Kapitel 57

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P.o.V.: Aeryn Engel 

Seufzend beende ich den Haarekämmen und warf einen letzten prüfenden Blick in den Spiegel. Seit ich die Mittagessgemeinschaft verlassen hatte, jagten sich trübe Gedanken in meinem Kopf.

Ich wollte, dass es immer so entspannt war wie heute. Klar, sie waren chaotisch und laut, schlugen über die Strenge und benahmen sich ab und an seltsam, aber die letzten Tage hatten mir vor Augen geführt, dass ich mich schon sehr daran gewöhnt hatte. Ich wusste nicht, warum sie heute so blendend drauf gewesen waren, deswegen war es ungewiss, ob sie Morgen wieder in diese düstere Art verfallen würden.

Kaum zu glauben, aber ein Abschied würde mir schon schwerfallen. Gab ich Meggie gegenüber zu. Solange ich mit meiner Mutter war, hatte ich damit kein Problem. Ich hatte zwar Orte, die ich lieber mochte als andere, aber der Abschied ist mir am Ende nie schwergefallen.

Du musst ja auch nicht gehen. Gab Meggie zu bedenken. Und hör auf dir darüber Gedanken zu machen, ob sie Morgen auch so gut drauf sind. Wir können uns Morgen sorgen darüber machen.

Wahre Worte. Gab ich schmunzelnd zu. Ich zog mir nach kurzer Überlegung einen Pullover über. Dadurch das ich Morgen keine Schule hatte, konnte ich bis kurz vor dem Sonnenaufgang draußen bleiben. Vielleicht hörte es ja auf zu Nieseln, dann konnte ich falls nötig so tun als sei ich Joggen gewesen oder so.

Dann lass uns losgehen. Schloss ich meine Vorbereitungen ab. Ich würde heute erst auf dem Rückweg bei Mystras klopfen, falls das notwendig war. Es war nicht gut, wenn er zu oft mitbekam wie ich mich hinausschlich. Das würde seine ohnehin schon große Neugier noch verstärken.

Meggie stimmte ohne viel Motivation zu, den auch wenn sie mich aufheiterte fühlte sie sich ähnlich. Mit einem seufzen hüpfte ich aufs Dach. Inzwischen wusste ich wie viel Zeit ich hatte, bis die nächsten Wölfe im Garten auftauchte und wie ich auch ohne Magie nicht von der Wache im Garten bemerkt wurde.

Dicht über den Baumwipfeln segelte ich Lautlos dahin und suchte in den Schatten des Waldes nach den Silhouetten von Menschen oder Wölfen. Es hatte nicht aufgehört zu Nieseln, es hatte nicht einmal angefangen zu regnen, was mir bei weitem lieber gewesen wäre, weshalb unsere Laune im Keller war.

Genervt schüttelte ich den Kopf, um die Tropfen abzuschütteln, die sich langsam zu Rinnsalen gesammelt hatten und um die düsteren Gedanken zu verscheuchen.

Doch keine Minute später lief ein weiterer Tropfen über meine Nüstern sodass ich Prusten musste, um sie nicht einzuatmen. Wie selbstverständlich war ich dazu übergegangen meinen Aufbruch zu Planen für den Fall, dass irgendein Verdacht aufkam was ich wirklich war – oder Meggies Existenz herauskam. Wohin als nächstes? Wo auf keinen Fall? Wie sollte meine Route aussehen, um eventuelle Verfolger Irre zu führen? Wen konnte ich um Hilfe bitten und wer davon war in erreichbarer Nähe? Anfangs hatte ich mich versucht davon abzulenken, doch da diese Art der Planung immer wieder zurückkam, ließ ich es schließlich zu und erklärte Meggie bei der Gelegenheit was es zu beachten und zu vermeiden galt.

Es war eine Willkommene Beschäftigung. Es hatte sich nicht einmal gelohnt mein trockenes Zimmer zu verlassen. Es war eine ruhige Nacht. Weder Freunde noch Feinde schienen erpicht darauf bei diesem Wetter miteinander zu kämpfen und ich spielte schon mit dem Gedanken zurück zu kehren, als das gleichmäßige Trommeln von Pfoten meine Ohren erreichte.

Sachte zog ich einen Flügel an, sodass ich einen weitläufigen Bogen über die Reviergrenze machte und anschließend hinter den Werwölfen aufschloss, so dass die Möglichkeit mich zu entdecken gering blieb, auch wenn ich mit den Flügeln schlug.

Ich hatte es nicht eilig. Es gab keinen Zweifel das die beiden keine Feinde waren. Sie machten sich nicht die Mühe leise zu sein, das Trommeln ihrer Pfoten war schwer und irgendwie Träge und sie hielten in gerader Linie auf das Rudelhaus zu.

Die Mate des AlphasWo Geschichten leben. Entdecke jetzt