14 ◄ Geburtstagspläne

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Nach all den Jahren hatte ich die Schule ernsthaft vermisst. Ob es an meinem langweiligen Job lag? Fast alles ist besser als diese Qual gewesen, die ich nur meinen Eltern zur Liebe eingegangen war. Komme was wolle, diesen Fehler würde ich in diesem Leben nicht noch mal machen. Würde am Ende doch eh gefeuert werden...

»Hey, Hübsche.« Ich brauchte mich nicht umdrehen, um die Stimme zu erkennen. Ich würde sie unter tausenden wiedererkennen. »Immer noch vom Markt?«

Bevor ich mich zu ihm drehte, grinste ich noch einmal in mich hinein. »Ja, tut mir leid.«

»So ein Mist aber auch. Aber so leicht wirst du mich nicht los. Habe eine Einladung von einer gewissen Caroline Morgan zu ihrem achtzehnten Geburtstag erhalten. Ich tippe mal, dass das deine Schwester ist?« Oh wow. Er hatte sich sogar schon meinen Nachnamen gemerkt.

»Ja, das ist richtig.« Ich lächelte schwach. »Ich schätze wir sehen uns dann. Aber ich sollte dich vorwarnen: Mein Freund wird auch da sein.«

»Kehr, ich habe aber auch gar kein Glück!«, scherzte er. »Ne, Spaß. Ich will da nicht zwischen die Fronten geraten. Aber verspreche mir wenigstens einen Tanz.«

Tyler war ein Profi wenn es ums Tanzen ging. Einer der Gründe, warum ich mich in ihn verliebt hatte. Wenn wir zusammen tanzten, dann sprühten einfach die Funken. Dann musste er sich spätestens einfach in mich verlieben.

»Ich werde dir einen reservieren.«

Mit diesen Worten schnappte ich mir meine Tasche und schlug sie mir über die Schulter. »Willst du etwa schon gehen?«, fragte mich Tyler enttäuscht.

»Ist unser Gespräch denn etwa noch nicht beendet?«, entgegnete ich überrascht.

»Naja... Heute in Geschichte hatte Mrs. Marley doch von einer Partnerarbeit für ein Referatsthema unserer Wahl gesprochen. Da du das ja nicht mit deinem Freund machen kannst, hatte ich gehofft, dass wir beide an dem Referat arbeiten könnten.« Ein Geschichtsreferat? Ich konnte mich an keins erinnern. Jedenfalls keins mit Tyler. Das hätte ich sicherlich nicht vergessen.

»Können wir gerne machen. Wenn es dann soweit ist... Bislang hat sie es ja nur kurz angesprochen.« Komisch, dass er sich darüber jetzt schon Gedanken machte. »War's das dann?«

»Noch lange nicht«, sagte er mit einem verschmitzten Lachen. »Aber fürs Erste kannst du von mir aus gehen.« Oh, wow. Da hatte ich aber Glück. Natürlich kannte ich diese Seite von Tyler... und ich konnte nicht leugnen, dass ich sie genauso liebte, aber manchmal nervte sie schon ein kleines bisschen. Vor allem, wenn dadurch bei mir Eifersucht ausgelöst wird, wenn er dieses Lächeln anderen Mädchen zuwirft.

»Jamie. Man sieht sich«, verabschiedete sich Tyler von mir.

Mit weichen Knien antwortete: »Klar. Bis dann.«

Und so schnell wie er aufgetaucht ist, verschwand er auch wieder.

Missmutig wand ich mich wieder Freya zu, die weiterhin die Nase in ihr Englischbuch hielt. Ohne den Blick zu heben fragte sie mich: »Seit wann reden du und Tyler Collins miteinander?« Ach? Stört dich das etwa, Freya?

»Wir haben uns auf einer Party unterhalten. Nichts Ernstes.« Noch nicht. »Wieso?«

Sie zuckte nur mit den Schultern. »Keine Ahnung. Tyler Collins gehört zu der Sorte Jungs, die nicht das Richtige für uns sind.« Ja, ja. Da sprach Ms. Allwissend.

»Warst du nicht selber mal ein wenig in ihn verliebt gewesen?«

»Verliebt?« Freya hob ihre Augenbraue. »Wenn man jemanden nicht ganz unattraktiv findet, heißt das noch lange nicht, dass man ihn liebt. Und wann habe ich dir das erzählt? Das ist mehrere Jahre her. Warum merkst du dir das überhaupt?« In meinem letzten Leben hatte ich das ja nicht mal. Aber wenn man bedachte wie unsere Freundschaft enden würde, waren meine Bedenken berechtigt.

»Ich bin aber nicht die einzige, die da etwas falsch interpretiert. Oder hast du etwa vergessen, dass ich einen Freund habe?«

»Wie könnte ich vergessen, dass du Joey datest? Ich kann's immer noch nicht verstehen. Ich meine wir reden hier von Joey! Ich dachte immer, dass der schwul wird.« Ich musste lachen, weil ich ehrlichgesagt das Gleiche gedacht habe - bis er mir das mit Caroline gestanden hatte.

»Oh, glaube mir. Er ist eindeutig nicht schwul.«

Freya verzog angewidert das Gesicht. »Bäh, Jamie! So genau wollte ich das gar nicht wissen.« Okay, hier hatte jemand eindeutig was falsch verstanden.

Plötzlich schlugen sich von hinten Hände über meine Augen. »Wer bin ich?«, fragte jemand mit verstellter Stimme. Allerdings war sie mir so vertraut, dass ich sie selbst verstellt erkannte. »Caroline. Was gibt's?«

»Ich hätte da eine Bitte an dich«, sagte sie gedehnt, während sie ihre Hände wieder zurück zog und mich dabei zu sich drehte.

»Und die wäre?«, hakte ich nach.

»Es geht um meine Geburtstagsparty. Ich hätte da eine unglaublich coole Band, die auftreten könnte. Sie würden gratis spielen, weil ich sie privat kenne. Allerdings ist es eine Band ohne Liedsänger. Und da dachte ich mir... Halt! Du kennst doch eine total begabte Sängerin, die direkt im Zimmer neben dir schläft.«

Damit hätte ich rechnen sollen. Das hatte sich nicht geändert. Auch damals wollte Caroline, dass ich auf ihrem Geburtstag singe. Da mich nie mehr Leute als auf dieser Party singen gehört hatten, ist es glasklar in meinem Gedächtnis geblieben.

»Klar, kann ich tun. Wenn die Band mir vorher sagt welche Lieder sie spielen werden.« Ich benutzte ungefähr genau die gleichen Worte wie beim ersten Mal.

Und Caroline strahlte jetzt genauso hell. »Klasse! Danke, Jamie! Das ist dann das beste Geburtstaggeschenk überhaupt.« Sie zog mich in eine kurze, aber feste Umarmung. Dass ich damals auf dieser Party gesungen habe... nur deshalb wurde Tyler erst auf mich aufmerksam. Anschließend hat er mich darauf angesprochen und so kamen wir ins Gespräch.

Zwangsläufig musste dieses Mal das Gespräch aber anders ablaufen. Immerhin kannten wir beide uns bereits.

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