siebenundzwanzig

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"Ich höre mir jeden Tag alles an was du erzählst, bin trotzdem immer bei dir und ich habe die beste Note meines Lebens bekommen." Er hatte seine Augenbrauen noch immer zusammengezogen und sah nicht sehr erfreut über meine kleine Rede aus. "Also nenn mich wie du willst."

Ich hielt meinen Atem an und mein Griff um den Becher wurde fester, während ich überfordert schluckte.

Trotzdem gab es ihm nicht das Recht so wie er es tat mit anderen Leuten umzugehen.

Ich riss mich zusammen und härtete meine Gesichtszüge. "Das bringt mir wenig, wenn man bedenkt, wie beschissen du mit mir umgehst. Nicht nur mir, ich meine auch anderen Leuten."

Er schüttelte seinen Kopf, während er mit sich zu ringen schien. "Dann sag mir, was ich tun soll."

Frustriert ballte ich meine Hand zu eine Faust. Er sollte damit aufhören, dass war das einzige, was ich von ihm verlangte. Aber das, was aus meinem Mund kam, war eindeutig nicht damit zu vergleichen.
"Lass mich in Ruhe."

Wenn wir uns nicht verstanden, egal wie oft es kurz davor, dass wir sehr gut miteinander zurecht kamen, dann hatte es einfach keinen Sinn, mich weiter mit ihm rumzuschlagen. Ich wusste sowieso von Anfang an nicht, warum ich etwas mit ihm unternahm.

Das hatte sich so plötzlich ergeben, dass es mir gar nicht klar geworden war. Aus dem Nichts tauchte er auf und war da. Machte mit mir ein Projekt, kam wegen mir auf eine Party, fuhr mich nach Hause, verteidigte mich unbewusst vor Eren und Lydia und hatte mir gezeigt, dass er gar nicht so schrecklich war, wie er es immer ausstrahlte.

Ich sah jedoch trotzdem keinen Sinn darin, weil er immer wieder in seine alte Rolle zurückfiel und ich damit nichts anfangen konnte. Ich dachte eigentlich, dass wir ganz gute Freunde werden konnten. Scheinbar lag ich verdammt falsch, was hätte man auch anderes erwartet.

Wenn er nicht gerade so komisch drauf war, war er eine tolle Gesellschaft. Mir auf jeden Fall lieber als alle anderen gerade.

"Ich habe nicht meine ganze Zeit mit dir verbracht, damit ich dich jetzt in Ruhe lassen soll", schnaubte er und kam ein paar Schritte auf mich zu. "Glaubst du nicht, dass ich weiß, wie beschissen ich zu anderen bin?"

Verständnislos lachte ich auf. "Und warum bist du es dann?"

Er legte seine Hand in den Nacken. "Keine Ahnung. Ich weiß es nicht, aber ich weiß, dass du die erste warst, die das nicht wirklich gestört hat."

Mein Brustkorb hob und senkte sich langsam und schwer. "Was soll das heißen?"

Er presste seine Lippen aufeinander und wandte seinen Kopf ab. "Dass ich dich nicht in Ruhe lassen will, weil-"
Er brach ab und seufzte. "Für was mache ich diesen Scheiß überhaupt?"
Er lachte kläglich auf und schüttelte erneut seinen Kopf. "Geh, wenn du gehen willst."

Mein Herz raste und das Blut rauschte mir in den Ohren.
Weil was? Was wollte er sagen?

Ich wusste gar nicht wohin mit mir, genau so wenig, wie ich mit der Situation umzugehen hatte. Meine Gedanken überschlugen sich und meine Augen waren geweitet, gleichzeitig spiegelte sich noch immer Frustration in meinem Gesicht wieder.

Und das war ich auch. Irgendwo war ich auch noch wütend auf ihn. Weil ich ihn nicht verstand. Ich konnte nicht sagen, was er als nächsten tun oder von sich geben würde. Er war zu kompliziert und unberechenbar.

"Du gehst mir so gegen den Strich", murmelte ich sauer, seufzte aber ergeben. "Warum willst du, dass ich bleibe?"

Dann ging ich eben taktisch vor. Und Fragen waren sie beste Taktik, um Dinge aus Leuten herauszubekommen.

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