Epilog

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Jackson

Vier Monate.

Zuerst waren es vier Monate, bis ich Hartville für New York verließ. Dann zwei, bis ich Haley an Thanksgiving gesehen habe. Dann wieder an Weihnachten. Dann zwei Monate, bis ich sie im März gesehen habe.

Jetzt ist es Juli.

Und jetzt steht sie dort, das Zertifikat in ihren Händen. Ihr Lächeln heller als die Lichter in diesem Raum. Ihr Lächeln, welches ich endlich wieder sehen kann, ohne von einem Bildschirm davon getrennt zu sein. Das Lächeln, dass mir seit fast zwei Jahren noch immer den Magen umdrehen kann und mein Herz zum flattern bringt.

Seit eineinhalb Jahren kann ich sie offiziell meine Freundin nennen.

Meine Freundin.

Haley Adams, welche von der Bühne läuft, ihr Gang gelassen, doch ihre Hüfte schwingt hin und her, als sie auf ihren hohen Schuhen zum Ausgang läuft.

Die Kappe, die sie trägt, passt perfekt über ihre gelockten Haare, die ein wenig heller geworden sind, seitdem ich sie das letzte Mal vor mir gesehen habe.

Ich muss tief Luft holen, verschränke meine Arme vor der Brust und wende meinen Kopf zu dem leeren Platz neben Mia, zwei Plätze von mir entfernt.

Haley's Mutter, mit Tränen in den Augen und zittrigen Händen das Handy umgreifend, sitzt in vollem Stolz, mit dem größten Lächeln auf den Lippen. Ihre Augen strahlen, als sie Haley verfolgt, eine ihrer Hände presst sie auf ihr Herz.

Ich muss lächeln. So, als habe ich es mir sowieso nicht schon die ganze Zeit unterdrücken müssen.

So viel Stolz und Freude quillt in mir auf, dass ich vielleicht überlaufe, wenn ich zu lange versuche mich zurückzuhalten.

Wow.

Sie hat ihren Abschluss gemacht. Sie ist Jahrgangsbeste. Meine Haley wird auf mein College gehen, trotz all den Möglichkeiten, die ihr offen stehen.

Ich muss schlucken, als sie immer näher kommt. Ich kann ihre Anwesenheit spüren, würden meine Augen nicht sowieso auf ihr kleben, wie Magneten.

Neben mir stößt Isaac leise Luft aus.

"Hey, kleine Schwester."

Seine Stimme ist zwar neckend, aber so sanft und einem stolzen Ton unterlegt, der Haley nicht einmal zurückschießen lässt.

Stattdessen bleibt sie vor unserer Reihe stehen, genau neben mir, streckt ihre Arme zu beiden Seiten aus und ein quieken verlässt ihren Mund, so leise, dass wir den weiteren Ablauf nicht unterbrechen.

"Ich hab's geschafft!"

Dann fallen ihre Augen auf mich. Groß, strahlend und gefüllt mit Glück und Freude sehen sie mich an, nehmen mich ein. Ihr Blick ist sanft und aufgeregt und so ist es unvermeidlich zu sehen, wie ihre Pupillen sich vergrößern, ihre Gesichtsauszüge ins Ungläubige fallen.

Ich grinse ihr stolz entgegen.

Bevor ich mich jedoch vorbereiten kann hat sie nach meiner Hand gegriffen, in einer Blitzgeschwindigkeit, dass Isaac neben mir erschrocken zusammenfährt. Mit ein wenig Wucht werde ich auf meine Füße gezogen und finde mich wenig später hinter ihr her rennend wieder, als sie in einer unglaublichen Geschwindigkeit, und mir an ihrer Hand, den Ausgang ansteuert.

Fast stolpere ich über meine eigenen Füße, halte mich jedoch stabil und falle fast tollpatschig aus der Doppeltür, die hinter uns wieder zu schwingt.

Die warme Sommerluft empfängt uns mit einer angenehmen Brise, die Sonne auf unsere Haut strahlend und einer Hitze, in der ich es mit meinen Anzughosen nicht aushalte.

look at me now | germanWo Geschichten leben. Entdecke jetzt