Kapitel 9

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Eine Berührung die so hauchzart ist, das man sie kaum wahrnimmt, reißt mich aus meiner Ohnmacht.

Ein Seufzen entweicht meinen Lippen und ich drehe mich träge auf meine andere Körperhälfte, schließlich bin ich noch nicht bereit aufzuwachen.

Ich fühle mich gerade so geborgen und so tief habe ich schon lange nicht mehr geschlafen.

Das muss wohl an meinem Traum gelegen haben, in diesem bin ich immerhin durch die unendlichen Weiten des Waldes gestreift, ehe ich meinen Ruhepol und auch meinen Frieden am Ufer eines gewaltigen Fjordes gefunden habe.

Schon seit ich denken kann hat die mich umgebende Natur eine einzigartige Wirkung auf mich.  Bin ich von ihr umschlossen ist mein Kopf und meine Seele frei.

Folglich gibt es nichts schlimmeres für mich, als irgendwo gefangen zu sein.

Zufrieden stelle ich fest, das eine erneute Berührung aus bleibt und meine Mutter ihr Vorhaben mich aufzuwecken, aufgegeben zu haben scheint.

Sehr gut, soll meine Familie doch ohne mich Frühstücken.

Ich grummle leise und wickle mich fester in die dicke, wärmespendende Bettdecke ein, wärend ich versuche meine Gedanken wieder auf mein idyllisches Plätzchen an dem ruhig fließenden Meeresarm zu lenken.

Ich will dort hin zurück und weiter träumen.

Als ich jedoch wieder in das Land der Träume eintauche sind meine Gedanken unruhig und verworren.

Ich fühle mich gehetzt, befinde mich auf der Flucht.

Doch nicht nur meine Gefühlswelt sondern auch meine Perspektive ist hier anders. Wie ein Geist schwebe ich über der Szenerie unter mir, in der gerade ich, oder ein Mädchen das genauso aussieht, durch den Wald sprintet.

Die Rothaarige scheint blind vor Wut, als sie sich unkontrolliert in eine schlanke rotbraune Wölfin verwandelt und in ihrer Gestalt weiter durch den Birkenhain hetzt.

Sie scheint so blind vor Wut zu sein, das sie den immer näherkommenden Abgrund einer Klamm vor ihr, zu übersehen scheint.

Ich gerate in Panik und fange an zu schreien um sie zu warnen, doch meine Bemühungen bleiben erfolglos.

Hilflos muss ich zusehen wie das Mädchen ungebremst über den Rand der Schlucht stürmt und somit der tödlichen Gefahr entgegen fällt.

Ein Schrei lässt mich hochfahren, und völlig durcheinander bemerke ich erst einen Moment später das es mein Eigener war.

Mein Herz schlägt so schnell, dass es droht mir aus der Brust zu springen und meine Haut ist von einem kalten Schweißfilm überzogen.

Atemlos versuche ich nach Luft zu schnappen, schließe für einen Moment meine Augen und lasse mich kraftlos zurück in die Kissen sinken.

Ein Traum, es war nur ein Albtraum.

Diese Worte wiederhole ich wie ein Mantra in meinem Kopf, solange bis ich mich wieder halbwegs beruhigt habe. Nun auch in der Lage meine Umgebung wahrzunehmen, lenke ich meine Aufmerksamkeit jetzt auf das Zimmer, in dem ich bis eben noch geschlafen habe.

Sonnenlicht scheint durch ein großes geteiltes Fenster und flutet den Raum mit seinen goldenen Strahlen. Es scheint noch früher Morgen zu sein.

Neben einem geräumigen Kleiderschrank, an dessen Tür ein runder Spiegel hängt und dem gestreiften, etwas durchgesessenen Sessel in der Ecke, sowie dem Doppelbett in dem ich liege, wird die Räumlichkeit weiterhin durch einen flauschig aussehenden Teppich und ein kleines Beistelltischchen auf dem sich frische Blumen und eine Lampen befinden, ausgemacht.

SaoirseWo Geschichten leben. Entdecke jetzt