fünfundsechzig

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Jackson's Pov

Ich hatte es geschafft. Ich hatte es endlich geschafft.

Ich war über meinen Schatten gesprungen, meine Mauern waren gebrochen und alles, was mich in das tiefe, unendlich scheinende Loch gezogen hatte, war verschwunden.

Es blieb in der Vergangenheit. Eine Vergangenheit, die immer eine Vergangenheit bleiben würde, und nur über meine Leiche mit der Zukunft überlappte.

Nie wieder würde ich mit der Angst mehr leben müssen, die mich jeden Tag gequält hatte, die mich glauben ließ, dass ich der Böse war. Dass ich derjenige war, der alles zerstörte, der unfähig war ein normales Leben zu führen. Der glaubte, dass ich das Recht dazu nicht hatte.

Als kleiner Junge wurde ich von meinen Eltern getrennt, misshandelt von meiner eigenen Mutter, verlassen von meinem eigenen Vater. So, als wollten sie mich nie. Schließlich gab es keinen anderen Grund, außer dass ich ihnen im Weg war, richtig?

Richtig.

Und ich hatte damit gelebt, es akzeptiert und ein Ausweg war für mich nicht in Sicht. Ich hatte keine Wahl, noch nie.

Noch nie, bis auf jetzt.

Jetzt gerade, zwei Wochen nachdem ich es geschafft hatte, die Person für mich zu gewinnen, die mir mein Leben erleichtert hatte, die es so einfach scheinen ließ zu leben, saß ich hier auf dem ungemütlichen Stuhl, mein Körper in einen formellen Anzug gesteckt.

Mein Blick war hart, meine Augen starrten die Frau zu Boden, die ich einmal meine Mutter genannt hatte. Sie hatte diesen Titel nie verdient.

Die Luft war dick, die Spannung so klar im Raum, dass sie greifbar wurde, und mein Körper so unter Strom gesetzt, dass mein Herz einen Stillstand erleiden konnte.

Und dann, mit dem Schlag auf das Richterpult und einem einzigen Wort, war die Last weg. Sie flog hinfort, verließ mich für immer und sorgte für meine endliche innere Ruhe.

"Schuldig."

Ich war frei.

Bei Gott, ich war frei.

Frei. Nach all den Jahren.

"Jackson Benjamin Reed, ich bitte Sie mich zu begleiten. Sie dürfen den Saal nun verlassen."

Meine Augen fuhren durch den Saal, nur wenige Personen in mein Blickfeld tretend. Ein Security Guard erwartete mich an der Tür, doch mein Blick blieb an einem Junge hängen, vielleicht mein Alter vielleicht jünger. Seine Augen lagen auf mir, weshalb ich ihm einen kühlen Blick schenkte. Wer wusste, was er mit meiner Mutter zutun hatte.

Dafür hatte ich aber keine Zeit.

Ich sprang förmlich auf, ließ alles hinter mir, schloss mit der Vergangenheit im besten Wege ab, den es gab; Diana Reed ging ins Gefängnis. Für 13 Jahre.

In dreizehn Jahren war ich 31. Mein Plan? Eine Zukunft mit Haley. Haley Reed, wenn möglich.

Meine Haley, welche mir in die Arme sprang, sobald ich aus der schweren Flügeltür trat. Welche ihre Beine um meinen Torso und ihre Arme um meinen Hals schlang, um mir Sicherheit zu geben, um mir zu zeigen, dass sie für mich da war. Welche mich aus dem Loch gezogen hatte, ohne es wirklich zu merken.

Vielleicht war Liebe doch kein Scheißdreck. Vielleicht war Liebe ja ganz schön.

Vielleicht? Sehr wahrscheinlich traf es in meinem Fall eher.

Ich war mir zu hundert Prozent sicher, dass sie mein Ausweg war.

"Wie geht es dir, Jackson Benjamin Reed?"

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