„Du hast Angst“, stellt der Blonde nüchtern fest.
„Wovor?“, für den nächsten Augenblick starrt er mich so unverhohlen und durchdringend an, dass anstelle von Blut Hitze durch meine Adern fließt.
Ich verschränke ablehnend die Arme vor der Brust und funkle ihn wütend an.
„Hör auf meine Gefühle auszuspionieren“, fordere ich ertappt und aufgebracht, wärend ich spüre wie meine Wangen erröten.
„Du lässt es so klingen als hätte ich die Kontrolle darüber“, schnaubt Siljan, doch ein Funke von Interesse blitzt aufgrund meiner hitzigen Reaktion in seinen Augen auf.
Ich seufze resigniert.
Er hatte Recht.
„Es ist diese Ungewissheit“, gebe ich schließlich zu, „ die Angst davor nicht zu wissen, was das Schicksal für mich noch in der Zukunft bereit hält“.
Meine Schultern sacken nach unten.
„Ich fühle mich wie eine Schachfigur auf dem Spielbrett meines Lebens“, gestehe ich weiterhin.
Mein Gegenüber sieht mich nachdenklich an.
„Niemand kennt den Weg, der noch vor ihm liegt und dennoch müssen wir ihn alle gehen, um an das Ziel zu gelangen. Und ob dir Steine den Durchgang versperren oder nicht, liegt außerhalb deines Einflussbereichs. Das ist eben die Unberechenbarkeit des Schicksals.“
Er macht einen langen Schritt nach vorne auf mich zu und die Atmosphäre um uns herum verändert sich schlagartig.
„Was du allerdings selbst bestimmen kannst, ist die Entscheidung darüber, welche Rolle du auf deinem Schachbrett spielen willst“, raunt Siljan heiser.
Das fast schon elektrische Knistern in der Luft zwischen uns ist mir nur allzu bewusst.
Im Augenwinkel nehme ich war, wie seine Finger verdächtig in meine Richtung zucken, doch dieses Mal verliert er nicht die Kontrolle an seine wölfische Seite und ballt die Hand zur Faust.
Mein Herz flattert aufgeregt und ein Teil von mir wünscht sich, er hätte mich erneut berührt.
Wünscht sich, erneut diese alles versenkende Hitze zu spüren, die bei unserem Hautkontakt durch meinen ganzen Körper schießt.
„Willst du deinen Weg selber bestimmen können oder bist du mit begrenzte Zugmöglichkeiten zufrieden?“, fügt er hinzu, ehe er den Kopf ein wenig mehr zu mir hinab neigt.
„ Es liegt bei dir, bist du die Dame oder nur ein Bauer?“.
Seine Augen befinden sich nun direkt auf der selben Höhe wie die meinen und drohen mich förmlich zu durchbohren.
Mein Atem geht abgehackt und es fällt mir unglaublich schwer auch nur einen klaren Gedanken fassen zu können.
„Was spielt es für eine Rolle, welche Figur ich bin, wenn das Ziel doch das gleiche bleibt?“, bringe ich keuchend hervor.
Ein feines Lächeln schleicht sich auf die Lippen des Blonden.
„Den König matt zu setzten? Du lässt es so klingen, als hättest du das nicht schon längst geschafft“, knurrt er spöttisch und die Farbe seiner Augen wird dunkler.
Ich grabe meine Finger in den Stoff meiner Hose um sie davon abzuhalten auch nur in die Nähe seines Körpers zu gelangen.
Aber nicht nur für mich scheint die Situation strapaziös zu sein, denn auch die Muskeln an Siljans Oberarm zucken verräterisch, was mir zeigt das er ebenfalls um seine Beherrschung ringen muss.
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Saoirse
Hombres Lobo♤ Als ich aus der Zelle durch die Tür in Richtung Freiheit ging, wusste ich, dass ich meine Verbitterung und meinen Hass zurücklassen musste, oder ich würde mein Leben lang gefangen bleiben. ~Nelson Mandela ...