P.o.V.: Aeryn Engel
Die nächsten Tage vergingen ähnlich. Ich ging in die Schule, bekam nichts mit und flog nachmittags bis zur Erschöpfung. Pausenlos versuchte ich Meggi aus ihrer Isolation zu holen. Ich versuchte mit Gewalt hinter ihre Mauern zu gelangen, mit Betteln, mit flehen und Drohungen. Manchmal übermannte mich Verzweiflung, manchmal Wut. Aber das Ergebnis blieb immer gleich:
Meggi blieb stumm.
Während ich gegen Meggis Mauern ankämpfte Isolierte ich mich dadurch fast vollständig von der Außenwelt, und obwohl ich Mechanisch zur Schule ging, konnte ich mich weder daran erinnern was ich dort tat noch wen ich dort traf. Aber nicht nur meine Sozialen Kontakte litten unter meiner Fokussierung auf Meggi. Ich hatte während dieser Zeit schlichtweg vergessen zu Essen, nur wenig getrunken und noch weniger geschlafen obwohl ich mich jeden Tag körperlich und geistig verausgabte. Und das hält kein Körper lange durch. Dazu kam, dass ich generell mehr Energie verbrauchte als normale Menschen, vor allem wenn ich mich verwandelte. Und so wunderten die Konsequenzen wahrscheinlich nur mich.
Ich war gerade mitten in einer der Kämpfe gegen Meggis Mauer, als ich ruckartig in die Realität zurückgeholt wurde. Ich fand mich bevor ich ganz realisieren konnte was passiert war, auf dem Boden wieder. Um genau zu sein auf den Stufen vor der Schule. Dem Sonnenstand nach zu urteilen verließen wir gerade die Schule, um nach Hause zu gehen doch abgesehen von der üblichen Truppe und Pablo, der zumindest in der Schule inzwischen eigentlich auch dazu gehörte, war der Schulhof leer.
„Aeryn?! Menschenskinder, Aeryn! Ey ihr Trottel wartet! Aeryn ist hingefallen!" hörte ich Pablos stimme aufgeregt neben mir. „Schon gut, ich bin ja nur gestolpert." Grummelte ich leise. Doch natürlich hatten mich zumindest die Werwölfe verstanden. Sie hatten sich zu mir umgedreht und die die schon ein Stück vorgelaufen waren kamen eilig zurück. Mich selbst im Stillen verfluchend versuchte ich wieder aufzustehen, musste aber feststellen, dass mein Körper den Sturz als Einladung zu einem Generalstreik verstanden hatte und gab es nach ein paar Minuten einfach auf. „Mensch Aeryn! Alles klar?! Soll ich dir helfen?" fragte Pablo immer noch total aufgeregt und reichte mir schon seine Hand bevor ich irgendwie Antworten konnte. Dankbar ergriff ich sie und kam mit seiner Hilfe wieder auf die Beine. „Schon gut, macht euch keine Gedanken. Ich fühle mich nur müde. Geht gleich wieder" nuschelte ich vor mir hin und versuchte es mit einem beruhigenden lächeln. Was mir wohl eher weniger gelang denn einige schnaubten spöttisch und andere gaben Kommentare ab die alle in die Richtung „Wer es glaubt wird Seelig" gingen. „Nein ich meine es ernst, mir geht's gut." Versuchte ich ihnen glaubhaft zu versichern, doch den Moment suchte sich mein Gelichgewichtssinn aus, um zu versagen sodass ich nach vorn kippte und nur dank Coles schneller Reaktion nicht noch einmal den Boden meine Aufwartung machte.
„So jetzt reicht es auch mit dem Hungerstreik, wir gehen essen, Cole, ruf mal Kai und Michael an." Gab Aiden ruhig Anweisungen. Irgendwo in meinem Kopf flüsterte eine kleine Stimme, dass er nicht der richtige war, um Anweisungen zu geben. Doch da ich auch nach kurzem Überlegen nicht drauf kam was mich an der Situation störte, gab ich es auf. „Ich habe nicht Hunger gestreikt." Protestierte ich dennoch zögerlich. „Wann hast du denn das letzte Mal gegessen?" fragte mich Aiden unvermittelt, und seine Dunklen Mandelaugen musterten mich kritisch und aufmerksam. Ein Blick in die Runde verriet mir, dass nicht nur er mich mit besorgter Aufmerksamkeit beobachtete. Das war für mein empfinden zu viel Aufmerksamkeit. Ich hatte das Gefühl, dass sie jeder meiner Bewegungen nicht nur wahrnahmen, sondern sogleich Kollektiv analysierten.
Unvermittelt spürte ich Angst in mir aufkeimen. Angst, die ich mir nicht erklären konnte und derer ich nicht Herr wurde. Ich schloss meine Augen und senkte meinen Kopf damit ich nicht panisch nach einem Fluchtweg zu suchen begann. Ich atmete tief durch und Zwang mich ruhig zu bleiben. „Aeryn?! Was ist mit dir?" wieder Pablo und diesmal spürte ich seine Hände auf beiden Schultern. Erdrückend, schwer, fesselnd. Ich hob mein Kopf und öffnete die Augen, um ihm zu sagen das alles gut war, doch er stand direkt vor mir, ein Stück zu mir heruntergebeugt, direkt hinter ihm Aiden und Leon. Das Gefühl umzingelt zu sein war vermutlich nur das Tröpfchen das nötig war um das Fass zum überlaufen zu bringen. Hätte ich meine Reaktion irgendjemanden erklären müssen, hätte ich nicht gewusst wie.
In einem Moment stand ich noch im Kreis der Jungs, müde und kraftlos, im nächsten Moment stieß ich erst Pablo, dann Luke von mir, der mich wohl aufzuhalten versuchte und rannte davon. Ohne wirklich zu wissen wohin und immer schneller als ich schritte hinter mir hörte.
Als ich mich schließlich keuchend und mit Seitenstechen an eine Wand lehnte war nichts zu hören als das rauschen meines eigenen Blutes in meinen Ohren und hin und wieder das entfernte Brummen eines Autos. Erschöpft schloss ich die Augen und lehnte meine Stirn gegen den kühlen Stein der Mauer.
Und plötzlich war es dunkel um mich herum. Ich nahm nichts mehr wahr und die Zeit war kein relevanter Faktor mehr. Und die Stille tat mir gut. Ich tat nichts, nicht einmal Atmen ich konnte mein Sein einfach an mir vorbeilaufen lassen, versunken in angenehmer Finsternis.
Jetzt komm endlich aus dieser bescheuerten Ecke! Was denkst du eigentlich was das werden soll? Aber eigentlich verspürte ich keinerlei Lust dazu mich irgendwie zu bewegen. Und das sagte ich der nervigen Stimme. Jetzt mach, sonnst treten sie uns die Tür ein. Das verwirrte mich. Hä? Gab ich daher nur als Antwort. Hier gab es keine Türen und abgesehen von der Stimme und mir war hier niemand. Jetzt stell dich nicht so an. Jetzt komm da raus. Sie haben Pizza und du hast unseren Körper ganz schön runter gewirtschaftet. Ich will die Pizza. Die Stimme hatte einen Zornigen Ton angenommen und die Dunkelheit um mich herum schien darunter zu vibrieren. Dann hol sie dir doch. Aber ich bleib hier. Versuchte ich mich in meine Dunkelheit zu klammern die langsam um mich her auf brach. Okay, ich habs ja kapiert. Das ist ein furchtbares Gefühl. Okay? Außerdem kann ich nicht einfach da raus gehen. Ich hab doch verschiedenfarbige Augen. Jetzt war der Ton der Stimme sanfter, dennoch zog sie mich erschreckend strak aus der Dunkelheit. So und jetzt mach. Und damit kamen alle Gefühle wieder. Kälte an meiner Stirn, schmerzen in gefühlt jedem Muskel meines Körpers, warmer, weicher Teppich unter meinen Händen und ein dröhnendes Pochen in meinem Kopf. Langsam öffnete ich die Augen und starrte in die Augen eines Geistes: Blass blaue, von dem eines immer noch einen sanften Orangeschimmer hatte, Blutunterlaufene Augen starrten mich aus einem eingefallenen und Augenringen geprägtes Gesicht heraus an. Vielleicht hat sie geweint? Dachte ich verwirrt und musterte die Rote Haarsträhne, die vor einem Ohr herunterhing. Hör auf zu spinnen. Das ist dein Spiegel. Und jetzt steh auf. Fauchte mich die Stimme an. Erschrocken hob ich den Kopf und sah mich nun komplett. Ich war dünner, in mich zusammengesunken und blass. Noch blasser als sonnst. Meine Roten Haare hingen in unordentlichen Strähnen von meinem Kopf. Eine Haarbürste hatte ich wohl länger nicht benutzt. Nur um sicherzugehen fuhr ich mit einer Hand durch sie hindurch. Kam aber nicht weit, dazu waren sie zu verknotet. Ich fuhr zusammen als plötzlich das Dröhnen von Fäusten, die gegen eine Tür hämmerten, zu mir durchdrang. So schnell es eben ging richtete ich meinen Schmerzenden Körper auf. Und schließlich öffnete ich die Tür.
Noch immer drehten sich meine Gedanken in einem unendlich langsamen Strohm um sich selbst. Doch in dem Moment wo ich Kai vor der Tür erkannte, erkannte ich auch die Stimme in meinem Kopf: „Meggie?!"
Kai, der zu spät realisiert hatte, dass ich die Tür geöffnet hatte und mit seiner Faust fast mich geschlagen hatte verstummte. Er hatte sich hastig entschuldigt. Verwundert sah er mich an. „Ich bin es ja gewöhnt, dass man mich Manchmal Michael nennt aber Meggie?"
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Die Mate des Alphas
WerewolfAeryn Engel zieht nach dem Tod ihrer Mutter zu ihrem Vater. Was sie nicht weiss ist das dieser der Beta eines Werwolfsrudels ist. Neben den üblichen Probleme eines normalen 17-Jährigen Mädchens, muss sich Aeryn also auch mit ihrem "Mate" und der Wa...