Das Klingeln ließ mich endlich meine letzte Entscheidung bezüglich meines Outfits treffen. Die kleine silberne Herzchenkette würde Tyler sicher besser gefallen. Sie passte auch viel besser zu mir.
»Jamie! Kannst du bitte aufmachen? Ich bin noch nicht ganz fertig.« Typisch Caroline. Immer brauchte sie eine halbe Ewigkeit im Bad. Dafür stand sie auch, obwohl wir beide zur gleichen Uhrzeit das Haus verließen, eine gute halbe Stunde früher auf als ich. Nicht, weil sie besonders viel Makeup benutzte. Im Gegenteil: Ich hatte eindeutig viel mehr im Gesicht, denn sie war eher der natürliche Typ. Aber den ganzen Aufwand, den sie vorher noch betrieb für Gesichtspflege und vieles mehr... Das brauchte nun mal seine Zeit. Okay, ich musste zugeben, dass sich das in der Zukunft auszahlen würde. Ihre Haut schien einfach nicht altern zu wollen.
Schnellen Schrittes eilte ich die Treppe herunter, um Joey die Tür zu öffnen. »Hallöchen, Jamie.«
»Hi Joey. Sorry, aber wir müssen uns noch einen kleinen Moment gedulden. Caroline ist noch nicht ganz fertig.«
Er musste grinsen. »Typisch.«Nach einer kleinen Pause des Schweigens, was allerdings nicht unangenehm war, dafür kannten Joey und ich uns schon zu lange, meinte er: »Müssen wir nicht noch Sachen abklären? Ich meine, wie weit gehen wir? Nur tanzen, Händchenhalten oder auch küssen und so?«
Gerade als ich antworten wollte, hörte ich die Stimme meines Helferleins dazwischen funken: »Natürlich mit küssen! Ihr geht immerhin auf eine Party. Wäre es nicht etwas auffällig, wenn ihr es nicht tun würdet?« Ich gab nur ungern zu, dass er Recht hatte.
»Naja. Das ist immerhin eine Party...«
»Schon verstanden.«Endlich kam dann auch mal Caroline den Flur runter. Sie lächelte Joey schon von weitem zu. Caroline hatte zwar auch einige Freundinnen, aber nur Joey kannte sie schon seit dem Kindergarten. »Halihallo«, sagte sie mit ihrer verrückten Art und drückte ihn einmal fest an sich.
Kaum einer kannte diese Seite von Caroline... die aufgedrehte Caroline. Eigentlich war sie eine totale Vorzeigestreberin. Nicht eine, die man deswegen nicht ausstehen konnte. Aber wahrscheinlich würde sie auch keiner auf diese Party vermuten. Nur Joey und ich kannten Caroline so... und vielleicht noch unsere Eltern.
»Wollen wir dann?«, fragte uns Joey, woraufhin wir beide nickten.
Die Nacht war unglaublich frisch. Zum Glück hatte ich noch zu meiner dicken Winterjacke gegriffen. Ich als Frostbeule hätte es hier draußen sonst nicht lange ausgehalten.
Wir gingen zu Fuß. Unsere Eltern wollten uns nicht fahren, weil die Party nur eine Straße weiter war. Konnte ich ja irgendwo verstehen, trotzdem war es kalt. Die Musik konnte man schon von weitem hören. Die Bässe waren für meinen Geschmack viel zu laut.
Da war es, Ashley Davids Haus. Keine Villa, aber klein war es auch nicht. Der Platz war auf jeden Fall ausreichend. Es ist bestimmt Ewigkeiten her seitdem ich es das letzte Mal gesehen habe. Ich hatte sicher nicht vergessen wie es hier aussah, höchstens verdrängt. Jetzt wieder hier zu sein war mehr als unangenehm.
»Halte seine Hand!«, befahl mir Chef von irgendwo hinter mir. Als ich dann den Schritt zu den Stufen von Ashley Davids Haus setzte, streckte ich meine Hand nach Joey aus. Er schien zunächst verwirrt, doch dann verstand er und griff danach. Auch wenn uns eigentlich noch keiner sah, verkehrt konnte es trotzdem nicht sein.
Caroline drückte die Klingel und ich tippelte nervös von einem Bein auf das andere. Die Tür öffnete sich und da waren sie. Ihre dunklen Augen, die mir schon eine ganze Weile Angst machten. Sie verengten sich zu noch viel gruseligeren Schlitzen. »Was wollt ihr Loser denn auf meiner Party?«
»Das ist doch eine öffentliche Party, oder?«, fragte Caroline.
»Dich habe ich nicht gefragt. Du kannst reingehen.«
Trotzdem rührte sich Caroline nicht von der Stelle. Ihre Augen richteten sich nun ausschließlich auch mich. »Wo ist denn die andere Loser-Hälfte?« Freya und ich... oder für Ashley David Loser 1 und 2.
»Zuhause. Ich bin hier mit meinem neuen Freund.«Joey winkte einmal kurz. »Hi. Ich bin Joey Primes.«
»Ja, toll. Interessiert mich nicht die Bohne.«
Und das zeigte sie auch. Im nächsten Augenblick hatte sie sich schon von uns abgewandt und deutete uns nur noch an, endlich reinzukommen.Die Party war anscheinend schon voll im Gange. Überall Gesichter, die mir nur noch blass bekannt vorkamen. Außer eins natürlich: Das Gesicht von Tyler Collins. Ein Gesicht, das mir vertrauter war als jedes andere.
»Wollen wir tanzen gehen?«, fragte ich Joey, welcher vorher fragend zu Caroline rüber starrte.
»Geht ruhig. Ich wollte gerade eh da zur Bar rüber gehen.«
Ah, zur Bar. Die Bar, an der auch gerade Riley Rivers alias Carolines größter Fehler saß. Okay, ich hatte es mir gerade doch anders überlegt. Erst musste Carolines Schicksaal geändert werden.»Obwohl... du hast Recht. Ich habe auch irgendwie Durst. Wir kommen mit.«
Caroline ließ sich von ihrem Vorhaben dadurch aber nicht abbringen. Sie setzte sich trotzdem neben Riley und setzte ihr Flirtlächeln auf.»Hi, ich bin Caroline«, stellte sie sich bei ihm vor.
»Ja, du kommst mir irgendwie bekannt vor. Riley Rivers. Möchtest du was trinken? Geht auf mich.«
Caroline lächelte. »Aber gerne doch.« Mist, Mist, Mist. So sollte das nicht ablaufen.Joey, der nun seinen Arm um mich gelegt hatte, sagte: »Für dich auch etwas, Süße?« Wow. Er nahm seinen Job ja richtig ernst. »Ich ähm, ich nehme-«
»-Nichts. Trinken kannst du auch noch später. Jetzt, wo noch die meisten von uns nüchtern sind, macht Wahrheit oder Pflicht doch viel mehr Spaß. Dann erinnert man sich wenigstens an die schmutzigen Geheimnisse.«Verdammt. Diese Stimme gehörte Ashley, die kurz darauf Riley direkt vor Carolines Augen abknutschte. Auch wenn das wahrscheinlich eine Warnung an Caroline sein sollte, in diesem Moment war ich ihr dafür dankbar. Vielleicht verhinderte sie so, dass aus den beiden bald etwas wird.
»Und alle werden mitspielen. Sonst sind das Spielverderber, die hier unerwünscht sind.« Der Blick, der in ihren Augen lag, dürstete nach Rache.
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Roman pour Adolescents„𝒾𝒻 𝒾𝓉 𝓉𝒶𝓀ℯ𝓈 𝓉𝒾𝓂ℯ 𝓉ℴ 𝑔ℯ𝓉 𝓉ℴ 𝓎ℴ𝓊, 𝒾'𝓁𝓁 𝑔ℯ𝓉 𝓉ℴ 𝓎ℴ𝓊" ~ 𝐓𝐡𝐞 𝐍𝐚𝐜𝐢𝐨𝐧𝐚𝐥 𝐏𝐚𝐫𝐤𝐬 ⌫ Sie zählte schon ihr ganzes Leben zu den Menschen, die jeder auf der Straße wiedererkennt, aber kaum jemand ahnt di...