siebenundvierzig

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Haley Pov

Erschrocken von seiner plötzlichen Aktion, die vollkommen unerwartet kam, riss ich meine Augen auf. Seine weichen Lippen pressten sich sanft auf meine, mit ein wenig verstärktem Druck, als er merkte, dass ich seinen Kuss nicht erwiderte.

Doch er konnte nicht alles mit Küssen regeln. Und er wusste das ganz genau.

Ich schloss meine Augen, erwiderte seinen Kuss für den Bruchteil einer Sekunde, um wenigstens das Gefühl zu bekommen Jackson wirklich zu küssen, seine warmen, weichen Lippen zu berühren, bevor ich ihm von mir wegstieß. Meine Hände waren gegen seinen Brustkorb gestemmt und meine Atmung ging unnormal schnell, als ich ernst zu ihm herauf sah, auch, wenn ich nicht wusste, ob ich wirklich die nötigen Nerven dazu hatte, dass Thema nun anzusprechen.

"Ich kann das nicht."

Meine Stimme war leise, jedoch laut genug, um eine Reaktion von Jackson zu bekommen, der meine Worte wahrgenommen hatte. Seine Augen waren geweiteter als sonst und sein Mund war einen Spalt geöffnet. Unordentlich fielen ihm seine unfassbar weichen Haare in die Stirn und verdeckten sein Stirnrunzeln leicht, welches sich auf seinem schönen Gesicht bildete.

Doch dann schien er zu realisieren, was ich gesagt hatte und wich zurück, nachdem seine Gesichtszüge fielen. "Was?"

Ich senkte meinen Blick auf den Boden und spürte, wie mein Brustkorb sich zusammenzog.

Ich wünschte es wäre nicht so kompliziert, wie wir es uns beiden machten. Aber ich konnte die Komplikationen nicht verhindern, denn ich ließ nicht mit mir spielen. Nicht nach all dem was passiert war.

"Ich lasse mich nicht konstant von dir rumschubsen. Du kannst deine schlechte Laune nicht einfach an mir rauslassen, wenn es dir passt, und ich lasse mich nicht von dir küssen, wenn du es willst, Jackson. Ich kann damit nichts anfangen, okay? Ich will einfach nur Klarheit, einfach nur jemanden, bei dem ich weiß, dass ich kein Problem bin." Zittrig atmete ich aus. "Ich weiß, dass das unfassbar egoistisch ist und ich weiß, dass ich mich nicht in die Opferrolle stellen sollte, aber du musst verstehen, was ich in den letzten drei Monaten mitgemacht habe und ich kann nicht mehr."

Meine Augen füllten sich ungewollt mit Tränen und es fühlte sich an, als würde mir jemand die Luft abschnüren. Ein großer Kloß bildete sich in meiner Kehle, der mir verbat weiterzureden.

Ich war so dumm. So, so dumm.

Und so egoistisch. Hierbei ging es nicht nur um mich. Ich wusste genau so, durch was Jackson gehen musste, um jetzt dort zu stehen, wo er stand. Er hatte beide seine Elternteile verloren, beide hatten ihn nicht behandelt, wie man ein Kind behandeln sollte. Ich wusste, dass er es nie einfach hatte und wahrscheinlich mit unserer Situation nicht klarkommt. Ich wusste, dass ich nicht die Hauptrolle spielte und trotzdem konnte ich einfach nicht mehr. Die ganze Last, die auf meinen Schultern lag schien auf mich einzukrachen, meine Gefühle nahmen überhand und mit einem Mal fühlte ich mich so ausgelaugt, dass ich mich einfach nur schlafenlegen wollte.

Die Zeit mit Izzy und Matteo, die wir heute zusammen verbracht hatten war schön und ich hatte schon lange nicht mehr so viel Spaß. Jedoch kam ich nicht über den Gedanken hinweg, dass ich alleine war. Ich hatte keine Eren mehr, mit welcher ich jede freie Sekunde verbracht hatte und welcher ich alles erzählen konnte, welche alles wusste. Egal, wie aufgeschlossen und nett Izzy war, sie war nicht Eren. Die alte Eren. Die, die noch meine beste Freundin war und mit mir durch dick und dünn ging. Die jetzige Eren konnte mir gestohlen bleiben.

Das änderte nichts an dem Fakt, dass ich niemanden mehr hatte, der alles über mich wusste, mir Komfort brachte, wenn ich ihn brauchte und jemand, der an meiner Seite war, egal was passierte.

look at me now | germanWo Geschichten leben. Entdecke jetzt