fünfzig

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Gestresst stand ich in dem weißen Zimmer. Weiße Wände, weißer Boden mit hässlichem grauen Muster, ein weißes Bett und weiße Geräte um dieses herum, die ein leises piepsen erzeugten.

Die einzige Farbe, die in diesem Zimmer Kontrast zu dem weiß setzte, war ich.

Ich, neben dem weißen Bett, mit dem weißen Bezug, der weißen Decke und dem weißen Kissen.

Ein weiterer Kontrast waren die dunklen, unordentlichen Haare, die von einem weißen Verband in Schacht gehalten wurden.

Sein blasses Gesicht passte sich dem Raum fast an, weshalb ich zittrig ausatmete und einen weiteren Schritt auf ihn zutrat.

Meine Hand fand seine kühle Wange und ich wünschte mir von ganzem Herzen, dass er seine Augen öffnete, um weiteren Kontrast in den Raum zu bringen. Ich vermisste das dunkelbraun.

Meine Augen wurden glasig, als ich zu ihm herunter sah. Doch die Worte des Arztes, welcher mich im Flur angetroffen hatte, um mir Bescheid zu sagen, wie es mit seinem Zustand aussah, erleichterten mich und meine Hoffnung, dass er seine Augen in den nächsten Minuten öffnete, stieg.

Es waren fünf Stunden vergangen, seit dem wir in seinem Badezimmer saßen, sein Kopf in meinem Schoß gebettet, meine Hände voll von seinem Blut, während ich immer wieder mit einem neuen Stapel an Klopapier das Blut an seiner Wunde aufsammelte.

Vier Stunden, seit dem ich meine Mom kontaktiert hatte und seit dem ich die Ärzte dazu überredet bekommen hatte, dass ich die einzige Bezugsperson war, die er momentan hatte. Quinn wurde verständigt, doch es war nicht einfach einen Flug zu finden und ein Auto hatte sie auch nicht, um von New York nach Ohio zu fahren, da ihres hier am Flughafen stand.

Sie war zu Tode besorgt, weinte, als mir das Telefon in die Hand gedrückt wurde.

Es waren drei Stunden, seit dem ich mit ihr telefoniert hatte und das Telefonat beendet hatte. Meine Mom leistete mir mittlerweile Gesellschaft, saß neben mir und versuchte mich zu beruhigen, nachdem ich ihr die ganze Geschichte erneut erzählt hatte, obwohl ich schon vollkommen davon ausgelaugt war dem Arzt alles zu schildern.

Es waren zwei Stunden, seit dem ich unwissend im Flur saß, eine Stunde, seit dem Jackson aus dem OP-Saal kam und fünfzehn Minuten, seit dem mir der Arzt alles über seinen Zustand erklärt hatte.

Gott sei Dank musste nichts aus seinem Magen gepumpt werden. Die Tabletten hatten zwar einen gewissen Effekt genommen, doch er hatte mich für meine mutige Tat gelobt, ihm einen Finger in den Hals zu stecken und ihm dabei zu helfen, die Tabletten größtenteils loszuwerden.

Doch er hatte viel Blut verloren. Nicht genug, um in einen lebensgefährlichen Zustand zu kommen, doch genug, dass es nötig war den Krankenwagen zu rufen.

Mein Herz fühlte sich leicht an, als mich Erleichterung überkam. Ich war so froh, dass ich den Notarzt gerufen hatte. Ich wollte mir gar nicht vorstellen, was passiert wäre, wenn nicht.

Mein Blick schweifte zu seiner Hand, an welcher eine Infusion befestigt war. Sie umgriff den Stoff der Decke, und seine Finger verkrampften sich plötzlich darum.

Überrascht sah ich zurück in sein Gesicht und hörte einen gequälten Laut, bevor Jackson gegen das grelle Licht blinzelte.

Meine Augen weiteten sich hoffnungsvoll und mein Mund öffnete sich begeistert.

Er wurde wach.

In meinem ganzen Leben hatte ich mich noch nie so miserabel gefühlt. Alle meine Gefühle waren ein einziges Mischmasch und ich konnte meine Gedanken nicht mehr zuordnen. Mein Körper machte unkontrolliert einfach was er wollte.

look at me now | germanWo Geschichten leben. Entdecke jetzt