fünfunddreißig

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"Ihr habt Passenger?" Meine Augen mussten leuchten, als ich die Filme durchging. "Die ganzen Filme hast aber nicht du geholt, oder?"

Schnell schüttelte Jackson den Kopf und sah mich mit einem abwertenden Blick an. "Niemals."

Ein Lachen entfuhr meinen Lippen und ich drehte mich zu ihm. Im Schneidersitz saß ich vor dem Regal und hob meinen Blick, um ihn anzusehen. "Lust einen zu schauen?"

Er verzog sein Gesicht. "Eigentlich nicht."

Ich legte meinen Kopf schief und stützte mich hinter mir auf meine Hände, während sich ein Grinsen auf meinem Gesicht bildete. "Das war kein nein."

Er verdrehte leicht seine Augen. "Aber dann wenigstens nicht zu kitschig."

Mit geweiteten Augen konnte ich meinen Ohren nicht trauen. Jackson hatte zugesagt? Zu einem Liebesfilm?

Strahlend, als ich realisierte, was er gesagt hatte, drehte ich mich wieder um und zog einen Film hervor.

Mit der DVD in der Hand sah ich über meine Schulter zu ihm. Er hatte seinen Kopf in den Nacken gelegt und seine eine Hand über sein Gesicht. Wahrscheinlich konnte er gerade selbst nicht glauben, auf was er sich hier eingelassen hatte.

Damit hatte ich auch ein paar Schwierigkeiten. Ich wusste auch, dass er mir wahrscheinlich den ganzen Film versauen würde, aber gerade war mir das egal. Was zählte war immer noch, dass er mich deshalb jetzt noch nicht fertig gemacht hatte.

"Guck mich nicht so an." Er richtete sich auf und kam unmotiviert auf mein strahlendes-Ich zu. Ein wenig Triumph mischte sich darunter, denn ich war mir bewusst, wie wenig Jackson das machen wollte und im Endeffekt hatte ich ihn irgendwo dazu bekommen.

"The Last Song?", fragte er, als er mir die DVD aus der Hand nahm und sich das Cover ansah. "Das hört sich schon dumm an."

"Der Film ist toll", meinte ich nur und stieß ihm leicht gegen sein Bein, da ich noch immer saß. "Außer ihr habt The Notebook, dann müssen wir The Last Song auch nicht gucken."

Der Junge zuckte mit den Schultern und deutete aufs Regal. "Keine Ahnung. Guck nach."

Das waren noch nicht alle DVD's die hier standen?

Begeistert verschob ich einige und eine zweite Reihe tauchte auf.
Wie respektlos The Notebook ganz nach hinten zu stellen, wenn es da war.

Es war mit Abstand der beste Film, den ich je gesehen hatte. Ich konnte einige Stellen mitsprechen und sowieso nie meinen Mund halten. Deshalb würde Jackson auch von jeder Szene Bescheid wissen, bevor sie kam.

Diese Filme brachten mich in eine andere Realität. Es tat mir gut mich in diese zu versetzten und endlich einmal Ruhe von meiner Realität zu finden. Und wenn man natürlich Gefallen an der Liebe oder ähnlichem hatte, kamen diese Filme perfekt. Denn dann konnte ich emotional alles ausleben, was mir eigentlich gar nicht wirklich passierte; was ich mir in Wahrheit wünschte.

"Hab ihn", ertönte Jackson's Stimme brummend und er hob einen Film aus einer Kiste neben der Couch.

Mein Herz machte einen Sprung und ich drehte mich ruckartig in seine Richtung. Mit dem fettesten Grinsen sah ich ihm nach, wie er zum Fernseher lief und sich neben mir niederließ.

Sein angenehmer Duft stieg mir in die Nase und seine unmittelbare Präsenz ließ mein Herz höher schlagen. Oder es war die Aufregung, wie Adrenalin durch meine Adern schoss.

Mit unruhigen Hände trommelte ich auf den Boden und beobachtete jede seiner Bewegungen genau, verfolgte seine großen Hände mit den zwei silbernen Ringen an seinen langen Fingern.

look at me now | germanWo Geschichten leben. Entdecke jetzt