben betrachtete, hatte ich da echt nichts gegen. Mit Freya verstand ich mich weiterhin gut. Tyler kam langsam aber sicher mit der Tatsache klar, dass ich vielleicht doch Recht gehabt habe.

Wäre mein Leben eine Geschichte, dann wäre das hier jetzt das Happy End. Zwar wusste ich nicht wirklich, was jetzt aus Geist-Marlon geworden ist, aber er hatte mich jetzt schon ein paar Tage nicht mehr genervt. Vielleicht hatte ja auch er endlich seinen Frieden gefunden. Auch wenn er mich ab und an in den Wahnsinn getrieben hatte, würde ich es ihm gönnen. Irgendwie vermisste ich seine doofen Bemerkungen schon, vor allem wo ich jetzt wusste, dass er tief in sich ein toller Mensch sein musste. Immerhin war die reale Version jetzt sowas wie mein fester Freund.

»Jamie! Kommst du jetzt endlich?«, rief mir Caroline von unten zu. Ich musste grinsen, weil sonst eigentlich sie diejenige ist, die immer zu spät kommt.

»Ja, sofort! Noch eine Minute.« Schnell steckte ich die letzte Spange für meinen Dutt ins Haar. Für den letzten Schliff zog ich noch etwas roten Lippenstift nach. Wenn ich ihn dezent einsetzte, passte er meiner Meinung nach perfekt zu meinen Lippen.

Nachdem ich meine Clutch vom Bett genommen hatte, stolperte ich fast aus meinen schwarzen High Heels, weil ich das alles zu schnell angegangen bin. Gut, dass ich mich doch für das kurze rote Kleid entschieden hatte. Ein langes wäre beim Gehen sicher noch unpraktischer.

Als ich die Treppe runtergegangen war, warteten meine Eltern und Caroline bereits auf mich. Meiner Mutter kamen bereits die Tränen. »Ich kann's nicht glauben. Meine Kleine ist jetzt erwachsen.« Ich verdrehte die Augen. Warum musste sie immer so hysterisch sein? Bei Carolines Abschluss in der Mittelstufe war es auch so gewesen.

»Ich bin ja so stolz auf dich, Süße«, sagte sie und zog mich an sich. Wow, das kam unerwartet. Stolz? Warum stolz, wenn ich keine besondere Auszeichnung bekommen würde?

»Mum, meine Noten könnten besser sein. Außerdem habe ich nicht auf dich gehört und mich noch bei keiner Firma beworben.«

»Ja, das stimmt. Aber du hast dein eigenes Ding gemacht und nur deshalb wirst du vielleicht bald in den Charts sein! Das hätte ich nie für möglich gehalten und deshalb wollte ich mich entschuldigen.« Echt jetzt? Meine Mutter war damit einverstanden, dass ich Musik machte? Gut möglich, dass Jay-Z einen großen Teil dazu beigetragen hatte, aber das ist egal. Konnte mein Leben gerade noch perfekter sein?

Gerade wollten wir uns schon ins Auto quetschen, da sahen wir zufällig auch gerade Marlons Familie aus der Haustür kommen. Wie meine Mutter in solchen Momenten nun mal war, kreischte sie sofort: »Foto machen!« Ja, Mütter konnten wirklich peinlich sein.

Ich lächelte zu Marlon rüber, der nun mit schnellen Schritten auf mich zukam. Er trug einen Anzug, der perfekt zu ihm passte. »Du siehst wunderschön aus«, sagte er plötzlich als er mich erreicht hatte. Ich kämpfte gegen den Drang an nicht auf der Stelle rot anzulaufen. »Danke. Du... siehst auch nicht schlecht aus.«

»Super! So bleiben! Das sieht zuckersüß aus«, trällerte meine Mum, in der Hand bereits ihre Handykamera. Peinlich berührt drehte ich mich zu meiner Mutter in die Kamera. Normalerweise fiel es mir bei Fotos immer schwer gekonnt zu lächeln, doch dieses Mal war es irgendwie anders. Wie von selbst zauberte sich dort ein Lächeln hin, ein echtes.

»Ich sage es ja nur ungern, aber wir sollten uns beeilen, sonst kommen wir noch zu spät«, meinte Mrs. Silver.

»Mum! Wir kommen schon nicht zu spät«, meinte Marlon noch, allerdings stiegen wir danach dann doch jeder in sein Auto ein. Besser zu früh dran als zu spät.

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