zwanzig

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"Hey, Haley." Müde hob er seinen Kopf, sodass mich seine warmen Augen mit einem erschöpften Schimmern ansehen konnten. "Mir geht's gut. Ist bei dir alles okay?"

Ich glaubte nicht ein Wort, was seinen Mund verließ, weshalb ich skeptisch meine Augenbrauen zusammenzog. "Du bist ein schlechter Lügner. Was ist passiert?"

Er ließ seinen Kopf wieder sinken und stützte ihn nur mit seinen Händen, während er auf sein Tablett sah. "Ich vermute du hast das Bild schon gesehen."

Mein Herz rutschte mir in die Hose und ich brachte ein leises "Ja" zustande, welches heiser meine Lippen verließ. Ich hoffte, dass er sich nicht die Schuld an irgendwas gab, was mit dieser Situation zutun hatte, denn diese bestand nicht- auf keinen Fall.

Die drei waren so krank, dass sie Ryan komplett zugedröhnt hatten und seinen schrecklichen Zustand einfach übertuschten.

"Mr Green will mich sehen", murmelte er und fuhr sich durch seine ungemachten Haare. Seine Augenringe waren dunkel im Kontrast zu seiner plötzlich so hell scheinenden Haut. "Es tut mir alles so leid, Haley."

Ich ging neben ihm in die Hocke, meine Hand auf seiner Schulter, während ich meine Stirn gegen seinen Oberarm lehnte. "Dir muss überhaupt nichts leidtun. Das war Beweis genug wie schrecklich Lydia, Jake und Eren sind. Ich glaube dir, dass du damit nichts zutun hast. Ich weiß, dass du sowas nie machen würdest."

Ryan's Mundwinkel hoben sich leicht und er hob seinen Arm, um ihm um mich zu legen, sodass er mich leicht zu sich ziehen konnte, als er sich zu mir bückte. "Danke, Haley."

Ich nickte und drückte mich näher an ihn.

Ich liebte Umarmungen.

"Wo warst du die letzten Tage?", wollte ich leise wissen und löste mich leicht von ihm.

Ryan seufzte schwer und schluckte hart, als sein Blick in die Ferne wanderte. "Im Krankenhaus. Das Zeug, was die mir gegeben haben, hatte ganz schöne Konsequenzen."

Mein Herz blieb erschrocken stehen und meine Kinnlade drohte auf den Boden zu klappen. Eine unglaubliche Wut stieg in mir auf und ließ meine Ohren sich auf Durchzug stellen. Wie konnte man so verdammt ekelhaft sein und einem Menschen so etwas antun? Ryan hatte ihnen nie etwas getan!

"I-ich..." Ich schluckte. "Das tut mir so leid, Ryan. Wie kann man so-"

"-beschissen, gemein, grausam und so weiter sein? Ich wünschte ich könnte es dir sagen." Er lachte unecht auf. "Wie kommst du damit klar?"

Seine Frage ließ mich stocken. Hatte ich einen Weg, um damit klarzukommen?
Das einzige, was ich tat, war ab und zu in Tränen auszubrechen und zu hoffen, dass das alles ein schlechter Traum war. Die meiste Zeit ging ich allem aus dem Weg und versuchte so gut wie möglich zu verdrängen, was in meinem Leben gerade passiert.

"Gar nicht", murmelte ich ehrlich und entschied mich dazu, mich auf meinen Hintern niederzulassen, um besser mit Ryan reden zu können. "Es ist... seltsam."

"Ich weiß." Er nickte schwach und spielte mit einer Plastikgabel. "Ich hätte sowas nie erwartet."

"Ich auch nicht."
Niemals in meinem ganzen Leben hätte ich voraussehen können, dass uns beiden sowas derartiges passierte. In solchen Ausmaßen.

"Glaubst du Mr Green wird mich suspendieren?", fragte Ryan plötzlich und ein wenig Besorgnis war aus seiner leisen Stimme rauszuhören.

Schnell schüttelte ich meinen Kopf. "Nicht, wenn du ihm die Wahrheit erzählst."

Ryan presste seine Lippen aufeinander. "Das kann ich nicht."

"Klar kannst du das!"

"Nein." Er schüttelte seinen Kopf. "Ich werde dich da nicht mit reinziehen, Haley."

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