Wellen der Panik überrollen mich und geben mir das Gefühl gleich in Ohnmacht zu fallen.
Schwarze Punkte tanzen flimmernd vor meinen Augen und trüben meine Sicht, als ich mich ohne weiter nachzudenken in Bewegung setzte.
Mein Gehirn schaltet auf Autopilot, während ich blindlings den sandigen Weg entlang und zurück in den Wald renne.
Meine Umwelt verschwimmt zu einem Meer aus sich rasch abwechselnden Grün-und Brauntönen, doch anders als auf dem Hinweg nehme ich mir keinen Augenblick um die Schönheit der Natur zu bewundern.
Die Angst um meine Familie und Freunde treibt mich gnadenlos an und bringt mich an mein körperliches Limit, während ich durch unser Territorium jage.
Doch trotz meiner übermenschlichen Geschwindigkeit kommt es mir so vor, als würde ich durch zähflüssigen Sirup waten.
Jede Sekunde, die verstreicht befeuert die Angst in meinem Herzen weiter und ermöglicht der Furcht in mir zu wachsen und zu gedeihen.
Es ist ein Wettlauf gegen die Zeit, doch ich will und kann nicht als Verlierer enden.
Als ich schließlich die Grenze überquere, drohen meine Lungen schon fast in meinem Brustkorb zu explodieren, doch ich ignoriere den Schmerz und ziehe mein Tempo sogar noch etwas an.
Gleich einem Wirbelsturm fege ich durch das Dickicht des Waldes und hinterlasse eine Schneise der Zerstörung hinter mir.
Vor mir beginnt sich der Wald zunehmend zu lichten und kurze Zeit später lasse ich auch schon die Bäume hinter mir und stürme am Ufer des Fjordes entlang, direkt auf die kleine Ansammlung von roten Holzhütten zu.
Auch wenn ich noch ein gutes Stück entfernt bin, trägt mir der Wind fetzenhaft Kampfgeräusche zu.
Ich nehme das Brechen von Knochen und das Reißen von Fleisch wahr, und mit jedem schmerzhaften Aufschrei bricht mein Herz ein Stückchen mehr.
Die Luft wird zunehmend vom beißenden Geruch nach Blut erfüllt und ich unterdrücke den Reflex zu würgen.
Jeder meiner Schritte bringt mich dem Schlachtfeld, einem Ort des Grauens, näher.
Nach einer gefühlten Ewigkeit erreiche ich endlich das Getümmel vor mir und finde mich umringt von kämpfenden, ineinander verbissenen Werwölfen wieder.
Es ist schwer zu sagen welche Krieger dem Nord- und welche dem Westruddel angehören, da alles was man sehen kann, Fell und ab und an das aufblitzende weiß gebleckter Fangzähne ist.
Tränen schießen mir in die Augen, als ich mir verzweifelt einen Weg durch das Meer aus Kämpfenden bahne.
Der Boden unter meinen Füßen ist vom vergossenen Blut schon so rutschig, dass ich einige Male wegrutsche und nur mit Mühe die Balance halten kann, um einem Hinfallen zu vermeiden.
In meinen Kopf herrscht Chaos, da ich viel zu überfordert von den ganzen, von allen Seiten auf mich einströmenden, Sinneseindrücken bin.
Aber auch wenn ich momentan orientierungslos bin, so habe ich dennoch ein Ziel vor Augen, da ich weiß, dass meine einzige Chance, diesen Krieg zu beenden, darin besteht, meinen Vater oder Sijan zu finden.
Ich will mich gerade zu einer Anhöhe durchdrängen, um mir einen besseren Überblick über die Situation zu verschaffen, als ein brennender Schmerz in meiner Schulter explodiert.
Zornig wirble ich herum und finde mich Angesicht zu Angesicht mit einem cremefarbenen Wolf wieder.
Das Raubtier blickt mich aus hämisch leuchtenden, giftgrünen Augen an und lässt mir damit keinen Zweifel daran, wen ich gerade vor mir habe.
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Saoirse
Werewolf♤ Als ich aus der Zelle durch die Tür in Richtung Freiheit ging, wusste ich, dass ich meine Verbitterung und meinen Hass zurücklassen musste, oder ich würde mein Leben lang gefangen bleiben. ~Nelson Mandela ...